Mitteleuropäische Biomassekonferenz 2008 - Grazer Erklärung

Die Veranstalter der Mitteleuropäischen Biomassekonferenz 2008 legen folgende Erklärung zur Entwicklung der Bioenergie in Mitteleuropa vor

Energie ist ein wichtiger Teil unseres Alltagslebens in Europa und ist für uns durch die scheinbar grenzenlose Verfügbarkeit schon zu einer Selbstverständlichkeit geworden. Doch die Tage sicherer, billiger Energie sind vorbei. Europa sieht sich immer mehr mit den Folgen des Klimawandels, mit einer steigenden Importabhängigkeit fossiler Energieträger und höheren Energiepreisen konfrontiert. Um eine nachhaltige, sichere und wettbewerbsfähige Energieversorgung gewährleisten zu können, muss die europäische Energiepolitik ambitioniert, effizient und langfristig geplant und auf erneuerbare Ressourcen ausgerichtet werden.

Eine neue industrielle Revolution

Im Lichte des zentralen Beitrags einer nachhaltigen Energiepolitik zur Erreichung der Klimaziele und als Meilenstein auf dem Weg zu einer europäischen Energiepolitik beschloss der Europäische Rat Mitte März 2007 den "Europäischen Aktionsplan Energie", der die drei Ziele

- Versorgungssicherheit, - Wirtschaftlichkeit und - Umweltverträglichkeit

verfolgt. Europas neue Energiepolitik kommt einer neuen industriellen Revolution gleich. Jetzt muss die Europäische Union eine weltweite Vorreiterrolle in der grundlegenden Umorientierung der Energiepolitikübernehmen. Das kann nur gelingen, wenn die 27 Mitgliedsländer, koordiniert durch die EU-Kommission, eine energieeffiziente und CO2-arme Energiewirtschaft aufbauen.

EU Aktionsplan Energie - Erneuerbare Energien verstärkt einsetzen

Kernpunkt dieses Aktionsplans ist die bindende Verpflichtung, den Anteil erneuerbarer Energien am Endenergieverbrauch der EU bis 2020 auf 20 Prozent zu erhöhen. Parallel dazu soll der für 2020 prognostizierte Energieverbrauch durch Effizienzmaßnahmen um 20 Prozent gesenkt werden. Die Verknüpfung von Energieeinsparung mit dem klaren Bekenntnis zur Förderung erneuerbarer Energien stellt ein wichtiges Signal an die Energiemärkte dar, in nachhaltige und innovative Energien zu investieren.

Für mehr Wachstum und Arbeitsplätze

Die zunehmende Importabhängigkeit Europas bei den fossilen Energieträgern Öl und Gas gefährdet nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern bringt auch steigende Energiepreise mit sich. Im Gegensatz dazu ist eine Stimulierung der Investitionen in Energieeffizienz und erneuerbare Energie - wie Biomasse, Wind, Wasserkraft, Solarwärme oder Photovoltaik - mit weit reichenden Vorteilen verbunden und leistet einen wichtigen Beitrag zur Strategie der EU für mehr Wachstum und Arbeitsplätze. Eine derartige Initiative reduziert die Ausgaben für Importe und verleiht der europäischen Wirtschaft insgesamt Auftrieb durch Stärkung ihrer Wettbewerbsfähigkeit.

Dem Klimawandel begegnen

Der Einsatz fossiler Energieträger ist für etwa 80 Prozent der Treibhausgasemissionen Europas verantwortlich und damit die Hauptursache des Klimawandels. Ohne spürbare Reduzierungen dieser Emissionen wird es zu einem rasanten globalen Temperaturanstieg kommen - mit drastischen Folgen für unseren Planeten und unsere gewohnte Lebensweise. Der Europäische Rat beschloss daher eine Selbstverpflichtung auf eine Reduktion der Treibhausgasemissionen um 30 Prozent, sofern die anderen Industriestaaten vergleichbare Ziele vereinbaren. Unabhängig von internationalen Absprachen definierte der Europäische Rat aber ein autonomes Reduktionsziel der EU für Treibhausgasemissionen von 20 Prozent bis 2020.

Aufruf an Regierungen:

Die Veranstalter der Mitteleuropäischen Biomassekonferenz 2008 richten daher an die Regierungen der an der Konferenz teilnehmenden Länder folgenden Aufruf:

1. Die Reduzierung des Energieverbrauchs, der effiziente Einsatz von Energie, sowie der kontinuierliche und systematische Ausbau der erneuerbaren Energie bis zum Jahr 2020 ist von den Regierungen mit klaren Zielvorgaben in der nationalen Energiepolitik zu verankern:

2. Dazu sind detaillierte nationale Aktionspläne gemäß der neuen EU- Richtlinie für Erneuerbare Energien zu erstellen und Schritt für Schritt so umzusetzen, dass der Zeitplan zur Erhöhung der Anteile der Erneuerbaren Energien am Energieverbrauch und zur Verbesserung der Energieeffizienz eingehalten wird.

3. Bei der Bereitstellung von Biomasse und bei deren Umwandlung in Wärme, Strom oder Treibstoff ist den Kriterien Nachhaltigkeit, Einhaltung sozialer Mindeststandards und größtmögliche Effizienz besonderes Augenmerk zu schenken. Ein besonderer Schwerpunkt ist auf die zusätzliche Mobilisierung der Biomasse aus der Land- und Forstwirtschaft durch Informations- und Schulungsaktivitäten, Förderungsmaßnahmen und durch den forcierten Anbau neuer mehrjähriger Energiekulturen zu setzen. In der Verwendung der Biomasse ist der Wärmeversorgung sowie der kombinierten Strom- und Wärmeerzeugung eine besondere Priorität einzuräumen.

4. Die Regierungen werden aufgerufen, weitere und ambitionierte Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz und zum Ausbau der Wärme-, Strom- und Treibstoffproduktion auf Basis erneuerbarer Energieträger zu setzen und dabei die Erfahrungen erfolgreicher Beispiele einzelner europäischer Länder zu nutzen. Diese Maßnahmen umfassen insbesonders die Steuerpolitik, die Förderpolitik, sonstige gesetzliche Regelungen zur Forcierung erneuerbarer Energie, die Intensivierung der Forschung und Entwicklung samt verstärkten internationalen Kooperationen sowie Informations- und Beratungsaktivitäten.

Die Veranstalter der Mitteleuropäischen Biomassekonferenz 2008 sind überzeugt, dass neben der Steigerung der Energieeffizienz eine klare und konsequente Politik zur Forcierung der erneuerbaren Energie in Mitteleuropa für die Bevölkerung, für die Wirtschaft und für die Staaten insgesamt eine Reihe von Vorteilen auf dem Gebiet der Beschäftigung, der Versorgungssicherheit und des Klimaschutzes bringt.



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Weitere Infos: Österreichischer Biomasse-Verband

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /