© oekonews- Doris Holler-Bruckner / Das Schiffsmeisterhaus liegt direkt am österreichischen Jakobsweg
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Tourismus und Ressourcen sparen - ein Widerspruch?

Ein Interview mit Hotelier Bernhard Toferer - Sein Hotel ist mit dem österreichischen Umweltzeichen ausgezeichnet

© oekonews- Doris Holler-Bruckner / An das Schiffsmeisterhaus wurde das Österreichische Umweltzeichen verliehen
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© oekonews- Doris Holler-Bruckner /Doppelte Auszeichnung: Das Schiffsmeisterhaus ist auch mit dem Europäischen Umweltzeichen ausgezeichnet
© oekonews- Doris Holler-Bruckner /Doppelte Auszeichnung: Das Schiffsmeisterhaus ist auch mit dem Europäischen Umweltzeichen ausgezeichnet
© oekonews-Doris Holler-Bruckner/ Die Gaststube im Schiffsmeisterhaus
© oekonews-Doris Holler-Bruckner/ Die Gaststube im Schiffsmeisterhaus
© oekonews-Doris Holler-Bruckner/ Der Gastgarten des Schiffsmeisterhauses in Ardagger
© oekonews-Doris Holler-Bruckner/ Der Gastgarten des Schiffsmeisterhauses in Ardagger
© Österreichisches Umweltzeichen / Die Photovoltaikanlage am Dach
© Österreichisches Umweltzeichen / Die Photovoltaikanlage am Dach
© oekonews- Doris Holler-Bruckner /Ökostrom vom Dach für die E-Bike Ladestation
© oekonews- Doris Holler-Bruckner /Ökostrom vom Dach für die E-Bike Ladestation

Das Österreichische Umweltministerium unterstützt im Rahmen einer europäischen Initiative zur Ökologisierung des Jakobsweges, mit dem Projekt STARS+20, spanische Pilgerherbergen dabei, umweltfreundliche Maßnahmen umzusetzen. Ziel des innovativen Projekts ist, mindestens 20 % CO2 einzusparen. Das Schiffsmeisterhaus in Ardagger ist das einzige österreichische Hotel, das ebenfalls an dieser Initiative teilnimmt. Es war schon vor Jahrhunderten eine Pilgerherberge und liegt direkt am österreichischen Jakobsweg. Bernhard Toferer, der Eigentümer, setzt in seinem Haus bereits seit einigen Jahren auf Ressourceneffizienz und Nachhaltigkeit. Zahlreiche Maßnahmen wurden in seinem Haus nach und nach umgesetzt. Das Schiffsmeisterhaus hat 14 Zimmer und 3 Ferienwohnungen. Es liegt direkt am Donauradweg R6 und zeigt, dass beim Pilgern nachhaltiger Tourismus eine Rolle spielen kann.

Warum setzen Sie auf das Umweltzeichen?

Grundsätzlich war die Idee, das alte Haus, das aus dem 16. Jahrhundert stammt entsprechend energiegünstig zu betreiben, also Energieeinsparungen zu machen. Bereits dort fangen nachhaltige Einsparungen an. Auf dem Weg, den Energieverbrauch effizienter zu machen, habe ich bemerkt, dass wir mit dem Umweltzeichen in dieselbe Richtung gehen können, wenn wir einfach die gesamten Richtlinien im Haus etwas strenger ansetzen. Daher haben wir beschlossen, gleich das Umweltzeichen zu machen.

Über das Umweltzeichen haben wir Regeln für den Betrieb geschaffen, wie wir nicht nur nachhaltiger, sondern auch gleichzeitig sparsamer arbeiten.

Wie lang hat die Umstellung gedauert?

Im Jahr 2011 habe ich überlegt, wo ich noch etwas verbessern kann. Davor hatte ich schon einiges umgesetzt, z.B. in Richtung Wärmedämmung. 2012 hatten wir dann konkrete Gespräche und das STARS+20 Life-Projekt mit dem Jakobsweg hat das dann noch verstärkt. Ab 2013 wurde das dann durchgezogen. Im Winter begannen wir, daran zu arbeiten und im Jahr 2015 haben wir das Umweltzeichen verliehen bekommen. In unserem Teil des Mostviertels sind wir der einzige Betrieb, der das Umweltzeichen hat. Das wundert mich eigentlich, da es sich für Betriebe wirklich auszahlt.

Gibt es Gäste, denen das auffällt?

Ja, es wird darüber gesprochen und auch bei unseren Gästefragebögen wurde mehrfach erwähnt, dass die Gäste den Betrieb deswegen ausgewählt haben, weil er ein Umweltzeichen hat.
Ich glaube, immer mehr Menschen denken über umweltbewusstes Handeln nach und es freut sie, wenn ein Betrieb in eine solche Richtung geht und sie sich dafür entscheiden können.

Was wurde konkret getan?

Wir haben zwar in Österreich in machen Bereichen, wie zum Beispiel beim Wasser, noch genügend Ressourcen, aber trotzdem sollte man entsprechend sparsam damit umgehen. Daher wurden in allen Zimmern wassersparende Perlatoren eingebaut. Wir legen Wert auf die Trennung von Abfall und kommunizieren das, wir setzen auf Effizienz, auch mit besseren Steuerungseinheiten für den Energieverbrauch in den Zimmern.
Die Kommunikation aller Maßnahmen mit den MitarbeiterInnen ist ebenfalls ein Teil der Umsetzung.

Welche Maßnahmen sind außer Energieeffizienz noch gesetzt worden?

Es beginnt beim Einverkauf, zum Beispiel bei der Auswahl der Verpackung direkt vom Lieferanten, und das spielt bei der Präsentation der Speisen eine Rolle. Wir vermeiden z.B. kleine Milchverpackungen oder kleine Joghurtbecher beim Frühstück, Honig beim Frühstück ist direkt im Glas, auch Mineralwasser ist bei uns nur in Glasflaschen, nicht in Plastik. Wir kaufen generell keine Plastikflaschen, wir versuchen, alle Lieferanten auf Mehrweggebinde umzustellen, z.B. muss der Weinbauer seine Flaschen bei uns wieder abholen und wieder befüllen, sonst nehmen wir ihn nicht auf die Karte. Säfte oder Most werden direkt aus der Region in großen Gebinden gekauft, wir haben auf Biolimonade umgestellt, kaufen regional und biologisch ein usw.

Was haben die Lieferanten dazu gesagt?

Nur ein einziger wollte das nicht, den haben wir dann ausgelistet. Bei jedem neuen Lieferantengespräch ist das Umweltzeichen ein Thema, wir kaufen regional und auch sehr viel Bio und sind immer noch bemüht, das zu verbessern.

Was gibt es zusätzlich?

Am Dach gibt es eine Photovoltaikanlage mit 15 Kwp. Bereits bei der 1. Jahresabrechnung hat sich gezeigt, dass das wirklich ein ökonomischer Vorteil ist. Wir haben eine E-Bike-Ladestation und für E-Autofahrer gibt es gleich vis-a-vis bei der Gemeinde in Ardagger eine gratis E-Ladestation. Solange nur hie und da jemand da lädt, haben wir noch keine eigene Ladestation, weil derzeit noch kein Bedarf dafür ist, aber falls sich das ändert, ist angedacht, eine Ladestation zu errichten, da die Photovoltaikanlage sowieso untertags Strom liefert. Noch fehlt auch eine Speicherung mit einer Batterielösung, aber das kann in Zukunft natürlich noch kommen, weil wir immer weiter an diesen Themen arbeiten.

Was ist die Hauptmotivation für das Umweltzeichen in ihrem Betrieb?

Ich habe schon immer darüber nachgedacht, wie wir mit Ressourcen umgehen. Es liegt mir im Blut und es ist mir ein ganz persönliches Anliegen. Ich sehe, wie oft etwas verschwendet wird, z.B. mit dem täglichen Waschen von Handtüchern, oder mit der Tischwäsche. Da kann man ruhig auch die eigene Brieftasche mitdenken, das zahlt sich auch von den Kosten aus. Es ist wirtschaftlicher, wenn zum Beispiel die Wäschemenge reduziert wird, mit dem Vorteil einer langfristigen Ersparnis zusätzlich zur Ressourceneffizienz. Darum ist es für mich überhaupt kein Thema, dass ich da nicht in allen Ebenen darüber nachdenke, was man noch tun kann. Auch wenn bei uns das Wasser nicht so teuer ist wie in der Großstadt, ist es trotzdem interessant, wenn ich mir nur 10 m³ erspare.
Ich freue mich, wenn ich Heizkosten sparen kann, weil weniger Warmwasser aus der Dusche rinnt, die Perlatoren zum Wassersparen haben wir selbstverständlich eingebaut, auch die WC-Spülung wurden entsprechend umgerüstet.
Natürlich kann man bei so einem alten Gebäude nicht sofort alles machen, aber einen Schritt nach dem anderen zu setzen ist kein Problem, da geht es immer wieder ein Stück weiter. Ich werde daher immer wieder versuchen, etwas noch besser zu machen.

Würden Sie wieder umsteigen?

Ja, weil es nicht nur ökologisch, sonder auch ökonomisch sinnvoll ist.



Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /