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Deutsche Umwelthilfe zieht gemischte Silvester-Bilanz

… und fordert vollständiges Böllerverbot für kommendes Jahr – Feinstaubwerte und Zahl der Verletzten stark reduziert im Vergleich zum Vorjahr.

Luftbelastung aber vor allem dort immer noch deutlich zu hoch, wo keine konkreten Verbotszonen oder Ausgangssperren verhängt wurden. DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch: „Wir brauchen im kommenden Jahr neben einem Verkaufs- auch ein Anwendungsverbot, damit die Menschen in Deutschland wirklich keine giftige Luft mehr atmen müssen oder schwer verletzt werden.“

Die Deutsche Umwelthilfe (DUH) zieht eine gemischte Bilanz nach dem ersten Jahreswechsel mit einem Böller-Verkaufsverbot. So hat sich nach übereinstimmenden Polizei- und Medienberichten die Zahl der Verletzten durch Pyrotechnik stark reduziert. Auch die gemessenen Feinstaubwerte nach Mitternacht lagen deutlich unter denen des Vorjahres. Allerdings zeigten sich hier erhebliche regionale Unterschiede.

„Wir freuen uns, dass das Böller-Verkaufsverbot klar Wirkung gezeigt hat. Das stützt, was wir seit Jahren sagen: Böllerverbote schützen Leben und Gesundheit. Es zeigt sich aber auch: Dort, wo neben dem Verkaufsverbot auch allgemeine Anwendungsverbote oder Ausgangssperren verhängt wurden, wie in Hamburg oder München, fällt die Bilanz besonders positiv aus. Wo diese konkreten Böllerverbote fehlten, gingen die Werte im Vergleich zum Vorjahr zwar auch zurück, aber nicht so stark. Und sie sind immer noch so hoch, dass die Gefahr für die Gesundheit der Menschen dort erheblich ist. Das zeigt nur eins: Wir brauchen vollständige Böller-Anwendungsverbote – für die Saubere Luft, damit wir Bürgerinnen und Bürger wirklich schützen“, so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

In München an der Messstation Landshuter Allee ging der maximale stündliche Höchstwert  für Feinstaub (PM10) in der Luft von fast 1000 µg/m³ beim Jahreswechsel 2019/20 auf jetzt 70 µg/m³ zurück (um 92%). Dort galt eine Ausgangssperre. In der Hamburger Habichtstraße mit einem vollständigen Böllerverbot fiel die Belastung von 127 auf 22 µg/m³ (83%). In Berlin an der Messstation Frankfurter Allee, wo neben dem Verkaufsverbot in Deutschland keine weiteren Einschränkungen in Kraft waren, sank der Wert zwar auch von 757 auf 254 µg/m³. Die Reduktion war mit 66 Prozent allerdings deutlich geringer und der erreichte Wert ist immer noch deutlich zu hoch. Zur Einordnung: Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt einen Jahresgrenzwert von 20 µg/m³. Auch starke kurzfristige Belastungen können eine Gesundheitsgefahr sein und von einer vorübergehenden Beeinträchtigung der Atemwege bis hin zu vermehrten Krankenhausaufnahmen wegen Atemwegserkrankungen und Herz-Kreislauf-Problemen sowie einer Zunahme der Sterblichkeit reichen.

Medien, Polizei und Krankenhäuser meldeten zwar weniger Brände und Verletzte als in den Vorjahren – nach wie vor verliefen Silvester und Neujahr aber viel dramatischer als andere Feiertage. Aus einer Berliner Klinik hieß es, die Zahl der Verletzungen sei zwar gesunken, die Art der Verletzungen sei aber ebenso gravierend wie in den Vorjahren bis hin zu abgetrennten Gliedmaßen. Aus Brandenburg wurde leider auch ein Todesfall gemeldet.

Jürgen Resch: „Es war unverantwortlich von der Bundesregierung, allen voran vom Bundesinnenminister, die Kommunen mit dem Problem allein zu lassen. Jede Kommune musste sich aufwändig damit auseinandersetzen, konkrete Grenzen für Verbotszonen definieren – anstatt einfach ein allgemeines bundesweites Anwendungsverbot für Pyrotechnik über die Sprengstoffverordnung zu verhängen. Genau das brauchen wir nun im kommenden Jahr, damit die Menschen überall in Deutschland keine giftige Luft mehr atmen müssen, so wie vergangene Nacht die Menschen in Teilen Hamburgs. Besonders wichtig ist das, weil die Corona-Pandemie auch Ende des kommenden Jahres immer noch ein Thema sein wird. Deshalb verlangen wir von der Bundesregierung ein klares, entschlossenes und diesmal rechtzeitiges Handeln mit einem allgemeinen Verbot.“

Quelle

Deutsche Umwelthilfe 2020

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