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Artikel vom 30.08.2007

Die Energiewende ist möglich – Neue Energie – Neue Arbeitsplätze

Nur ein rascher und radikaler Umstieg auf 100 % erneuerbare Energie kann das Weltklima und damit die Lebensgrundlagen für unsere Kinder und Enkel noch retten. Das Ziel kann weder 20 noch 50 % heißen, sondern nur 100 % erneuerbare Energie. Nur diese politische Strategie kann erfolgreich sein. Alles andere ist unglaubwürdiges Taktieren.

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Natürlich ist die hundertprozentige Energiewende nicht in wenigen Jahren, auch nicht bis 2020, erreichbar. Aber: Was würden Sie, liebe Leser, von einem Reisebüro halten, das Fernreisen anbietet, aber als Ziel lediglich den Frankfurter Flughafen als Zwischenstopp nennt, aber das eigentliche Endziel nicht angibt. Wäre so ein Reiseveranstalter glaubwürdig oder lächerlich? Aber genau so verhält es sich heute mit den 20 %-Erneuerbare-Energien-Politikern.Glaubwürdig und erfolgreich ist nur, wer die hundertprozentige solare Energiewende anstrebt und die Wege zu diesem 100 %-Ziel aufzeigt. Deshalb müssen die EU und die Bundesregierung endlich diesen Beschluss fassen:

"Wir erklären unseren festen Willen, in einer Generation - also bis circa 2040 - auf 100 % erneuerbare Energien umzusteigen."

Es gibt Regionen und Landkreise in Deutschland - zum Beispiel Freising oder Konstanz oder einige Kommunen um Freiburg -, die sich zum Ziel gesetzt haben, schon bis 2030 zu 100 % erneuerbar zu werden. Oder die schwedische Regierung: Sie hat beschlossen, bis 2020 zu 100 % vom Erdöl wegzukommen und dafür nachwachsende Rohstoffe zu fördern und zu nutzen. Die französische Regierung hat von 1965 bis 1985 den Anteil ihres Stroms über Atomkraftwerke von Null auf 75 % erhöht. Warum soll ein ähnlich hoher Anteil erneuerbarer Energie nicht auch in derselben Zeit möglich sein?

Entscheidend dafür ist der politische Wille. Die Techniken sind vorhanden. Zum Bau eines Windrads braucht man 10 bis 15 Wochen - zum Bau eines Atomkraftwerkes 10 - 15 Jahre. Eine Photovoltaikanlage auf Ihrem Hausdach ist in zwei Tagen montiert. Nichts ist schneller einzuführen als erneuerbare Energien. Worauf also warten wir eigentlich?

Nicht wortreiche internationale Erklärungen, sondern nur ein beispielhaftes Verhalten bringt etwas Tugendhaftes hervor. Wie rasch die Energiewende wirklich möglich ist, beweisen die Mönche der Benediktinerabteil in Münsterschwarzach bei Würzburg.

Mit Blick auf das neue Jahrtausend hatten die Mönche im Jahr 200 ein ökologisches Zeichen gesetzt. Nach der Lektüre des Buches "Der ökologische Jesus - Vertrauen in die Schöpfung" beschlossen sie, in 10 Jahren mit regenerativen Energien aus der Region zu 100 % energieautark zu sein. 2007 hatten sie ihr Ziel bereits zu 95% erreicht.

"Achtsamer Umgang mit der Schöpfung ist unser benediktinischer Auftrag", erklärten mir die engagierten Benediktiner. Zudem müssten Christen unbedingt daran arbeiten, dass auch künftige Generationen sich an einer lebenswerten Umwelt erfreuen könnten. "Um in den Himmel zu kommen", meinte ein Mönch, "müssen wir auf der Erde etwas bewegen".

Die frommen Männer gingen Schritt für Schritt ihrem Ziel entgegen. Sie reaktivierten 2001 ein altes Wasserkraftrad und bauten eine Photovoltaikanlage auf ihre Schule. 2002 beteiligten sie sich an einem Windpark. 2003 richteten sie eine Holzenergiezentrale ein und installierten Sonnenkollektoren. Ein Biogas-Blockheizkraftwerk, das Strom und Wärme erzeugt, folgte 2006.

Bislang musste das große Kloster in 100 Gebäuden für 1.300 Menschen pro Jahr 650.000 Liter Heizöl verfeuern und hatte etwa 1 Million Kilowattstunden Stromverbrauch. Inzwischen wurde der Ölverbrauch um 600.000 Liter pro Jahr auf 50.000 Liter reduziert und im Strombereich werden sogar 300.000 Kilowattstunden mehr Ökostrom produziert als selbst verbraucht wird. Der Überschussstrom wird ins öffentliche Netz eingespeist.

Dieses vorbildliche Kloster bewies: Energiewende und Klimaschutz sind möglich. Tausende anderer Beispiele beweisen es auch. Die Mönche von Münsterschwarzach leben nach dem Motto ihres Ordensgründers: Ora et labora - bete und arbeite. Nach dieser "Regel" haben sie auch ihren Energiebedarf umgestellt. Sie haben daran geglaubt und dafür gearbeitet. So einfach ist das.

Oder ein zweites Beispiel für die hundertprozentige Energie-Autonomie

Wie einst Asterix und Obelix im heroischen Kampf Julius Cäsar trotzten, so erkämpfte die südburgenländische Stadt Güssing in Österreich in den letzten Jahren ihre Energie-Unabhängigkeit von außen. Die 27.000 Einwohner von Güssing sind heute energieautonom. Asterix und Obelix nutzten einst einen selbst zubereiteten Zaubertrank.

Güssings Zauberformel ist die energetische Selbstversorgung bei Strom, Wärme und Kraftstoffen. Sogenannte Experten hatten noch vor 15 Jahren nur gelacht, wenn sie von Plänen hörten, dass Güssing zu 100 Prozent energieunabhängig werden wollte.

Inzwischen hat die Stadt ihr Ziel erreicht, weist eine hervorragende Luftqualität auf und hat zusätzlich mehrere hundert Arbeitsplätze geschaffen. Die gesamte Wertschöpfung durch die Energiegewinnung vor Ort bleibt in der Region. Sie versorgt ihre Einwohner durch Biomasse, Biodiesel und Solarwärme mit aller Energie, die in Güssing und sogar noch darüber hinaus gebraucht wird. Durch seine Energieüberschüsse wurde Güssing zum Energieexporteur.

Demnächst gibt es in Güssing sogar solare Kühlung zum Nulltarif. Und so ganz nebenbei besuchen jede Woche circa 300 Öko-Touristen aus aller Welt die kleine Stadt, um das Energie-Wunder, das gar keines ist, zu bestaunen. Diese Stadt beweist: Güssing kann überall werden. Den Bedenkenträgern bei der Nutzung der Bioenergie sollen zwei Zahlen verdeutlichen, was nachwachsende Rohstoffe als umweltfreundliche Energiequelle zu leisten vermögen: Im Bezirk Güssing reicht ein Fünftel der im Wald immer wieder nachwachsenden Rohstoffe aus, um die gesamte Strom- und Wärmeversorgung der 27.000 Einwohner zu sichern. Zudem wird soviel Treibstoff regional produziert wie die Stadt braucht, etwa 1,5 Millionen Liter pro Jahr. Die Einwohner von Güssing sparen jetzt etwa die Hälfte der früheren Energiekosten.

Noch vor 20 Jahren war Güssing die strukturschwächste und ärmste Region in Österreich. Inzwischen, dank des ökologischen Energiewunders, sprudeln die Steuereinnahmen der Stadt, die auch immer mehr Gewerbebetriebe anzieht und nahezu Vollbeschäftigung aufweisen kann.

Die Energieautonomie des Klosters Münsterschwarzach und der Stadt Güssing zeigen ganz deutlich, wer die Schlüsselträger und die Schlüsselfiguren der solaren Energiewende sind: Es sind kluge Kommunalpolitiker und verantwortungsbewusste Einzelpersonen, Bürgermeister und Landräte, Hausbesitzer, Bauern, Förster und Handwerker. Die Vertreter der alten Energiewirtschaft werden sich oft eher als Verhinderer denn als Helfer zeigen. Menschen, die dafür bezahlt werden, dass sie die Wahrheit vertuschen, tun sich schwer, sich mit der Wahrheit anzufreunden. Und nur die Wahrheit über die immer mehr zunehmenden Probleme der bisherigen Energieversorgung wird uns frei machen für die hundertprozentige solare Energieautonomie. Der jährliche Energieverbrauch der Erde wird von der Sonne in nur einer Stunde geliefert.

Zur Wahrheit gehört auch, dass sich die hundertprozentige solare Energiewende nirgendwo als ökonomische Last, sondern als ökonomischer, sozialer, ethischer und ökologischer Gewinn erweist. Es geht um eine neue technologische Revolution, welche die volkswirtschaftliche Produktivität erhöht: Es entstehen neue industrielle und agrarische Arbeitsplätze und neue technologische Dienstleistungen, eine größere Versorgungssicherheit und weniger Umweltkosten. Erneuerbare Energien bieten die riesige Chance neuer ökonomischer Dynamik. Die Erneuerbaren Energien in Deutschland haben seit dem Jahr 2000 über 50 Millionen Tonnen CO2 eingespart und 218.000 neue Arbeitsplätze geschaffen.

Viele Studien zeigen, dass und wie das 100 %-Ziel in Deutschland, Europa und weltweit erreichbar ist. Dieses Ziel nach 100 % erneuerbarer Energie darf nie wieder aus unserem Blickfeld geraten. Nur dann nämlich wird auch die junge Generation wieder Hoffnung auf Zukunft haben können. Und diese Hoffnung ist die wichtigste Zukunfts-Ressource überhaupt.

Erneuerbare Energien sind ein Angebot der Natur. Sonne, Wind, Wasserkraft, Bioenergie und Erdwärme stehen uns noch Millionen Jahre in Hülle und Fülle und weitgehend kostenlos zur Verfügung.

1. Energiequelle: Sonne

Allein die Sonne schickt uns täglich 15.000-mal soviel Energie auf diese Erde wie heute alle 6,5 Milliarden Menschen verbrauchen. Und dabei schickt uns die Sonne nie eine Rechnung. Den Stoff gibt es nicht nur "ewig" und ausreichend, sondern auch umweltfreundlich und kostenlos.

Wie uns seit Jahrtausenden von unseren Feldern, Obstgärten, Wiesen und Weinbergen Nahrung immer wieder zur Verfügung steht, so stehen uns auch die erneuerbaren Energien noch Jahrmillionen und Jahrmilliarden immer wieder neu zur Verfügung.

2. Energiequelle: Wasser

Wasserkraft liefert uns ebenfalls immer wieder einen Beitrag zur Stromversorgung - im Süden Deutschlands mehr als im Norden, aber dafür gibt es im Norden mehr Windstrom.

3. Energiequelle: Bioenergie

Pflanzenreste, Jauche, Gülle, Schlachtabfälle und Reste aus Großküchen sowie Energiepflanzen (Mais, Raps, Sonnenblumen, Schilfgräser oder Leindotter) dienen als Biomasse zur Produktion von Wärme, Strom und Fahrzeugsprit. Auch in Deutschland fahren immer mehr Autos mit Pflanzenöl oder Biodiesel.

4. Energiequelle: Erdwärme

99 % unserer Erde sind über 1.000 Grad heiß. Theoretisch lässt sich allein damit Energie erzeugen. In der Praxis sieht die Erdwärmegewinnung so aus: An vielen Stellen haben Forscher schon bis zu 5.000 Meter tief gebohrt und gehen davon aus, dass wir in Baden-Württemberg vielleicht in 20 Jahren 10 - 15 % unserer Energie über Wärme aus der Tiefe preiswert gewinnen können.

5. Energiequelle: Windkraft

Auch der Wind liefert uns theoretisch viel mehr Energie als wir je brauchen. Praktisch heißt das: Die Europäische Union geht davon aus, dass wir in etwa 30 Jahren ein Drittel unseres Stroms über Windräder gewinnen werden - in Deutschland ist auch noch mehr möglich.

Die Mischung bringt™s
Keine der genannten Energiequellen allein schafft den hundertprozentigen Umstieg. Auch in Zukunft brauchen wir also einen Mix - einen Mix aus erneuerbaren Energien so wie auch die heutige Energieversorgung aus einem Mix besteht, aus Kohle, Gas, Öl und Uran.

Was aber, wenn die Sonne nicht scheint und der Wind nicht weht?

Dann kommt uns eben der Mix zu Hilfe. Bioenergie ist problemlos speicherbar, ebenso Wasserkraft und Solarwärme. Erdwärme ist schon von Natur aus gespeichert. Auch solar erzeugter Wasserstoff ist in 15 oder 20 Jahren eine Speicherquelle für Solar- oder Windstrom. Und außerdem wird weltweit an neuen Speichertechnologien für Sonnen- und Windkraft geforscht - zum Beispiel an Pumpspeichertechniken.

Die heute so viel diskutierten Probleme der Erneuerbaren Energien sind lösbar, während die immer größeren Probleme der alten Energiewirtschaft grundsätzlich unlösbar sind: Die alte Energie geht zu Ende, belastet das Klima, wird immer teurer und der Atommüll strahlt viele Jahrtausende.

So wie eine gesunde Ernährung nicht nur aus Kartoffeln oder nur aus Obst oder nur aus Gemüse oder nur aus Fleisch, sondern aus einem Mix der vielen Angebote besteht, so wird uns auch künftig der Mix der Erneuerbaren alle Energie, die wir brauchen, bei Tag und bei Nacht, im Sommer und im Winter, zur Verfügung stellen.

Das aber heißt:

Wenn wir unsere Häuser besser dämmen, 2-Liter-Autos, Elektroautos, Hybridautos oder Pflanzenölautos fahren, mehr öffentliche Verkehrsmittel benutzen und stromsparende Geräte kaufen, können wir mindestens die Hälfte unserer heutigen Energieverbräuche einsparen. Den Rest organisieren wir über erneuerbare Energien. Weder längere Laufzeiten von Atomkraftwerken noch neue fossile Großkraftwerke sind nötig. Die solare Energiewende wird möglich, wenn wir sie wirklich, wirklich wollen. Es gibt keine Ausreden mehr. Noch gibt es einen Fluchtweg aus dem Treibhaus und keinen Grund zur Verzweiflung.

Der härteste und wichtigste Kampf des 21. Jahrhunderts wird ohne Waffen geführt. Die Werkzeuge dieses Kampfes heißen: Energieeffizienz, Energie sparen und erneuerbare Energien.

Artikel aus "Readers Edition": http://www.readers-edition.de (Angaben zur Quelle und zum Copyright dieses Artikels hier)

Franz Alt, 30.08.2007

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