© Nils Herrig- pixabay.com / Elektroauto
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Kluge Rahmenbedingungen für Elektromobilität ein Muss

Der Bundesverband Elektromobilität Österreich (BEÖ) formuliert ein 5-Punkte-Programm an die zukünftige österreichische Bundesregierung.

E-Mobilität ist immer mehr im Kommen, wie auch die jüngsten Zahlen bei den Neuzulassungen in Österreich zeigen: Von Jänner bis August 2017 wurden insgesamt 4.674 Elektroautos (reine E-Autos inkl. Hybride) neu angemeldet, was t eine Verdoppelung gegenüber dem Vergleichszeitraum des Vorjahres ist.

Österreich zählt zu den Vorreitern für E-Mobilität in Europa. Auch dank der finanziellen und steuerlichen Anreize im E-Mobilitätspaket der derzeitigen Bundesregierung. Dennoch sind noch viele rechtliche und technischen Hürden in Angriff zu nehmen. Nach der Nationalratswahl wird die zukünftige Regierung auch daran gemessen werden, auf welchen Kurs sie beim Thema Elektromobilität setzen wird. "Der BEÖ hat ein 5-Punkte-Programm erstellt, das die Fortführung des E-Mobilitätspakets, Vereinfachungen für private Ladestationen, ein Masterplan für Ladeinfrastruktur, die Ökologisierung des Taxigewerbes, sowie Maßnahmen für E-Mobility in Fahrschulen vorsieht", sagt Roland Ziegler, Sprecher des Bundesverbands Elektromobilität Österreich (BEÖ).

Dieses Programm soll einen Beitrag zur Erfüllung der österreichischen Klima- und Energieziele liefern. Die zukünftige österreichische Bundesregierung wird aufgefordert, folgende wichtigen Maßnahmen umzusetzen:

1. E-Mobilitätspaket fortführen

Die Verringerung der Klima- und Umweltbelastungen durch den Verkehr und die Senkung der Abhängigkeit von fossilen Treibstoffen sind zentrale Herausforderungen, die in den nächsten Jahren konsequent gelöst werden müssen. Um die Klimaziele der EU erreichen zu können, ist ein Umstieg auf umweltschonende Mobilitätstechnologien unumgänglich. Das derzeitige Aktionsprogramm Elektromobilität (Kaufprämien, Förderung Ladeinfrastruktur etc.) ist weiter auszubauen. Parallel zur Entwicklung der E-Mobilität ist dazu auch der weitere Ausbau Erneuerbarer Energien voranzutreiben, damit E-Mobilität den höchsten ökologischen Nutzen entfalten kann.

"Das bestehende E-Mobilitätspaket ist auch nach 2018 fortzuführen. Steuerliche Anreize für E-Fahrzeuge und Ladeinfrastruktur sind weiter auszubauen, um Elektromobilität aus erneuerbarer Energie zu etablieren und so die Klima- und Umweltbelastung des Verkehrs deutlich zu reduzieren."

2. Neue Rahmenbedingungen für private Ladestationen

Die Errichtung einer privaten E-Ladestation stellt den (Mit)Eigentümer/Mieter vor enorme juristische Herausforderungen. Für die Bewilligung einer E-Ladestation, z.B. in einer Wohnanlage, fehlen derzeit klare (gesetzliche) Regelungen. Die Materie ist komplex, betrifft sie doch das Mietrechtsgesetz, Wohnungseigentumsgesetz, Wohnungsgemeinnützigkeitsgesetz sowie neun sehr unterschiedliche Bauordnungen der Länder. Entsprechende Regelungen haben sowohl Neubauten als auch Bestandsgebäude zu berücksichtigen.

"Zur Errichtung einer (privaten) E-Ladestation sind neue gesetzliche Regelungen vorzusehen. Etwa ein "Leitungsrecht" (Wegerecht) für die notwendige Kabelführung im Gebäude und die Verpflichtung zur vorbereitenden Leerverrohrung bzw. Trassenlegung im Neubau."

3. Masterplan für Ladeinfrastruktur

Ende des Kabelsalats! Künftig sollen Elektroautos unabhängig von Hersteller und Standort überall in Europa einheitlich geladen werden können. In Österreich (wie auch in Deutschland) werden mehrheitlich Typ-2-Stecker verwendet. Frankreich hatte gemeinsam mit Italien teilweise einen eigenen Stecker-Typ eingesetzt. Ein Masterplan zur Entwicklung der Ladeinfrastruktur in Österreich und in der EU soll zusätzlich sicherstellen, dass die erforderlichen Investitionen abgestimmt erfolgen und so das Risiko von teuren Fehlinvestitionen reduzieren.

"Ab 1.1.2020 ist jedes in Europa zugelassene E-Fahrzeug serienmäßig mit einem CCS-2-Stecker ("Typ-2-Stecker") auszurüsten und muss die Möglichkeit haben, an Wechselstrom (AC) und an Gleichstrom (DC) zu laden. Ein Masterplan in Österreich und der EU soll sicherstellen, dass die Errichtung der Ladeinfrastruktur und deren Ausstattung abgestimmt erfolgen."

4. Mehr Anreize für E-Taxis, mehr öffentliche E-Fuhrparks

Für Fahrzeuge, die als Taxis und für das Transportgewerbe betrieben werden, sollte es spezielle Anreizsysteme für die Nutzung von E-Fahrzeugen geben. Bei Ausnahmen sind Klima- und Umwelteffekte zu berücksichtigen. Auch bei den Fuhrparks der öffentlichen Hand soll durch einen höheren Anteil von E-Fahrzeugen eine positive Vorbildwirkung erzielt werden.

"Bei den steuerlichen Begünstigungen für das Beförderungsgewerbe ist auf die Klima- und Umwelteffekte Rücksicht zu nehmen, zusätzliche Anreize für E-Taxis und E-Transporter sind zu schaffen. Auch die öffentliche Hand ist aufgerufen, ihre Fuhrparks überwiegend mit E-Fahrzeugen auszustatten."

5. Mehr E-Mobility in den Fahrschulen

Elektromobilität kann man lernen. Doch in der derzeitigen Führerscheinausbildung geht es überwiegend um klassische Verbrennungsmotoren. Dabei kann es gerade für die nächste Generation von Fahrzeuglenker/innen sinnvoll sein, wenn sie über die Möglichkeiten der E-Mobilität aufgeklärt werden und diese auch in der Fahrschule erleben können.

"Im Rahmen der Fahrschul-Ausbildung muss eine bestimmte Anzahl an Fahrstunden in einem E-Fahrzeug absolviert werden. Ziel ist ein neues Ausbildungskonzept, dass auch E-Mobilität in Theorie und Praxis vermittelt."

Vorbildwirkung E-Mobilität

Elektromobilität ist neben den öffentlichen Verkehrsmitteln der nachhaltige Weg in die Verkehrszukunft. Wird der verwendete Strom aus erneuerbaren Energieträgern gewonnen, kann Autofahren CO2-neutral erfolgen.

Einen wichtigen Meilenstein setzten Österreichs Energiegesellschaften mit der Vernetzung ihrer Ladeinfrastruktur: Seit April 2017 können E-Mobilist/innen das mit Abstand größte öffentliche Ladenetz für E-Mobilität nutzen. Derzeit gibt es über 1.500 öffentliche Ladepunkte, flächendeckend in ganz Österreich.

"Wenn Elektromobilität den Wandel hin zu einer sauberen Umwelt und neuen Mobilität ermöglichen soll, bedarf es dazu neben einer gut ausgebauten öffentlichen Ladeinfrastruktur vor allem einer gezielten Steuer- und Förderpolitik. Auch daran wird die zukünftige Bundesregierung gemessen werden", so BEÖ-Sprecher Roland Ziegler.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /