Dezentrale Lüftungssysteme gewinnen Marktanteile

Der Trend geht zur bedarfsgeführten Lüftung

LAD cosy R von Aereco integriert ein Lüftungsgerät und einen Heizkörper. © S. Thole

Bei der kontrollierten Wohnungslüftung setzt sich der Trend zu dezentralen Lüftungsgeräten mit Wärmerückgewinnung fort. Außerdem statten immer mehr Anbieter ihre Anlagen mit Sensoren aus, die Feuchte, CO²- und VOC-Gehalt der Luft messen und so eine bedarfsgeführte Regelung ermöglichen.

Seit 2012 ist der Marktanteil der dezentralen Systeme mit Wärmerückgewinnung in Deutschland von 16,9 auf 24,8 Prozent im Jahr 2016 gestiegen, der Anteil zentraler Wohnungslüftungsanlagen ist im Vergleich zu Österreich und der Schweiz mit 34,1 Prozent am geringsten. Das berichten die Marktforscher von Interconnection Consulting und stellen hierzulande eine spürbare Marktverschiebung fest.

Der Trend zu dezentralen Systemen zeigte sich auch auf der Frühjahrsmesse ISH in Frankfurt. So hat Vaillant sein Produktportfolio um die Geräte zur dezentralen Wohnraumlüftung namens recoVAIR erweitert. Sie arbeiten nach dem Push-Pull-Prinzip und benötigen bei der Montage lediglich einen Stromanschluss. Ein Kondensatablauf ist dem Hersteller zufolge nicht erforderlich. Vaillant preist das Gerät vor allem für die Nachrüstung im Bestand an. In puncto Energieeffizienz erhält das Gerät die Note A.

2018 steigen die Anforderungen

Seit Anfang 2016 müssen Wohnraumlüftungsgeräte wie Heizungen das farbige EU-Energie-Effizienzlabel tragen. Die Effizienzklassen reichen von A+ bis G, wobei Anlagen mit dem Label G mindestens so viel Primärenergie einsparen müssen, wie sie verbrauchen. 2018 werden die Anforderungen verschärft. Dann müssen Wohnungslüftungsgeräte deutlich mehr Primärenergie einsparen als sie verbrauchen.

Der recoVAIR von Vaillant ist mit Feuchtigkeitssensoren ausgerüstet, so dass die Anlage abhängig von der Luftfeuchtigkeit im Wohnraum arbeitet. Über eine optionale Bedienkonsole kann außerdem eine CO2-Sensorik genutzt werden. Die Anlagen werden dann zusätzlich durch den CO2-Gehalt in der Raumluft gesteuert. Damit folgt Vaillant einem weiteren Trend der Branche: Feuchte- und CO2-Sensoren sowie oft auch VOC-Sensoren gehören inzwischen zum guten Ton - sowohl bei zentralen als auch bei dezentralen Geräten.

Wie bei vielen anderen Anbietern auch ist bei Zehnder die Ausrüstung der dezentralen Geräte ComfoAir 70 und ComfoSpot 50 mit Sensorik optional. Anwender haben die Wahl zwischen reinen Feuchtesensoren oder die Kombination aus Feuchtemessung, mit CO2- oder VOC-Messung. VOC steht für Volatile Organic Compounds, das sind flüchtige organische Verbindungen in der Raumluft etwa aus Kunst- oder Baustoffen, Möbeln oder Teppichen. Untergebracht ist die Sensorik jeweils auf einer Platine, deren Einbau dem Hersteller zufolge mit wenigen Handgriffen erfolgt. Auch das dezentrale Lüftungsgerät Zehnder ComfoSpot Twin40 für die paarweise Betriebsart kann mit einem Feuchtesensor ausgestattet werden.

Das Prinzip der feuchtegeführten Lüftung ist keineswegs neu. Pionier dieser Betriebsweise ist das französische Unternehmen Aereco, das vor allem für seine zentralen Abluftsysteme mit feuchtegeführten Zu- und Abluftventilen bekannt ist. Diese sind bereits seit 1984 auf dem Markt und inzwischen weltweit in mehr als fünf Millionen Wohneinheiten installiert worden.

Während die Mitbewerber auf dem Lüftungsmarkt nun auf den Zug der bedarfsgeführten Systeme aufspringen, folgt Aereco dem Trend hin zu dezentralen Systemen mit integrierter Wärmerückgewinnung. In Frankfurt stellte der Anbieter mit LAD easy und LAD cosy gleich zwei vor. LAD easy ist ein alternierendes Gerät, dessen Betrieb paarweise erfolgt. Das schraubenlose Befestigungssystem ist patentgeschützt. LAD cosy hingegen ist für die Be- und Entlüftung von größeren Räumen bis zu 50 Quadratmeter konzipiert. Das Gerät sieht aus wie ein moderner Heizkörper und lässt sich optional auch mit einem solchen kombinieren.

Feuchterückgewinnung ist oft Standard

Neben den bedarfsgeführten Anlagen haben die meisten Anbieter inzwischen auch Geräte im Angebot, die nicht nur die Wärme, sondern auch die Feuchtigkeit aus der Abluft zurückgewinnen und auf die Zuluft übertragen. Damit dürfte das Problem zu trockener Raumluft im Winter zunehmend der Vergangenheit angehören.

Interconnection Consulting erwartet, dass bis 2019 in Deutschland, Österreich und der Schweiz jährlich im Schnitt 6 Prozent mehr Lüftungsanlagen verkauft werden. 2016 betrug das mengenmäßige Wachstum 8 Prozent. Bezogen auf das Marktvolumen verzeichnete der deutsche Markt mit 9,7 Prozent das stärkste Wachstum (Marktvolumen 166 Millionen Euro). Der Markt für Haushaltsventilatoren in Deutschland sei traditionell sehr stark durch Abluftventilatoren in Küche und Bad geprägt. 2016 seien rund 600.000 dieser Ventilatoren verkauft worden. Dabei erzielen reine Luftsysteme ohne Wärmerückgewinnung einen Marktanteil von 74,9 Prozent. "Die Dynamik am Wärmerückgewinnungssektor war durch niedrige Energiepreise nicht so stark wie erwartet, dennoch wird sich das Wachstum in diesem Sektor auf absehbare Zeit fortsetzen", erklärt Neva Rukonic, Autorin der Studie. von Silke Thole

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