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Trauerspiel und Kasperltheater

Eine Ansichtssache von Daniel Hackenberg - 12 potentielle Mörder auf einem Podium?

Ein beschämender Auftritt tschechischer Behörden in Wien anlässlich einer ebenso lähmenden wie überflüssigen Veranstaltung zum Rohrkrepierer-Thema "Temelin-Ausbau". Mehr ist dazu nicht zu sagen.


Gestern fand in der neuen Aula der Akademie der Wissenschaften eine Mischung zwischen Trauerspiel und Kasperltheater statt, eine Aktion, die sich alle Beteiligten besser erspart hätten. Eine "öffentliche Diskussion" war angekündigt - zum Thema "Temelin-Ausbau". Da, wie zu erfahren war von tschechischer Seite, die tschechische Gesetzgebung eine UVP im Ausland nicht vorsieht, hätte man mit MERKEL und FAYMANN vereinbart, dass es bei den Nachbarn lediglich zu freiwilligen IInformationsveranstaltungen" eben in Form "öffentlicher Diskussion" kommen soll. Die Verantwortung und Abwicklung dieses Konstruktes hat man den Nachbarländern überlassen. Das österreichische Umweltministerium hat sich für eine Veranstaltung in Wien entschieden, die Deutschen für einen Termin in Passau im Juni. Ob Linz für Österreich nicht eine bessere Wahl gewesen wäre, sei dahingestellt... die Veranstaltung an sich hat sich als das erwiesen, was Umweltschützer befürchtet haben : ein scheinheiliges Brimborium obsoleter Argumentation.

Beim Anblick und der Anhörung des tschechischen Behörden-Podiums fühlte man sich in die Zeiten des Krypto-Kommunismus zurückversetzt: Scheinwissenschaftlichkeit, Haarspalterei, juridische Ausflüchte, Verdrehungen und Spitzfindigkeiten prägten das Technokratenparlaver. Dementsprechend lähmend die Wirkung auf das spärliche Publikum vor Ort. Es macht wenig Sinn der haltlosen Argumentation und Mentalität hier weiteren Raum zu geben. Der Umweltminister wäre besser beraten gewesen, diese Phantome einer obsoleten und überholten Technologie - wie man in Wien sagen kann - mit einem nassen Fetzen davonzujagen, anstatt auf Kosten des Steuerzahlers ein Forum in pseudo-offiziellem Gewand zu bieten.

Gesunde und profitable Geschäftsbeziehungen zur Tschechischen Republik sind sicherlich wünschens- und erhaltenswert. Sich dafür in einer so existentiellen Frage regelmäßig über den Tisch ziehen zu lassen, ist aber sicherlich nicht Auftrag des österreichischen Wählerwillens an seine Bundesregierung. Immerhin lehnen 90% der Österreicherinnen den Betrieb von Atomkraftwerken ab (und laut mehreren Presseaussendungen der Bundeskanzler und der Umweltminister auch!). Technokraten-Lemuren gehören im Sinne des Allgemeinwohls schon längst in die Schranken gewiesen. Manchmal kommt man um ein kräftiges "Njet" nicht herum und wer, wenn nicht der verfassungsgemässe Verantwortungsträger, hat dies zu sprechen? Man wäre gut beraten, sich an den vorbildlichen und beherzten Auftritt eines Resistance for Peace Aktivisten zu halten : dieser rüttelte die traumlose Runde durch treffende Sätze über den wahren Charakter der misslungenen Veranstaltung wach.

GastautorIn: Daniel Hackenberg für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / wabel /