© Regenwolke0 / Weide
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Estland- Noch viel Arbeit beim Naturschutz

Ein ganz persönlicher Einblick eines Aktivisten

Estland ist momentan mehr in den Medien, denn es hat die EU-Ratspräsidentschaft. Der Staat vermarktet sich nach außen als ein reines und unberührtes Land, in dem die Menschen noch in Verbundenheit mit der Natur leben und jede fünfte Person in Estland glaubt, dass es in jedem Baum eine Seele gibt, aber in Wirklichkeit liegen die OECD-Umweltprüfdaten ganz knapp neben Saudi-Arabien, die Forstpolitik wird leider von Industriellen dominiert und NATURA 2000 Naturschutzgebiete stehen noch im Schatten.

Es gibt auch eine wirklich symbolische Geschichte aus diesem Jahr, in der Aktivisten gegen die gesetzeswidrige Beseitigung einer großen und sehr alten Weide protestierten, im Rahmen des Ausbaus einer Straße. Es gab dazu ein Komitee aus dem Parlament, das bereits darauf hinwies, den Baum als eine geheiligten Platz zu erklären, aber trotzdem wurden die Aktivisten gewaltsam entfernt, weil in Estland leider die Aktivitäten der Baufirma mehr Gewicht hatten als eine Anzahl von gewählten Vertretern. Der Baum wurde eins paar Tage vor der EU-Präsidentschaft von Estland entgültig geschlägert, und kurioserweise gibt es auf der Gedenkmünze einen Baum, der der Weide sehr ähnlich ist, die gefällt wurde. Ein traurige Geschichte, wie der Aktivist meint.

Er sagt: "Wir sind ein Bürgerverband, der sich vor allem mit Forstpolitik und Forstwirtschaft beschäftigt, und wir haben bereits einen moderaten Erfolg bei der Beeinflussung mancher Institutionen in Richtung Umwelt- und Naturschutz. Wir sind aber leider immer noch Meilen von der Paradigmenverlagerung hin zu einer nachhaltigen Forstwirtschaft entfernt. Allerdings hat die Diskussion um diesen Baum geholfen, eine öffentliche Diskussion über Forstwirtschaft zu entfachen, und es ist geht immer noch weiter. Veteranen der estnischen Umweltschutzbewegung schließen sich der neuen Bewegung an und die Umweltbewegung wächst seit der neuen Unabhängigkeit." (in der sowjetischen Ära gab es eine sehr effektive Kampagne gegen Sumpfentwässerung in den 70er Jahren, und eine andere gegen den Bergbau Phosphorit, diese löste auch die allgemeine Unabhängigkeitsbewegung aus.)

Eine Weide als Symbol für eine Wende in den Köpfen. Eine Wende, die leider noch immer langsam geht, auch wenn es nicht gelingen wird, solche Menschen wie unseren Aktivisten auf Dauer aufzuhalten.

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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /