© Biomasseverband
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Wer Holzkraftwerke abdreht, dreht Atomstrom auf

Das Energieholzaufkommen wird durch Klimawandel steigen

Wien - Mit dem einstimmigen Beschluss der Kleinen Ökostromnovelle wurden dringend notwendige Instandhaltungsarbeiten im Ökostromregime umgesetzt. Für eine Weiterentwicklung der Ökostrombranche ist jedoch dringend eine Große Novelle notwendig. Für feste Biomasse sind die bestehenden Regelungen weiterhin absolut unzureichend. Kommt nicht zeitgerecht eine sinnvolle Ökostromgesetzreform, muss der Großteil der voll funktionsfähigen Holzkraftwerke abgeschaltet werden. Damit stehen 6.400 regionale Arbeitsplätze und 6,5 Milliarden Kilowattstunden erneuerbare Energie in Form von Strom und Wärme auf dem Spiel. Das ist mehr Energie als im per Volksbescheid niemals in Betrieb gegangenen Kernkraftwerk Zwentendorf erzeugt worden wäre. In kalten Wintern basieren mehr als 70 Prozent des Stromaufkommens auf fossilen Kraftwerken und Stromimporten aus Nachbarländern mit hohem Anteil an Kernenergie. ‘Das Gegeneinander-Ausspielen der erneuerbaren Energien, wie es von Vertretern der fossilen Energiewirtschaft und neuerdings von der Spitze der Bundesregierung praktiziert wird, muss endlich ein Ende haben. Die Energiewende kann nur gelingen, wenn alle Erneuerbaren Energien entwickelt werden und die fossile Stromproduktion zurückgedrängt wird’, erklärt DI Josef Plank, Präsident des Österreichischen Biomasse-Verbandes und Generalsekretär der Landwirtschaftskammer Österreich. Erst vor wenigen Wochen haben die erneuerbaren Energieverbände gemeinsam mit der TU Wien eine Studie vorgelegt, die zeigt, dass 100 Prozent Ökostrom technisch möglich ist und ökonomische Vorteile bringt. ‘Der Mythos vom teuren Ökostrom ist ein populistisches Märchen. Österreichs Haushalte wenden etwa 4 Prozent ihrer Energiekosten für Ökostrom auf. Wer die Energiewende ernst nimmt, sollte sich auf die restlichen 96 Prozent konzentrieren, die zum Großteil für fossile Energie ausgegeben werden’, betont Plank.

Energieholzaufkommen wird durch Klimawandel steigen

‘Die Nutzung von Biomasse als Energieholz ist für uns wirtschaftlich von großer Bedeutung, da sie Verwertungsmöglichkeit für bisher nicht absetzbare Holzsortimente geschaffen hat’, erklärt Dr. Rudolf Freidhager, Vorstand der Österreichischen Bundesforste (ÖBf). In vielen Fällen ist die Nutzung von Biomasse ökologisch notwendig, da dem Wald kritisches Brutmaterial etwa für Waldschädlinge wie dem Borkenkäfer entzogen wird. Durch ein zeitnahes Hacken von Waldbiomasse verringert sich die Schadholzmenge um ein Vielfaches. Auch bei regulären Nutzungen und Waldpflegemaßnahmen fallen große Mengen an Material an, die sich für keine stoffliche Verwertung eignen. ‘Unsere Förster sind bestens ausgebildet und entscheiden für jeden Waldstandort, ob dort eine Energieholznutzung erfolgen kann, Hilfestellung bietet ihnen unser digitales GIS-basiertes Kartensystem in dem No-go-Zonen festgelegt sind’, betont Freidhager. Die Österreichischen Bundesforste betreiben gemeinsam mit der Wien Energie das größte Holzkraftwerk Österreichs. Im Wald-Biomassekraftwerk Simmering wird mit einem Gesamtwirkungsgrad von bis zu 80 Prozent Waldhackgut aus der Region bedarfsgerecht zu Strom und Wärme verarbeitet. Das eingesetzte Hackgut stammt aus einem Umkreis von etwa 80 Kilometer rund um das Werk. In Zukunft könnte sich der Einzugsradius noch verringern. ‘Durch den klimabedingt notwendigen Umbau des Waldes sind verstärkt Waldpflegemaßnahmen notwendig. Gleichzeitig droht ebenfalls klimabedingt neben einem Anstieg an Borkenkäferschäden auch ein Anstieg an Schadereignissen wie Sturmwurf, Dürre oder Schneebruch. Wir rechnen daher mit einem verstärkten Anfall von Energieholz, von Versorgungsengpässen kann keine Rede sein – im Gegenteil’, schließt Freidhager.

Ökostromvergütung ist auch für die Holzindustrie wichtig

Die Unternehmen der Österreichischen Holzindustrie, vor allem der Säge- und Plattenindustrie, betreiben in den Verarbeitungsprozess eingebundene Biomasse-KWK-Anlagen, die zu den effizientesten Anlagen im Bereich der erneuerbaren Energie zählen. Als Energieträger kommen Nebenprodukte, wie insbesondere Rinde, und ebenso an den Standorten anfallende Energieholzsortimente zum Einsatz, aus denen Wärme für die industriellen Verarbeitungsprozesse gewonnen wird und damit gekoppelt auch hochwertiger Ökostrom. Der Ökostrom fällt dort an, wo üblicherweise viel Strom verbraucht wird. Dies führt zu einer Entlastung der Stromübertragungsnetze und einer Minimierung der Netzverluste. ‘Der in Politdiskussionen immer wieder auftauchende Vergleich von Ökostromtarifen mit den aktuell günstigen Großhandelspreisen ist unseriös, da tatsächliche Erzeugungskosten, Speicher-, Netz und Umweltkosten bewusst unberücksichtigt bleiben. Es ist unbegreiflich, wie durch die tendenziös geführten Detaildiskussionen die prädestinierte Gewinnung erneuerbarer KWK-Energie auf Basis von Rinde und sonstigen forstlichen Energieholzsortimenten diskreditiert und aufs Spiel gesetzt wird und gleichzeitig die volkswirtschaftlichen Nachteile von Schließungen unsachlich ausgeblendet werden’, sagt DI Rudolf Rumplmayr, Inhaber der DONAUSÄGE Rumplmayr. Ohne entsprechende Nachfolgetarifregelung müsste der Energiehaushalt in vielen Betrieben der österreichischen Holzindustrie umgestellt werden – in der gegenwärtigen Situation würde dies einen erheblichen Mindereinsatz erneuerbarer Energieträger bei gleichzeitigem Ersatz durch fossile Energieträger bedeuten. ‘Obwohl ein entsprechender Ökostromtarif für 20 Jahre zugesichert wurde, fehlt nach den ersten 13 Jahren nun die notwendige Nachfolgetarifregelung. Einerseits zerbricht man sich die Köpfe darüber, wie zukünftig bedarfsgerecht Strom produziert, mit hohen Kosten transportiert und gespeichert werden kann, andererseits vergisst die Politik auf bereits bestehende Anlagen, die genau bedarfsgerecht und hocheffizient Strom bereitstellen können – und dies mit vergleichsweise geringer Kostenbelastung’, betont Rumplmayr.

Regionale Wertschöpfung statt Atomkraft an der Grenze

Österreichs Holzkraftwerke erzeugen Strom für eine halbe Million Haushalte und stellen etwa 20 Prozent der Fernwärme. ‘Besonders in strukturschwachen Regionen sind Holzkraftwerke ein wichtiger Wirtschaftsfaktor. Allein in unseren drei KWK-Anlagen beschäftigen wir 32 Vollzeitmitarbeiter und sichern mit dem Betrieb der Anlagen rund 350 weitere Arbeitsplätze, vorwiegend im regionalen Gewerbe, vom Installateur bis zu Holzernte-Unternehmen", berichtet Mag. Hans-Christian Kirchmeier, Geschäftsführer der NAWARO ENERGIE Betrieb GmbH und Vorsitzender der IG Holzkraft. "Wir haben fertige Konzepte in der Schublade, um unsere Anlagen zu modernisieren, die Abwärmenutzung zu steigern und die Flexibilität zu erhöhen, können aber aufgrund der fehlenden Rahmenbedingungen nicht investieren. Einige unserer Anlagen liegen nur wenige Kilometer von den tschechischen Kernkraftwerken entfernt, deren Stromerzeugung mit 40 Cent/KWh etwa dreimal soviel kostet wie Energie aus unseren Werken. Dort diskutiert man über Erweiterungen, wir über's Zusperren."

Die 130 heimischen Holzkraftwerke produzieren etwa gleich viel Energie wie im Kernkraftwerk Zwentendorf produziert worden wäre. Sie sind für die Energiewende besonders wertvoll, weil sie auch dann Strom und Wärme produzieren, wenn Wind, Wasser und Photovoltaik wetterbedingt nicht mehr können. Dadurch reduzieren sie teure Energiespeicher und Netzausbauten und ersetzen hochsubventionierte Kohle- und Atomkraftwerke, die Mitverursacher des Klimawandels, unbeschreiblicher Umweltkatastrophen und menschlicher Tragödien sind. Holzkraftwerke sind auch für den Wald (Borkenkäferbekämpfung, Finanzierung von Waldpflegemaßnahmen, etc.) und die Holzindustrie (Verwertung von Nebenprodukten wie insbesondere Rinde) wichtig. Auf der Homepage www.stromausbiomasse.at und dem Facebook Account stromausbiomasse informiert der Österreichische Biomasse-Verband über Holzkraftwerke und deren Bedeutung. Unterstützt wird die Informationskampagne von den Österreichischen Bundesforsten, der Landwirtschaftskammer Österreich, den Land&Forst Betrieben Österreich, dem Waldverband, der IG Holzkraft und dem Maschinenring.



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Weitere Infos: Österreichischer Biomasse-Verband

Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /