Ein Leserbrief

Zu SZ-Artikeln-Die-zweite-Wende + Flügellahm vom-16-08-2012 + IWR-PRESSEDIENST-INFO - E.ON und RWE-Gewinn höher als gesamte Ökostrom-Umlage vom 15-08-2012

Sehr geehrte Leserbriefredaktion,

Die SZ-Artikel "Die-zweite-Wende" + "Flügellahm" vom16-08-2012 "musste" ich zu einem kombinierten Leserbrief verarbeiten, da sie inhaltlich sehr zusammen passen Vollkommen zu recht klagt der Artikel "Die zweite Wende" an, wie das Wort "Restrisiko" von der Atomlobby jahrzehntelang verharmlosend genutzt wurde.
Wenn überhaupt, erzählte man uns nach Tschernobyl, gäbe es das "atomare Restrisiko" in Wirklichkeit nur in osteuropäischen Schrottreaktoren, aber nicht in modernen westlichen Atomkraftwerken. Fukushima hat uns
allen das Gegenteil bewiesen. Egal ob westliche oder östliche (Atom-)Technik ist immer fehlbar.

Wie oft wollen wir Menschen noch auf die "atomare Herdplatte" fassen, um zu erkennen, dass wir endlich aufhören sollten mit dem "atomaren Feuer" zu spielen!

Es tut gut zu lesen, dass auch der neue RWE-Chef, Peter Terium, das Risiko der Atomtechnologie für schlicht "nicht mehr tragbar" hält. Wenn er es mit seiner Aussage ernst meint, müsste er als Folge umgehend alle
RWE-Atomkraftwerke abschalten. Wir werden bald sehen, ob er dazu bereit ist.
Da nur im ersten Halbjahr 2012 E.ON und RWE nach den aktuellen Zahlen zusammen einen Gewinn (EBITDA) in Höhe von 11,7 Milliarden Euro gemacht haben, scheint finanziell ein AKW-Ausstieg für die Energiekonzerne leicht verkraftbar. Denn für das Gesamtjahr 2012 erwarten die beiden großen Energieunternehmen sogar einen Gewinn von insgesamt über 19 Milliarden Euro. Damit dürfte der diesjährige Gewinn nur dieser beiden Stromversorger sämtliche Vergütungszahlungen (16,4 Milliarden Euro) an
die regenerativen Anlagenbetreiber des Jahres 2011 deutlich übertreffen.

Leider fehlt der deutschen Bundesregierung immer noch der Mut die großen Energiekonzerne angemessen an den Kosten der Energiewende zu beteiligen. Alle erzielten Gewinne der Atomkonzerne sind vielleicht noch "legale Gewinne" nach Fukushima, aber auf keinen Fall mehr "legitime Gewinne".
Denn die Gewinne der Atomkonzerne stammen aus zu nicht einmal 1% Haftpflicht versicherten Atomkraftwerken laut einer vom damaligen (FDP-)Bundeswirtschaftsministerium in Auftrag gegebenen Basler Prognos AG Studie von 1992. (siehe anbei)

D.h. zur Zeit zahlen alle Bundesbürger/Innen 99%, der an sich anfallenden 100%igen AKW-Haftpflichtversicherung. Das ist im Vergleich zu 100% Haftpflichtversicherten Windkraftwerken und Photovoltaikanlagen eine nicht mehr hinnehmbare Energie-Marktverzerrung.
Deswegen muss die Bundesregierung schnellstmöglich eine kostendeckende Haftpflichtversicherungspflicht auch für Atomkraftwerke einführen. Dann wären Solar- und Windkraftwerke im Vergleich zu AKWs auf einen
Schlag konkurrenzlos günstig.

Mit Energiewende-freundlichen Grüssen,


Diplom-Wirtschaftsingenieur (FH) Frank Winkler
München

PS: Fukushima hat uns allen wieder bewiesen, dass wir NICHT beides haben können: "Gesunde unverstrahlte Kinder und Atomkraftwerke". Wenn bereits nach 1,5 Jahren Schmetterlinge um Fukushima diverse Missbildungen haben, wird es bei dem genetisch noch viel komplizierten Organismus Mensch sehr bald auch zu vielen Missbildungen kommen.

PPS: Die Verzögerung der Erneuerbaren Energiewende kann uns allen angesichts der drastisch steigendern Ölpreise noch sehr teuer kommen.

GastautorIn: F. Winkler für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /