© Greenpeace / Mitja Kobal - Protest vor Siemens
© Greenpeace / Mitja Kobal - Protest vor Siemens

Greenpeace-Aktion vor österreichischer Siemens-Zentrale gegen Regenwaldzerstörung

Umweltschutzorganisation fordert öffentliche Distanzierung von Staudamm-Projekt im Amazonas

Wien – Mit einem Protest vor der Siemens-Zentrale in Wien forderten mehr als 20 Greenpeace-AktivistInnen den Konzern auf, sich nicht am Staudamm-Projekt São Luiz do Tapajós im brasilianischen Amazonas-Regenwald zu beteiligen. Vor dem Haupteingang wurden die Siemens-MitarbeiterInnen über das Projekt informiert: Auf einem sechs Meter breiten Transparent mit zwei symbolischen Eingängen war zu lesen: ‘Siemens, entscheide dich: Amazonas zerstören oder bewahren’. Welche mögliche Konsequenz die jeweilige Entscheidung haben kann, zeigten die zwei Bilder neben den Eingängen. Auf der einen Seite der zerstörte, auf der anderen Seite der intakte Regenwald. Nicht nur in Österreich, auch in über zehn weiteren Ländern protestieren in diesen Tagen Greenpeace-AktivistInnen vor Siemens-Zentralen gegen das geplante Projekt São Luiz do Tapajós.

‘Bislang hat sich Siemens nicht vom Staudamm-Projekt distanziert. Der Konzern begründet das mit dem fehlenden Ausschreibungsverfahren, doch das ist reine Hinhaltetaktik’, sagt Lukas Meus, Amazonas-Sprecher bei Greenpeace in Österreich, ‘Siemens darf sich nicht vor der Entscheidung drücken und muss dem Staudamm-Projekt schon jetzt eine klare Absage erteilen.’ Im Zuge der Aktion verteilt Greenpeace zudem auch Broschüren über den geplanten Staudamm an die MitarbeiterInnen und informiert über die potenzielle Beteiligung von Siemens. Schließlich hat das Unternehmen bereits in der Vergangenheit, sowohl direkt als auch über das Joint Venture Voith Hydro, an weltweiten Staudamm-Projekten teilgenommen. Zuletzt war Siemens an dem Bau des umstrittenen Belo-Monte-Staudammes im Amazonas-Regenwald beteiligt, durch welchen Schätzungen zufolge mindestens 20.000 Menschen umgesiedelt werden müssen.

Der São-Luiz-do-Tapajós-Staudamm wäre der erste und gleichzeitig größte von über 40 Staudämmen, die im Tapajós-Becken geplant sind. Mit einer Länge von 7,6 Kilometer und einem Stausee, fast doppelt so groß wie Wien, bedroht der Damm die Heimat der über 12.000 indigenen Munduruku. Auch der Lebensraum Hunderter Tierarten, darunter der Jaguar und die Terekay-Schienenschildkröte, ist gefährdet. Weitere 2.200 Quadratkilometer würden durch indirekte Waldzerstörung, beispielsweise für den Bau von Straßen, verloren gehen. ‘Brasilien verfügt über ein hohes Potenzial an Solar- als auch Windenergie und Siemens hat die Technologie, um diese zu produzieren’, erklärt Meus, ‘Solaranlagen und Windräder könnten zerstörerische Staudämme, wie den São Luiz do Tapajós ersetzen’.

Die Aktion in Wien findet im Zuge einer weltweiten Greenpeace-Kampagne zum Schutz des Amazonas statt. In den letzten Tagen protestierten die UmweltschützerInnen bereits vor mehreren Siemens-Zentralen in verschiedenen Ländern, unter anderem in den USA, in Malaysia und in Rumänien. Bereits über eine Millionen Menschen haben sich gemeinsam mit Greenpeace auf die Seite der Munduruku gestellt und fordern ein Ende des Staudamm-Projekts. ‘Wenn Siemens Menschenrechte und Umwelt am Herzen liegen, wie der Konzern immer wieder betont, dann muss sich das Unternehmen von dem São-Luiz-do-Tapajós-Staudamm öffentlich distanzieren’, fordert Meus.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /