Solarboom: 25 Prozent mehr Solardächer in Deutschland

Zu sehen ist eines der Solardächer in Deutschland, das Photovoltaik und Solarthermie kombiniert.Foto: Sonnenhaus-Institut / Markus Aichhorn
Solarthermie an der Fassade, Photovoltaik auf dem Dach. Dieses Sonnenhaus wird überwiegend mit selbst produziertem Strom und selbst produzierter Wärme versorgt.
Laut Branchenverband BSW konnte die Solarwirtschaft im Jahr 2020 rund 25 Prozent mehr Solardächer in Deutschland installieren als im Vorjahr. Der Boom im Eigenheimsektor war sowohl bei der Photovoltaik als auch bei Solarheizungen spürbar.

Im Jahr 2020 haben die Bürgerinnen und Bürger rund 25 Prozent mehr Solardächer in Deutschland installiert als im Vorjahr. Das geht aus einer vorläufigen Jahresbilanz des Bundesverbandes Solarwirtschaft (BSW) hervor. „Egal ob Solarzellen, Solarspeicher oder Solarkollektoren – in diesem Jahr wurden sie unserer Branche geradezu aus den Händen gerissen“, sagt BSW-Hauptgeschäftsführer Carsten Körnig. Das Jahr 2020 sei auch für die Solarbranche „herausfordernd“ gewesen, durch den Abbau einiger Marktbarrieren schließlich aber erfolgreich. 

Keine andere Energieform legte 2020 bei der Stromerzeugung stärker zu als die Photovoltaik. Das geht aus einem jüngst veröffentlichten Jahresbericht der Energiewirtschaft hervor. Nahezu jede zehnte in diesem Jahr verbrauchte Kilowattstunde stammt demnach inzwischen in Deutschland aus Sonnenenergie. Bis zum Ende des Jahrzehnts will die Bundesregierung die solare Kraftwerksleistung verdoppeln. Energie- und Klimawissenschaftler halten sogar eine Verdreifachung für erforderlich.

Neben einem inzwischen in der gesellschaftlichen Mitte angekommenen Klimabewusstsein sieht der BSW eine ganze Reihe weiterer Treiber für den jüngsten Solarboom: Ein Streben vieler Verbraucher nach mehr Unabhängigkeit, deutlich gesunkene Solartechnik-Preise, verbesserte Förderkonditionen bei der Heizungsmodernisierung sowie ein an Fahrt aufnehmender Umstieg auf Elektromobilität.

Auch Solarthermie über 25 Prozent gewachsen

Auch im Wärmesektor drehte die Solartechniknachfrage nach einem jahrelangen Rückgang ins Positive. Nach vorläufigen BSW-Schätzungen zog der Absatz von Solarheizungen 2020 um über 25 Prozent an. Das BAFA verzeichnete in den ersten drei Quartalen dieses Jahres eine Verdreifachung der Antragszahlen nach Zuschüssen für Solarthermie-Anlagen gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum.

Gute Wachstumsvoraussetzungen stimmen die Solarwirtschaft auch für das Jahr 2021 und die kommende Legislaturperiode zuversichtlich: „Wir erwarten, dass die Bundesregierung noch vor der Bundestagswahl in Übereinstimmung mit der EU die Klimaziele und das Solarisierungstempo deutlich heraufsetzen wird. Mit dem Umlegen weniger energiepolitischer Hebel ließe sich das Installationstempo zeitnah verdoppeln und die Förderabhängigkeit verringern“, ist Körnig überzeugt. „Eine überwältigende Investitionsbereitschaft bei privaten Verbrauchern und in der Wirtschaft ist selbst unter Pandemie-Bedingungen gegeben. Die Bundesregierung wird diesen Solarturbo 2021 zünden müssen. Die Klimaziele und damit die Wählergunst sind sonst ernsthaft in Gefahr.“

Photovoltaik-Ausbautempo zu gering

Eine Verdoppelung bis Verdreifachung des jährlichen Photovoltaik-Ausbautempos wäre nach BSW-Angaben auch erforderlich, um das Aufreißen einer Stromerzeugungslücke zu verhindern. Diese erwarten Marktforscher bereits in zwei bis drei Jahren infolge bestehender Beschlüsse zum Atom- und Kohleausstieg sowie einer absehbar wachsenden Stromnachfrage. Zuletzt hatten Anfang Dezember Wissenschaftler des Fraunhofer ISE berechnet, dass der Ausbau der Photovoltaik – je nach Verbraucherverhalten – zeitnah auf jährlich rund 10 bis 15 Gigawatt beschleunigt werden müsse, um die derzeit auf EU-Ebene heraufgesetzten Klimaziele zu erreichen. Zum Vergleich: Für 2020 erwartet der BSW einen Marktzuwachs in Höhe von 4,6 bis 4,8 Gigawatt, nach rund 3,8 Gigawatt im Jahr 2019.

Eine zügige und konsequente Umsetzung wissenschaftlicher Empfehlungen könnte nicht nur in der Gesundheitspolitik, sondern auch in der Klimapolitik ausschlaggebend für den Wahlerfolg der Parteien bei der kommenden Bundestagswahl werden. Darauf lassen zumindest die Ergebnisse einer jüngsten repräsentativen Bevölkerungsbefragung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im BSW-Auftrag schließen. Fast drei Viertel (73 Prozent) der mehr als 2.000 befragten Bürgerinnen und Bürger gaben an, dass die Klimapolitik für die eigene Wahlentscheidung aus heutiger Sicht sehr wichtig (41 Prozent) oder wichtig (32 Prozent) werden könne. Als mit Abstand vorrangigste Maßnahme des Klimaschutzes sehen die Befragten dabei den Ausbau der Solardächer in Deutschland und anderer erneuerbarer Energien.

4.1.2020 | Quelle: BSW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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