© oekonews.at
© oekonews.at

Österreichs E-Wirtschaft setzt auf erneuerbare Energien

E-Wirtschaft für gemeinsame Energieinitiative der Alpenländer Deutschland, Österreich - Strategische Planung sieht starken Zuwachs bei den Erneuerbaren Energieformen Wasserkraft, Windkraft und Fotovoltaik

Gemeinsam mit den E-Wirtschaftsverbänden Deutschlands und der Schweiz präsentierte Oesterreichs Energie am 4. Juli jene Maßnahmen, die Österreichs E-Wirtschaft zur laufenden Energieinitiative der drei Alpenländer zum Ausbau der Speicher und Netze als unverzichtbare Grundlage einer nachhaltigen Energiezukunft beitragen kann. Österreichs Elektrizitätsunternehmen wollen in den kommenden Jahren schwerpunktmäßig in die erneuerbaren heimischen Energieträger Wasserkraft und Windenergie investieren, auch Fotovoltaik wird stärker in den Fokus gerückt. Wasser- und Windkraft sollen aus Sicht von Oesterreichs Energie in den kommenden Jahren wesentliche Beiträge zur Erreichung der Energie- und Klimaziele, zur Sicherung der Stromversorgung und zur Ankurbelung der Wirtschaft in Österreich leisten, so Barbara Schmidt, Generalsekretärin von Oesterreichs Energie und Karl Heinz Gruber, Sprecher Erzeugung Oesterreichs Energie und Vorstand der VERBUND Hydro Power AG.

Deutschland, Österreich und die Schweiz wollen den Ausbau von Pumpspeicherkraftwerken durch eine verstärkte Zusammenarbeit im Rahmen einer Energieinitiative vorantreiben. Das haben die Energieminister der drei Länder 2012 im Rahmen einer gemeinsamen Erklärung beschlossen. Schmidt: "Die Energieverbände Oesterreichs Energie, BDEW und VSE unterstützen dieses Vorhaben mit einer Darstellung ihrer Aktivitäten, die in einer Broschüre "Energie-Initiative der Alpenländer" am 4. Juli gleichzeitig in allen drei Ländern präsentiert wird." Die Broschüre zur Energie-Initiative zeigt den künftigen Bedarf an Pumpspeichern und Netzen, skizziert die Chancen eines gemeinsamen Vorgehens auf und nennt die Voraussetzungen für einen Erfolg des nötigen Infrastrukturausbauprogramms. Basis ist eine Studie der Planungs- und Beratungsfirma Pöyry, die bereits die Grundlagen für den Masterplan Wasserkraft gelegt hat und die den Ausbau der Infrastruktur im Bereich der Pumpspeicher und Netze sowie die damit verbundenen Chancen und Hemmnisse thematisiert. Schmidt: "Die Elektrizitätswirtschaften von Deutschland, Österreich und der Schweiz kooperieren bereits seit Jahrzehnten in technologischen, organisatorischen und interessenspolitischen Fragen, sowohl auf bilateraler als auch auf europäischer Ebene. Auch diese neue Initiative kann nur von Erfolg gekrönt sein, wenn sich die Elektrizitätswirtschaften in den drei Ländern im Sinne der gemeinsamen Erklärung engagieren. In Kenntnis der bevorstehenden Herausforderungen bekennen sich die Interessenvertretungen der Elektrizitätsunternehmen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz (D-A-CH) deshalb uneingeschränkt zu den politischen Zielvorgaben der gemeinsamen Erklärung und werden tatkräftig deren Realisierung unterstützen. Sie sind auch offen für Kooperationen mit weiteren Alpenländern. Die Grundlagen der Energieinitiative basieren auf den Zielen der europäischen Energiepolitik und erkannten Problemen des heutigen Systems. Schmidt: "Die Energieabhängigkeit der EU stieg von 2000 bis 2010 im Schnitt um zehn Prozentpunkte. Gleichzeitig erhöht sich die Stromproduktion aus erneuerbaren Energien, in 2015 werden bereits gut 15 Prozent des Stroms in Europa erneuerbar produziert werden, 2020 bereits fast 25 Prozent". Damit erhöht sich auch der Bedarf an Stromspeicherung und Regelenergie und wird schon in wenigen Jahren durch die bestehenden und in Bau befindlichen Kapazitäten nicht mehr gedeckt werden können. Bereits ab 2020 können die Leistungsspitzen von Wind- und Sonnenstrom voraussichtlich nicht mehr im Netz untergebracht werden, wenn nicht etwas unternommen wird. Pumpspeicher sind nicht nur die einzige großtechnisch vorhandene Lösung, sondern auch die wirtschaftlichste und mit Abstand effizienteste Technologie. 43 Prozent der Pumpspeicherleistung in der EU15 finden sich im D-A-CH-Raum. Jedoch der Speicherbedarf wird sich zumindest verdoppeln.

E-Wirtschaft wünscht sich faire Rahmenbedingungen für Speicher gefordert

Gemeinsam setzen sich die drei Verbände für faire Rahmenbedingungen für die Speicher und einen raschen, bedarfsgerechten Ausbau ein. Notwendig sind unter anderem grenzüberschreitende Kooperation, Gleichbehandlung und Marktzugang und ein Abbau von Hindernisse und Bremsen für den Infrastrukturausbau, so Schmidt. Schmidt und Gruber sehen im aktuell unsicheren Marktumfeld die Gefahr, dass die in der Energiestrategie angepeilten Ausbauziele für erneuerbare Energien verfehlt werden. Gruber: "Die notwendigen Projekte werden deutlich langsamer verwirklicht als geplant. Schon im Vorfeld führen die immer umfangreicheren strategischen Planungen unter Einbeziehung aller relevanter Stakeholder zu deutlich längeren Vorlaufzeiten. Verzögerungen bei den immer komplexer und zeitaufwändiger werdenden Genehmigungsverfahren und die Verwerfungen der Strompreise auf dem Strommarkt führen zu einer Verschiebung der geplanten Fertigstellungstermine und damit in letzter Konsequenz zu einem Verfehlen der Ziele für den Ausbau." Insgesamt zeichnen sich bereits heute Verspätungen in der Ausbauplanung um rund fünf Jahre ab. Schmidt: "Das ist schlecht für Österreich, schlecht für die System- und Versorgungssicherheit, schlecht für die Umwelt, schlecht für die Wirtschaft und bedeutet außerdem eine steigende Abhängigkeit der heimischen Stromversorgung vom Ausland." Falls sich die Projekte noch um weitere Jahre verschieben sollten, gibt es eine wachsende Diskrepanz zwischen den gesetzten Energie- und Klimazielen und der Realität, die Ökobilanz wird schlechter.

Aktuelle Liste der Kraftwerksprojekte

Die Verzögerungen und Umschichtungen beim Ausbau der Erzeugungsinfrastruktur haben sichtbare Spuren in der aktuellen Projektliste der Unternehmen von Oesterreichs Energie hinterlassen. Gruber: "Die Konzentration liegt hier klar bei den erneuerbaren Energieträgern mit einem projektierten Zuwachs bei Wasser, Wind, sowie in begrenztem Umfang auch bei Fotovoltaik von in Summe rund 5,5 TWh (1 Terawattstunde entspricht einer Milliarde Kilowattstunden). Während die Wind- und Fotovoltaikanlagen durch das bestehende Förderregime auf gesicherte Rahmenbedingungen aufbauen können, ist das aktuelle energiewirtschaftliche Marktumfeld bei den Wasserkraftwerken aus heutiger Perspektive durch erheblich unsichere Parameter gekennzeichnet. Für die thermischen Ersatzkraftwerksprojekte ist unter den gegenwärtigen wirtschaftlichen Gegebenheiten bis auf Weiteres kein Baubeschluss in Sicht."

Die Investitionssumme aller vorliegenden Projekte im Kraftwerksbereich beträgt auf aktueller Basis mehr als neun Milliarden Euro. Das bedeutet für Österreich einen Konjunkturschub von mehr als achtzehn Mrd. Euro. Damit werden 170.000 Jahresarbeitsplätze geschaffen oder gesichert. Mit dem zusätzlichen Strom aus erneuerbaren Energien können rund zwei Millionen Tonnen CO2 (bezogen auf moderne Gaskraftwerke) pro Jahr eingespart werden.

Starker Zuwachs bei Wind und Sonne

Größer als noch vor zwei Jahren ist das Projektvolumen bei Windenergie und Fotovoltaik. Das Projektvolumen der Unternehmen von Oesterreichs Energie stieg um 15 % auf insgesamt 943 MW. Gruber: "Dabei handelt es sich um neue Projekte, die allesamt spätestens 2014 oder 2015 abgeschlossen sein werden. Wir erwarten daher, dass auf der Basis des aktuellen Förderungen und unter Einbeziehung der privaten Projektanten die Prognosen für eine installierte Windkapazität von 4000 MW bis 2020 eingehalten werden können."

Wasserkraftausbau konzentriert sich auf die Erweiterung und Erneuerung bestehender Anlagen und Top-Projekte

Im Wasserkraftsektor können die angepeilten Ziele für Österreich voraussichtlich nicht gehalten werden. "Die Energiestrategie plante 3,5 TWh zusätzliche Wasserkraft bis 2015 ein, bisher verwirklicht sind aber nur 0,6 TWh. Und wenn alles gut läuft, erreichen wir bis 2015 bestenfalls in Summe eine Terawattstunde. "Im Masterplan Wasserkraft aus 2008 standen noch sieben TWh bis 2020, heute sprechen wir von vier TWh bis 2025", so Gruber. Als Grund gibt Gruber die zunehmende Komplexität der Planung an. "Die Standorte aller aktuellen Projekte wurden und werden im Rahmen von umfangreichen strategischen Planungsprozessen unter Berücksichtigung aller technischen, ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Rahmenbedingungen entwickelt. Damit verdoppelt sich in der Regel die Vorbereitungszeit für ein Wasserkraftwerk bis zu einem Baubeschluss." Die vier TWh stammen dabei sowohl aus Laufwasser- als auch aus Speicherkraftwerken und beziehen sich ausschließlich auf natürlichen Zufluss. Gruber ergänzte, dass die geplanten Pumpspeicherkraftwerksanlagen neben der Stromspeicherung und -Erzeugung auch besondere Fähigkeiten zur Erbringung von Systemdienstleistungen beisteuern. Effizienzsteigerungen bei bestehenden Anlagen und eine Hand voll von Top-Projekten mit über hundert GWh Erzeugung bilden das Zentrum der Wasserkraftvorhaben der E-Wirtschaft. "Zwei TWh des aktuellen Projektvolumens entfallen auf die Erneuerung und Erweiterung bestehender Wasserkraftwerke, nur etwa zwei TWh Strom sollen neue Projekte liefern," ergänzt Gruber, der darauf verweist, dass damit von dem noch machbaren ökologischen Wasserkraftpotential in den kommenden 10 Jahren nur rund 30 Prozent genutzt werden. An wirklich zusätzlicher Stromerzeugung aus Wasserkraft blieben für Österreich damit in Summe nur 2,2 TWh übrig, denn die derzeit geplante strenge Umsetzung der Wasserrahmenrichtlinie würde die Stromproduktion aus den bereits bestehenden Kraftwerken um etwa 1,8 TWh reduzieren.

Voraussetzungen für die Umsetzung der Projekte

Damit die Projekte wie geplant verwirklicht werden können, ist es aus Sicht der E-Wirtschaft dringend erforderlich, die bestehenden Verwerfungen an den Märkten durch ein neues, europaweites Marktdesign mit wirklich wettbewerbsfähigen Regeln für alle Energieträger zu beenden. Die derzeit in Planung oder Umsetzung befindlichen Wasserkraftprojekte sind aus Sicht von Oesterreichs Energie das Ergebnis umfangreicher, kontinuierlicher strategischer Planungsschritte, die standortbezogen die technischen , ökologischen, ökonomischen und regional-sozialen Kriterien berücksichtigen. Gruber: "Viele Vorhaben sind aus heutiger Sicht nicht mehr wirtschaftlich zu vertreten, obwohl wir sie für die Sicherung einer umweltfreundlichen und stabilen Stromversorgung dringend brauchen. Die Lücke zwischen Plan und Realität wächst und es muss etwas unternommen werden."

Quelle: Oesterreichs Energie


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /