Quelle: DEUTSCHE ROCKWOOL

"Es gibt Regeln, die eigentlich nicht notwendig sind"

Minister will Hürden für Bauen mit Holz senken

Kay Künzel fordert dazu auf, beim Holzbau "das zu tun, was richtig ist." © Künzel

Holz soll beim Bauen häufiger genutzt werden. So lässt sich die Charta für Holz 2.0  zusammenfassen, die Bundeslandwirtschaftsminister Christian Schmidt  in Berlin vorstellte. Der Ort dafür - die Landesvertretung von Baden-Württemberg beim Bund - war gut gewählt: Das Bundesland macht mit seiner Landesbauordnung vor, wie Hemmnisse beim Holzbau verringert werden können. Holzbauteile in Mehrgeschossern müssen in Baden-Württemberg seit 2014 nicht mehr verkapselt werden.

Christian Schmidt will die Voraussetzungen dafür schaffen, dass man künftig in Deutschland einfacher Häuser aus Holz bauen kann - vor allem auch hohe Häuser. Denn für die gelten besonders strenge Brandschutzanforderungen.

Die Technische Universität München ermittelt in einem Verbundprojekt mit mehreren Partnern, welche Brandschutzvorschriften beim Holzbau sinnvoll sind und welche nicht. Dafür übergab Schmidt bei der Veranstaltung einen Förderbescheid. "Es gibt Regeln, die eigentlich nicht nötig sind", sagte Schmidt. "Wissenschaftlich sauber begründet und korrekt, aber entschieden" will er solche Regeln abschaffen.

Bisher, so musste Schmidt einräumen, sei dieses Vorhaben aber "nicht so weit gekommen ist, wie wir uns das vorgestellt haben". Schließlich ist die Musterbauordnung nur eine Richtschnur, geltendes Recht schaffen die Landesbauordnungen - und die sind Ländersache. "Die Bauministerkonferenz muss sich damit befassen und Hemmnisse abbauen", forderte Schmidt. Ähnliche Bestrebungen gibt es auch für Dämmung aus nachwachsenden Rohstoffen.

Es sieht also so aus, als ob die lange versprochenen Erleichterungen beim Holzbau tatsächlich kommen. Schon 2002 hatte die damalige rot-grüne Bundesregierung im Koalitionsvertrag vereinbart, den Holzabsatz zu erhöhen und mehr Holz zu verwenden. In der Folge wurde die erste "Charta für Holz" erarbeitet. Sie sah eine Steigerung des Holzverbrauchs um 20 Prozent in zehn Jahren vor.

Nun ist die Charta für Holz 2.0 ein wichtiger Bestandteil des Klimaschutzplans 2050 der Bundesregierung und weist den Weg für die Verwendung von Holz im Baubereich. Die Vorstellungen dazu sind im ersten von sechs Kapiteln der Charta zusammengefasst. Ziele des Handlungsfeldes "Bauen in Stadt und Land" sind:

 

  • die Steigerung der Holzbauquoten in allen Gebäudekategorien und besonders auch in öffentlichen Bauten
  • die Steigerung des Holzeinsatzes in der Gebäudesanierung
  • der Abbau der Diskriminierung von Holz in maßgeblichen Vorschriften und Richtlinien
  • die stärkere Berücksichtigung der Klimaschutzeffekte in Strategien, Programmen und Leitfäden für das Bauwesen.

Versteht sich, dass das Holz aus nachhaltigem Forstwirtschaft stammen soll. Genug Holz jedenfalls gibt es im deutschen Wald, so Zahlen der Bundeswaldinventur. Allerdings geht der Bestand des wichtigsten Nadelbaums, der Fichte, wegen des Waldumbaus zur Vorbeugung gegen den Klimawandel zurück. Hier sind die Vorräte nicht mehr ganz so üppig.

Holz von Laubbäumen wird zum Bauen wenig genutzt, weil es sich leichter verzieht. Hier sahen die Teilnehmer einer Podiumsdiskussion nach der Vorstellung der Charta großen Forschungsbedarf. Als Ersatzbaum für die Fichte empfahl Hubert Röder, Professor an der Hochschule Weihenstephan-Triesdorf, die Douglasie.

Welche Hemmnisse es im Holzbau gibt, berichtete der Praktiker Steffen Rathke von der Plattform Forst & Holz und im Hauptberuf Sägewerker. Er beklagte die Regeln für die Aufstockung von Häusern. "Das geht aus statischen Gründen nur mit Holz", sagte Rathke. Eine Studie der TU Darmstadt und des Pestel Instituts sieht in Dachaufstockungen großes Potential, um dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Doch so einfach, wie es klingt, ist die Schaffung des dringend benötigten Wohnraums nicht. Denn in der Praxis müssen die Bauherren meist auch zusätzliche Parkplätze für die Bewohner nachweisen, kritisierte der Holzlobbyist. Er plädierte dafür, "im Holzbau Dinge zuzulassen, die noch nie gebaut wurden" - so wie zum Beispiel bei der Holzhalle aus Eschenholz mit Tiefgarage und Skischulzentrum in Arosa vom Büro Mooser Lauber Stucky.

Das war ganz im Sinne des Architekten Kay Künzel, nach eigener Aussage ein leidenschaftlicher Holzbauer. Er hat in Bonn ein fünfstöckiges, mit Zellulose gedämmtes Studentenwohnheim aus Holz errichtet. Künzel forderte dazu auf, beim Holzbau "einfach mal das zu tun was richtig ist und sich nicht veräppeln zu lassen von der Thematik ,Styrpor brennt nicht, aber Holz brennt'", sagte er ironisch.

Aus Bauherrensicht auf das Thema Holz blickt Christof Kurch, Bereichsleiter Technisches Projektmanagement bei der Berlinovo Immobilien Gesellschaft. Sie baut viel modular, aktuell ein fünfgeschossiges Studentenwohnheim in Holz-Hybrid-Bauweise. "Ich kann und will nicht akzeptieren, dass das Bauen mit Holz teurer ist", forderte Kurch ein Umdenken im Holzbau. "Holz steht im Wettbewerb und kann zwei oder drei Prozent teurer sein - aber nicht zehn Prozent. Sonst wird es nicht durchsetzbar sein." von Susanne Ehlerding

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