Man müsse die verlustreichen ersten Jahre der MVR in die Gesamtbewertung einfließen lassen, so die Argumentation der Verantwortlichen von Vattenfall. Für "Panorama 3" haben Wirtschaftsanwalt Hans Peter Lange aus Celle und der Uelzener Wirtschaftsprüfer Hermann Spils ad Wilken deshalb alle Jahresabschlüsse der Müllverbrennungsanlage seit 1995 ausgewertet und auf Basis heutiger Ergebnisse bis 2019 hochgerechnet. Sie kommen dabei auf eine Umsatzrendite von rund 20 Prozent - und die lässt selbst die erfahrenen Wirtschaftsexperten staunen: "Wenn ich mir diese Zahlen ansehe, muss ich sagen, dass ich keine Branche kenne, die ähnlich hohe Umsatzrenditen macht", resümiert Hans Peter Lange. Vattenfall kann sich also langfristig auf Rekordgewinne freuen.
Pikant: Möglich gemacht werden diese sicheren hohen Renditen auch durch langfristige Verträge, mit denen sich die niedersächsischen Landkreise Harburg, Stade, Rotenburg (Wümme) sowie der Heidekreis Mitte der Neunziger an die MVR gebunden hatten. Darin hatten sie der Anlage bis ins Jahr 2019 feste Abnahmemengen und vor allem feste Verbrennungspreise zugesichert. Dass die MVR einmal derart hohe Gewinne macht, damit hatte man damals offenbar nicht gerechnet. Aufgrund der Verträge ist es nun nicht möglich, flexibel darauf zu reagieren und die Verbrennungspreise anzupassen. Es bleibt beim Festpreis, mit der Konsequenz: Die Bürger bezahlen die nicht durchdachte langfristige Bindung seit Jahren mit überhöhten Müllgebühren.
Björn Hoppenstedt, Kreisrat beim Landkreis Harburg: "Wir haben derzeit keine Möglichkeit aus dem Vertrag rauszukommen. Das ist juristisch überprüft worden. Der Vertrag ist über 20 Jahre abgeschlossen, zu einem bestimmten Preis und zu einer bestimmten Liefermenge. Aus heutiger Sicht würde man einen solchen Vertrag nicht noch einmal abschließen." Hoppenstedt hofft nun, in Gesprächen mit der Politik in Hamburg noch etwas für die Bürger zu erreichen. Bisher sind alle Versuche gescheitert, langfristig eine Absenkung des Verbrennungspreises zu erreichen.
Auf Anfrage weist Vattenfall gegenüber "Panorama 3" darauf hin, dass eine seriöse langfristige Prognose aus Sicht des Unternehmens nicht möglich sei. Man räumt aber ein, "dass die durchschnittliche Umsatzrendite bis zum Ende der Vertragslaufzeit 2019 steigen wird, soweit keine unvorhersehbaren Ereignisse eintreten". Weil die Anlage älter werde, könnten unter Umständen häufiger Störungen oder teure Reparaturen anfallen.
Ralph Coleman, 15.01.2013
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