Neue Broschüre "Brennpunkt Biotreibstoffe" vorgestellt

Österreichs Bedarf an Biosprit kann nachhaltig produziert werden - Kriterien und Rahmenbedingungen für Biosprit müssen weltweit festgelegt werden

Österreichs Landwirte werden auch in Zukunft in erster Linie Nahrungsmittel produzieren, so LK-Präsident Gerhard Wlodkowski am Mittwoch im Zuge der Diskussion um die Sinnhaftigkeit von Biosprit. "Für unsere Bauern lauten die Prioritäten Teller, Trog und Tank, das ist eine sinnvolle Reihenfolge."

"Die österreichischen Bauern erzeugen in erster Linie hochwertige Lebensmittel für die Konsumenten. Erst danach kommt die Produktion von Futtermitteln und an dritter Stelle folgt die Energie- bzw. Treibstoff-Erzeugung auf Ackerflächen. bei der gleichzeitig auch wertvolle Eiweiß-Futtermittel quasi als Nebenprodukt anfallen, durch diese können Futtermittelimporte aus anderen Ländern ersetzt werden. Für unsere Bauern lauten die Prioritäten Teller, Trog und Tank. Das ist die richtige Reihenfolge. Auch betriebswirtschaftlich gesehen ist diese Reihung sinnvoll. Denn langfristig betrachtet, bringt die Produktion qualitativ hochwertiger Nahrungsmittel mehr Erlös als die Energieproduktion. Trotzdem sollten wir auch in Österreich Treibstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen produzieren. Sie reduzieren nachweislich den schädlichen CO2-Ausstoß, verringern die Abhängigkeit vom Erdöl, bringen wertvolle Impulse für Forschung und Wirtschaft, schaffen zusätzliche Arbeitsplätze und bieten auch für die Bauern neue Möglichkeiten", meint Wlodkowski, Präsident der LK Österreich, bei der Präsentation der neuen Broschüre "Brennpunkt Biotreibstoffe".

Klimawandel-Folgen mindern

Gerade die Land- und Forstwirtschaft spürt als erste die negativen Folgen des Klimawandels. Dass an dieser äußerst unerfreulichen Entwicklung der übermäßige CO2-Ausstoß Schuld hat, ist mittlerweile wissenschaftlich unbestritten. Dieses klimaschädliche Gas kann man jedoch durch den Einsatz von biogenen Treibstoffen spürbar verringern.

Biogene Treibstoffe können sehr schnell in relativ großem Umfang eingesetzt werden und leisten so einen wertvollen Klimaschutzbeitrag. Allein die Beimischung von Biotreibstoffen zu Benzin und Diesel bei einem Beimischungssatz von 5,75% spart jährlich 1,4 Mio. Tonnen CO2 ein", erklärte Wlodkowski. Dass diese entsprechend nachhaltig erzeugt werden sollten, sei für ihn klar. Das treffe auch auf Österreich zu.

Stärkung des ländlichen Raums

"Eine nachhaltige Erzeugung von Biotreibstoffen stellt einen Gewinn für Mensch, Wirtschaft und Umwelt dar: Denn die Biotreibstofferzeugung schafft die Möglichkeit für neue und zusätzliche Wertschöpfung im strukturschwachen und benachteiligten ländlichen Raum. So ist der Anbau von Getreide für die Ethanolproduktion, wie z.B. Triticale, auch auf ertragsschwächeren Böden möglich. Die Erzeugung von Treibstoffen vom Acker kann darüber hinaus Abwanderungstendenzen in benachteiligten Gebieten stoppen und schafft neue Arbeitsplätze und zusätzliche Einkommensmöglichkeiten im ländlichen Raum. Das stärkt die Kaufkraft vor Ort. Die Biotreibstoffproduktion leistet auch einen Beitrag zur Erhaltung wertvoller Kulturlandschaften. Die Produktion von Biotreibstoffen stellt besonders für strukturschwache Regionen in sozialer, ökonomischer und ökologischer Hinsicht eine einzigartige Entwicklungschance dar", so Wlodkowski.

Mehfachnutzen bei der Produktion

Sowohl bei der Biodiesel- als auch bei der Bioethanolherstellung wird Biomasse praktisch vollständig genutzt, weil gleichzeitig ein hochwertiges Eiweißfuttermittel erzeugt wird. Vor dem Hintergrund der in Europa bestehenden Eiweißversorgungslücke kommt der Erzeugung von Eiweißfuttermitteln große Bedeutung zu. Durch diese Beiprodukte werden hunderttausende Tonnen von Soja-Importen ersetzt. An weiterführenden Konzepten, die auch die energetische Nutzung des anfallenden Strohs zum Inhalt haben, wird bereits gearbeitet", zeigte Wlodkowski den Mehrfachnutzen der Biokraftstoff-Produktion auf.

Ernteausfälle und Spekulationen treiben Nahrungs-Preise in die Höhe

"Die Preissteigerungen bei Nahrungsmitteln im Herbst 2007 waren die Folge von massiven wetterbedingten Ernteausfällen, einer gestiegenen Nachfrage in Asien und gleichzeitigen Börse-Spekulationen mit agrarischen Rohstoffen. Darüber hinaus wird das gestiegene Preisniveau nach Jahren der Extensivierung wieder Impulse in Richtung Produktionssteigerung bringen. In Verbindung mit der Flächenausweitung ist dadurch mit einer Stabilisierung der Preise zu rechnen", zeigte Wlodkowski klar auf, dass die Bauern nicht die Inflations- und Preistreiber in Europa sind.

Fehlentwicklungen in Dritter Welt

"Kein vernünftiger Mensch wird eine unökologische Ethanolproduktion oder die Regenwald vernichtende Palmöl- und anschließende Biodieselproduktion verteidigen. Die Produktion von biogenen Treibstoffen in der EU ist im Unterschied dazu an höchste ökologische und soziale Regeln gekoppelt. In Österreich kommt es durch die Produktion von biogenen Treibstoffen weder zu einer Rodung von Wäldern noch zu einem Umbruch von Grünland. Auch die Überdüngung von landwirtschaftlichen Flächen oder der Einsatz von gentechnisch veränderten Pflanzen sind in Österreich absolut kein Thema. Schließlich wird auch nicht die Artenvielfalt durch mögliche Monokulturen gefährdet, im Gegenteil: Durch den Anbau von Energiepflanzen zusätzlich zu Pflanzen für die Lebensmittelproduktion kommt es sogar zu einer Anreicherung in der Fruchtfolge und dadurch zu einem differenzierteren und abwechslungsreicheren Landschaftsbild", stellte Wlodkowski fest.

Effizienzsteigerung möglich- Forschung und Entwicklung muss forciert werden

Effizienzsteigerung und sparsamer Umgang mit Energie seien auch bei Treibstoffen das oberste Gebot, erklärte Landesrat Dipl.Ing. Josef Plank.
Massive Investitionen in Forschung und Entwicklung seien notwendig, angesichts der Verantwortung gegenüber der CO2-Bilanz soll volle Konzentration auch auf ahrungsmittelproduktion und Versorgungssicherheit gelegt werden. Die aktuelle
"Preistreiber-Diskussion" müsse auch in Relation zur Verfünffachung des Ölpreises und zu dem Umstand gesetzt werden, dass Lebensmittel in einem Teil der Welt immer noch Wegwerfartikel seien.

LR Plank, der auch geschäftsführender Präsident des "Ökosozialen Forums
Österreich" ist , betonte, dass Österreich mit effizienten Ökoenergieträgern auf einem guten Weg sei, früher seien auch bis zu 30 Prozent der Fläche für die Herstellung von "Treibstoffen" für Fuhrwerke verwendet worden. In einem maßvollen Weg nach vorne dürften aber ökologische und soziale Rahmenbedingungen nicht überschritten
werden. Die Lösung eines Problems dürfe nicht anderswo Probleme verursachen. Die österreichische Landwirtschaft produziere Biotreibstoffe auf sehr hohem Umweltstandard, so Plank.

Neue Broschüre "Brennpunkt Biotreibstoffe"

Die Broschüre ""Brennpunkt Biotreibstoffe" kann bei der Landwirtschaftskammer und beim OESFO bestellt werden und steht außerdem zum Download zur Verfügung.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /