© Elif-Sezginer - Hayrettin-Karaca
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Alternativer Nobelpreisträger vor Gericht!

Hayrettin Karaca vor Gericht - Stiftungsvorstand fährt zu Prozessbeobachtung in die Türkei

Der 90 Jahre alte diesjährige Ehrenpreisträger des "Alternativen Nobelpreises" Hayrettin Karaca muss, noch bevor er nach Stockholm kommt, um seine Auszeichnung entgegenzunehmen, in der Türkei vor Gericht erscheinen.

Am 20. November findet die vierte Anhörung im Gerichtsverfahren gegen Hayrettin Karaca am Strafgerichtshof in Dikili, West-Türkei (Aktenzeichen 2011 / 0113) statt. Herr Karaca und seine Mistreiter sind wegen illegalem Betreten und Störung des Arbeitsfriedens auf dem Gelände des Bergbauunternehmens Koza Altin Madencilik A.S angeklagt.

Der Fall ist beispielhaft für die Repressionen, auf die türkische Umweltschützer stoßen, wenn sie für Umweltschutz eintreten und sich dabei wider die Interessen mächtiger Unternehmen wie Bergbaufirmen stellen.

Agneta Johansson, Vorstands- und Jurymitglied der Right Livelihood Award Stiftung, wird als Beobachterin zur Anhörung in die Türkei reisen. Frau Johansson ist Juristin mit Fokus auf internationalem Recht, stellvertretende Direktorin des International Legal Assistance Consortium in Schweden, und bringt langjährige Erfahrung bei der Beobachtung von Gerichtsprozessen in der ganzen Welt mit.

Die Right Livelihood Award Stiftung verlangt, dass das Verfahren gegen Karaca internationale Standards für einen ordnungsgemäßen und fairen Prozess respektiert.

Agneta Johansson wird auf Twitter vom Verlauf ihrer Beobachtermission berichten.

Die Anklage gegen Karaca

Am 17. April 2010, reiste Hayrettin Karaca nach Kozak, eine Region im Westen der Türkei, wo Bergbauunternehmen Gold abbauen. Ziel seines Besuches war, sich ein Bild der Lage vor Ort zu verschaffen und lokale Gruppen, die sich dem Goldabbau entgegen stellen, zu unterstützen. Nach einer öffentlichen Veranstaltung mit den Dorfbewohnern brachten die Einwohner Karaca und den Anwalt der Aktivisten Hasan Namak zu einem staatlichen Wald, wo das Bergbauunternehmen Koza Altin 7400 Bäume fällte. Als Karaca begann, Fotos einiger Bäume und Pflanzenarten zu machen, erschienen drei Autos, deren Insassen behaupteten, dem Bergbauunternehmen anzugehören. Sie beleidigten und bedrohten Karaca, Namak und ihre Begleiter und schränkten deren Bewegungsfreiheit ein, auf einer offensichtlich öffentlichen Straße.

Koza Altin zeigte Karaca, Namak und die Dorfbewohner wegen illegalen Betretens und Störung ihres Geschäftsareals an, und diese reichten Beschwerde gegen das Bergbauunternehmen wegen Belästigung ein. Der Staatsanwalt entschied, einzig ein Verfahren gegen Karaca und seine Begleiter zu eröffnen und nicht weiter gegen Koza Altin vorzugehen. Die Angeklagten sehen sich nun einem Gerichtsverfahren ausgesetzt mit der Möglichkeit, bei Verurteilung bis zu 6 Jahre ins Gefägnis zu müssen.

Der 2012 Right Livelihood Award an Hayrettin Karaca

Hayrettin Karaca wird anlässlich der Verleihung des "Alternativen Nobelpreises" an ihn am 5. Dezember nach Stockholm kommen. Die Preisverleihung findet am 7. Dezember im Schwedischen Reichstag statt; am Tag zuvor spricht er auf einer Pressekonferenz mit den anderen drei Preisträgern.

Während der Preiszeremonie wird Hayrettin Karaca einen Ehrenpreis "für sein lebenslanges Eintreten für den Schutz der Natur, das den eigenen unternehmerischen Erfolg mit dem erfolgreichen Einsatz für die Umwelt verbindet" entgegennehmen.

Mehr Informationen finden Sie auf www.rightlivelihood.org

GastautorIn: Holger Michel für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /