NRW fördert Machbarkeitsstudien für tiefe Geothermie

Schwere Fahrzeuge für geothermische Erkundungen.Foto: Fraunhofer IEG/Born
Um tiefe Gesteinsschichten zu erkunden, nutzen Geologen auch unter Fahrzeugen montierte Rüttelplatten, die akustische Signale in den Untergrund schicken.
Das Land Nordrhein-Westfalen fördert drei Geothermie-Cluster in Düsseldorf/Duisburg, Düren/Kreuzau und der Gartenbauregion Straelen mit jeweils 500.000 Euro.

Sie sind die Gewinner des Wettbewerbs „Wärme aus Tiefengeothermie für NRW“. Die Cluster sollen nun jeweils mit einer Machbarkeitsstudie die Potenziale für tiefe Geothermie, deren Einbettung in kommunale Energie- und Wärmekonzepte und die Einbindung der Bürger in die Vorhaben betrachten.

Die Tiefengeothermie hat in Nordrhein-Westfalen ein großes Potenzial. „Im Gegensatz zu anderen Regionen in Deutschland steht die Nutzung der Tiefengeothermie in Nordrhein-Westfalen jedoch noch am Anfang. Das große Interesse an dem Wettbewerb und die hohe Qualität der eingereichten Grobkonzepte zeigen, dass viele Regionen und Kommunen in Nordrhein­-Westfalen sich schon heute im Bereich der Tiefengeothermie engagieren“, sagt Frank-Michael Baumann, Geschäftsführer der EnergieAgentur.NRW.

Düsseldorf und Duisburg: Fernwärme aus der Tiefe

Die Ballungszentren Düsseldorf und Duisburg wollen die Geothermie nutzen, um die großen und bisher fossilen Fernwärmenetze klimafreundlicher zu machen. Schwerpunkte im Raum Düsseldorf sind der Düsseldorfer Flughafen und weitere Fernwärme-Einspeisepunkte. Das Fraunhofer IEG entwickelt zudem Lösungen für die Anbindung neuer Wärmequellen an bestehende Netze. Vielversprechende thermalwasserführende geologische Schichten aus Kalkstein gibt es in einigen hundert Metern Tiefe unter Düsseldorf. Unter Duisburg tauchen sie bis über 4.000 Metern tief ab. Das IEG prüft auch die Nutzung von warmem Grubenwasser in stillgelegten Zechen. Es soll eine große Bandbreite technischer Anwendungen für die kommunale und industrielle Wärmeversorgung untersucht werden, sodass das Projekt Pilotcharakter für die gesamte Metropole Rhein-Ruhr bekommen könnte.

Straelen: Erdwärme fürs Gewächshaus

In der Gartenbauwirtschaft in Straelen am Niederrhein machen sich zugleich die erhöhte Nachfrage nach regional produzierten Produkten und die steigenden Kosten für die Beheizung von Gewächshäusern bemerkbar. Die Niederlande zeigen, dass Geothermie eine nachhaltige und bezahlbare Lösung für dieses Problem sein kann. Günstige Gesteinsschichten liegen 500 beziehungsweise 1500 Meter tief unter Straelen – je nachdem, auf welche lokale geologische Struktur man zielt.

Düren und Kreuzau: Geothermiepipeline für die Industrie

Die Stadt Düren und die Gemeinde Kreuzau wollen Industriekunden über eine Geothermische Wärmepipeline beliefern. Vor allem Papierfabriken und metallverarbeitende Betriebe sind in der Region ansässig. Sie brauchen viel Wärme bei Temperaturen um 120 Grad. Mit dem Rücklauf wollen die Kommunen Fernwärmekunden mit Temperaturen von 80 beziehungsweise 40 Grad Celsius versorgen. Industrien, die bisher Braunkohle aus dem nahen Tagebau verwenden, könnten in Zukunft mit über 150 Grad heißem Thermalwasser aus geologischen Strukturen in 4.000 Meter Tiefe unter Düren versorgt werden. Auch der Nachbarort Weisweiler besitzt aussichtsreiche geologische Schichten im Bereich des im Bereich des geplanten Fraunhofer-Forschungskraftwerks – diese ließen sich unter Umständen ebenfalls für die Kommunen nutzen.

Auch weitere Kommunen unterstützen

„Die EnergieAgentur.NRW möchte die drei ausgewählten Regionen, aber auch alle Bewerberregionen unterstützen, ihre Aktivitäten weiter zu verfolgen und auszubauen, denn nur so kann die klimafreundliche Transformation des Wärmesektors gelingen“, sagt Baumann. Auch das Fraunhofer IEG, das an allen drei Konsortien beteiligt ist will die Idee weitertragen. „Ich habe viele exzellente Ideen gesehen. Da lohnt es sich, die Gespräche mit Kommunen und Industrie weiterzuführen“, sagt Professor Rolf Bracke, Leiter des Fraunhofer IEG.

Städte wie Aachen, Mönchengladbach, Kempen, Bochum, Münster oder Siegen hätten ähnlich günstige geologische oder energiewirtschaftliche Rahmenbedingungen wie die Wettbewerbssieger. Bracke schlägt daher einen „Runden Tisch Tiefengeothermie.NRW“ vor. Der Austausch soll die gemeinsame Lernkurve beschleunigen. „Neben Strategien zur geologischen Untergrunderkundung geht es um Fragen der Netzintegration, der Kommunikation und Akzeptanzvermittlung, der Förderungsmöglichkeiten und des Projektmanagements für kommunale Tiefengeothermie-Vorhaben.“

16.04.2021 | Quelle: Fraunhofer IEG, Energieagentur NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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