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© Depositphotos | fotokostic | Mit Antibiotika und resistenten Keimen belastete Gülle wird von Niedersachsen aus in andere Bundesländer verteilt. Das belegen Recherchen von Greenpeace. In Schweine haltenden Betrieben genommene Gülleproben wurden Greenpeace zugespielt und in einem unabhängigen Labor analysiert. RechercheurInnen von Greenpeace haben über mehrere Monate die Wege von Gülletransporten verfolgt.

Greenpeace-Recherche: Gülletransporte verteilen gefährliche Erreger über die Republik

Verbreitung antibiotikaresistenter Keime ist Risiko für Heilung von Infektionen 

Antibiotikaresistente Keime und Antibiotika gelangen mit belasteter Gülle aus Regionen mit intensiver Tierhaltung in weit entfernte Gebiete. Das ist das Ergebnis einer heute veröffentlichten Greenpeace-Recherche, die Gülleproben aus Schweineställen in Niedersachsen analysiert und Transportfahrten erfasst hat (alle Ergebnisse: https://bit.ly/3pAareB). Alle elf untersuchten Proben enthielten Antibiotikarückstände, sieben wiesen (multi-)resistente Keime auf. Die 86 nachverfolgten Gülletransporte liefen im Durchschnitt über eine Distanz von etwa 220 Kilometern, häufig bis in andere Bundesländer. „Die Transporte aus den Schweinemastanlagen verbreiten Resistenzen gegen überlebenswichtige Antibiotika. Damit wächst die Gefahr, dass Infektionskrankheiten immer schwerer zu behandeln sind“, sagt Greenpeace-Landwirtschaftsexperte Dirk Zimmermann. „Diese unverantwortliche Streuung der Risiken der industriellen Tierhaltung kann nicht die Lösung für die Überproduktion von Billigfleisch und Gülle sein. Nur wenn weniger Tiere besser gehalten werden, lässt sich die Gülleflut stoppen und der Einsatz von Antibiotika in den Mastanlagen weiter wirksam reduzieren.“

Die Gülleproben sind Greenpeace im Mai und Juni 2020 zugespielt worden. Alle Proben wurden in Orten mit intensiver Schweinehaltung in Niedersachsen, wie etwa Cloppenburg, genommen. Greenpeace prüfte die Angaben zu Ort und Zeit der Probenahmen und beauftragte ein Labor mit der Untersuchung. Zwischen Februar und Juni sammelten RechercheurInnen von Greenpeace die Daten zu den Gülletransporten.

Afrikanische Schweinepest als zusätzliche Bedrohung

Die enormen Mengen Gülle aus der intensiven Tierhaltung werden zunehmend zu einem Problemstoff. Überdüngung belastet das Grundwasser, Flüsse und Seen mit gefährlichem Nitrat. Vielerorts liegen die Messwerte über den EU-Vorgaben.   In diesem Jahr wurde die Düngeverordnung erneut verschärft. Damit steigt in Gebieten mit intensiver Tierhaltung der Druck, Gülle auf andere, bislang weniger belastete Regionen zu verteilen. Angesichts der sich in Brandenburg und Sachsen unter Wildschweinen ausbreitenden Afrikanischen Schweinepest erscheint die überregionale Verteilung der Gülle noch fragwürdiger: „Gelangt der Erreger in Schweineställe, droht mit den Gülletransporten eine schnelle Verbreitung. Sie müssten dann umgehend gestoppt werden“, sagt Zimmermann. Damit ständen Regionen mit intensiver Tierhaltung vor ungelösten Entsorgungsproblemen.

© Greenpeace | Keime auf Abwegen

Greenpeace fordert, in den Betrieben nur so viele Tiere zu halten, wie mit Futtermitteln von der eigenen Fläche ernährt werden können, sowie ein Verbot von Reserve-Antibiotika in der Tierhaltung. Statt Güllelager und Aufbereitungsanlagen zu fördern, sollten öffentliche Gelder in den Ab- und Umbau der Tierhaltung fließen.

  • „Keime auf Abwegen“ – Wie Gülletransporte antibiotikaresistente Keime und Antibiotikarückstände verbreiten – Testergebnisse von Proben aus Niedersachsen und Auswertung von Transportdaten (pdf) | Mit Antibiotika und resistenten Keimen belastete Gülle wird von Niedersachsen aus in andere Bundesländer verteilt. In Schweine haltenden Betrieben genommene Gülleproben wurden Greenpeace zugespielt und in einem unabhängigen Labor analysiert. In sieben von elf der untersuchten Proben wurden (multi-)resistente Keime nachgewiesen; in allen Proben fanden sich Rückstände von Antibiotika-Wirkstoffen. RechercheurInnen von Greenpeace haben über mehrere Monate die Wege von Gülletransporten verfolgt, die im Schnitt über einen Distanz von 220 Kilometern gingen.
Quelle

Greenpeace 2020

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