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Was wir aus der Coronakrise für die Energiewende lernen können

Die Politik schafft es plötzlich, notwendige Änderungen in unserem Leben durchzusetzen. Geht das jetzt auch beim Klimaschutz? Warum sich die Coronakrise in ihrer Dynamik von der Klimakrise unterscheidet – und was wir trotzdem aus ihr lernen können. Von Sebastian Albert-Seifried und Dieter Seifried

Die Entwicklung der Coronakrise zeigt, dass die Politik sehr wohl in der Lage ist, weitreichende und unbequeme Maßnahmen durchzuführen, wenn es krisenhafte Zustände erforderlich machen. Das ist gut. Warum aber gelingt das nicht in der Klimakrise, in der wir uns längst befinden?

Ist es nicht seltsam, dass Klimaschutzinstrumente wie die – volkswirtschaftlich unbestritten vorteilhafte – steuerliche Förderung der Wärmesanierung über Jahre blockiert wurden, während auf der anderen Seite quasi über Nacht 100 Milliarden Euro für Krisenkompensation bereitgestellt werden?

Ist es nicht seltsam, dass der Kohleausstiegsbeschluss der Bundesregierung mit der 1.000-Meter-Abstandsregelung für Windräder verknüpft wurde, dass der Ausbau der Solarenergie im März 2020 immer noch gebremst wird – während man andererseits Krankenhäuser leer räumt, um Platz für Corona-Patienten zu schaffen?

Ist es nicht seltsam, dass für eine politische Entscheidung wie das Tempolimit jahrelang erfolglos gestritten wird, obwohl die Vorteile auf der Hand liegen, während ein Versammlungsverbot oder eine Schließung aller Schulen und Universitäten von heute auf morgen angeordnet wird?

Diffuse Bedrohung

Zusammengefasst: Wir schränken – völlig zu Recht und immer noch zu zögerlich – das wirtschaftliche und alltägliche Leben in der Bundesrepublik Schritt für Schritt ein, um der Viruspandemie Herr zu werden. Gleichzeitig schrecken wir vor Klimaschutz zurück, der zwar herausfordernd, aber insgesamt vorteilhaft für die Umwelt und auch die Wirtschaft wäre.

Es gibt dafür einige Gründe:

  • Die Klimaveränderung kann oder wird zwar auch alle Bürger treffen, die Auswirkungen sind jedoch weniger klar zu umreißen als die Folgen der Pandemie.
  • Die Klimaveränderung erfolgt langfristig, nicht direkt spürbar, während andere Probleme aktuell und akut auftreten.
  • Die Langfristigkeit der Klimaveränderung lässt Lobbyisten und Interessengruppen die Möglichkeit, Bevölkerung und Politik in ihrem, dem Klimaschutz teilweise entgegenstehenden, Interesse zu beeinflussen.

Klare Regeln und Verbote

Sicherlich werden wir aus der Coronakrise vieles lernen können. Drei Dinge können wir heute schon ableiten:

  • Je später wir gegen die Krise ankämpfen, desto schwieriger wird es.
  • Wenn die Krise in Berlin und im Lande spürbar angekommen ist, lassen sich plötzlich weitgehende Maßnahmen durchsetzen. Dieses Konzept mag für den Kampf gegen das Coronavirus gerade nochmal aufgehen, für die Bekämpfung der Klimaveränderung ist es nicht geeignet.

Die Klimakrise ist real – genauso wie die weltumspannende Krise durch das Coronavirus. Eine Erwärmung der Welt hat bereits stattgefunden und wird auch weiter stattfinden, selbst wenn ab sofort entschlossen und richtig gehandelt wird.

Jedes weitere Zehntelgrad kann die Lebensbedingungen von Millionen Menschen verschlechtern, kann Veränderungen und Katastrophen herbeiführen, die heute noch nicht überschaubar sind.

Deshalb müssen wir die Energiewende vorantreiben. Die halbe Welt guckt uns dabei zu. Gelingt uns das Projekt inklusive vollständigem Kohle- und Atomausstieg, werden viele andere Länder nachziehen. Scheitert es, so wird das weitgehende Auswirkungen auf das Klima haben.

Um die Klimakrise in den Griff zu bekommen, müssen wir entschlossen handeln. Je früher das geschieht, desto besser können sich Menschen und Wirtschaft bei ihren Investitionen und ihrem Verhalten anpassen. 

Quelle

Der Bericht wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Sebastian Albert Seifried und Dieter Seifried) 2020 verfasst – der Artikel
darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! 

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