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unsplash.com | Max Böttinger

© unsplash.com | Max Böttinger | In einer Größenordnung von 55 Hektar gehen durch die Ausweitung von Siedlungsgebieten bundesweit täglich wertvolle Natur- und Landwirtschaftsflächen verloren.

Flächenverbrauch in Deutschland nimmt weiter zu

Die Zahlen des Statistischen Bundesamts zur Flächennutzung lenken den Blick auf das schleichende Problem des erneut zunehmenden Flächenverbrauchs. 55 Hektar betrug 2021 die tägliche Ausweitung der Siedlungs- und Verkehrsflächen in Deutschland.

In einer Größenordnung von 55 Hektar oder bildlicher ausgedrückt fast 78 Fußballfeldern gehen demnach durch die Ausweitung der Siedlungsgebiete bundesweit täglich wertvolle Natur- und Landwirtschaftsflächen verloren. Dabei haben sich Bund, Länder und Kommunen in der Deutschen Nachhaltigkeitsstrategie vorgenommen, den Flächenverbrauch bis 2030 auf unter 30 Hektar pro Tag zu reduzieren.

Bis 2019 war der Flächenverbrauch von ehemals über 120 Hektar je Tag im Jahr 2000 fast zwei Jahrzehnte langsam, aber kontinuierlich zurückgegangen. Seit 2020 wurde erstmals wieder eine leichte Zunahme gemessen, zeigt das Statistische Bundesamt in der Erläuterung und Grafik zum Flächenindikator.

„Wir beobachten bereits im zweiten Jahr in Folge eine bedenkliche Entwicklung des Flächenverbrauchs“, kommentiert der Parlamentarische Staatssekretär Christian Kühn die alarmierende Entwicklung. „Obwohl der Flächenverbrauch ohnehin viel zu hoch ist, geht der Trend jetzt zusätzlich in die falsche Richtung.“ Einmal mehr gelte es nun, bei der Siedlungsentwicklung den Grundsatz „Innenentwicklung vor Außenentwicklung“ zu beherzigen und zu stärken. „Mit Blick auf die Verkehrsflächen muss der Erhalt der maroden Straßen und Brücken unbedingten Vorrang vor dem weiteren Ausbau oder gar Neubau haben“, mahnt Kühn. Bundesverkehrsminister Wissing wirbt dagegen momentan für einen Ausbau neuer Autobahnen.

Ein noch größeres Problem ist der Neubau-Gebäudesektor. Innerhalb der Siedlungsfläche (ohne Abbauland) wuchsen vor allem die Flächen für Wohnbau, Industrie und Gewerbe sowie öffentliche Einrichtungen 2021 und 2020 stärker als in den Vorjahren. Der Zuwachs bei den Sport-, Freizeit und Erholungs- sowie Friedhofsflächen zeigte sich im Vierjahreszeitraum seit 2018 hingegen weitestgehend konstant und wies 2021 täglich 11 Hektar auf. Die Verkehrsfläche legte knapp 8 Hektar pro Tag zu.

Großer Schaden für Böden, Umwelt und Klima

Zu fast 50 Prozent gehe der Flächenverbrauch mit einer besonders umweltschädlichen Bodenversiegelung einher, wodurch die Böden undurchlässig für Niederschläge werden und bei den zunehmenden Starkregenereignissen das Wasser nicht aufnehmen können. Vermiedener Flächenverbrauch hingegen erhält die Senkenfunktion des Bodens und bindet die klimaschädlichen Treibhausgase. Durch die Begrenzung des Flächenverbrauchs bleiben nicht nur wertvolle Flächen für den Erhalt unserer Biodiversität bestehen, sondern auch Ackerflächen für den wichtigen Anbau von Nahrungsmitteln. Auch bleibt mehr Raum für die so dringend benötigten Maßnahmen für die Energiewende.

Trotz der Zunahme machten die Flächen für Siedlung und Verkehr nach wie vor rund ein Siebtel der Gesamtfläche in Deutschland aus, berichtet das Statistische Bundesamt: 14,5 Prozent der Fläche und damit 5,2 Millionen Hektar werden für Siedlung und Verkehr genutzt. Davon entfallen 9,4 Prozent bzw. 3,4 Millionen Hektar auf die Siedlungsfläche (einschließlich Abbauland) und 5,1 Prozent oder entsprechend 1,8 Millionen Hektar auf die Verkehrsfläche.

Insgesamt umfasst die Gesamtfläche Deutschlands laut Destatis 35,8 Millionen Hektar. Die Fläche für Vegetation bildet mit 83,2 Prozent den höchsten Anteil (entspricht 29,8 Millionen Hektar). Diese besteht im Wesentlichen aus Flächen für Landwirtschaft mit 50,5 Prozent bzw. 18,1 Millionen Hektar sowie aus Waldflächen mit 29,8 Prozent bzw. 10,7 Millionen Hektar und aus Gehölz mit 1,2 Prozent bzw. 441.000 Hektar. Nur 2,3 Prozent der bundesdeutschen Fläche sind mit Gewässern bedeckt. Da rollt das nächste Problem schon auf uns zu – der zunehmende Wassermangel mit austrocknenden Bächen und Flüssen sowie sinkende Grundwasserspiegel.

Quelle

Der Bericht wurde von der Redaktion “energiezukunft“ (na) 2023 verfasst – der Artikel darf nicht ohne Genehmigung weiterverbreitet werden! | energiezukunft | Heft 33/2022 | „Ressourcen schonen, Kreisläufe nutzen“ |  Jetzt lesen | Download | Foto von Max Böttinger auf Unsplash

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