© Gerd Altmann / pixabay.com
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Menschen in Österreich finanzieren unwissentlich die Klimakatastrophe

Neuer Fonds zeigt auf: Nachhaltigkeit und Gewinnorientierung müssen kein Widerspruch sein

Viele wissen es zwar nicht, aber so gut wie alle Österreicherinnen und Österreicher sind in der einen oder anderen Form in fossile Energie investiert. Sei es direkt über Investmentfonds bzw. andere Anlageprodukte oder indirekt über staatliche Pensionsanlagen bzw. betriebliche Vorsorgekassen. Die überwiegende Mehrheit dieser Fonds ist in fossile Energie - also in Kohle, Öl und Gas - investiert. Der unmittelbare Schluss daraus: Wir alle finanzieren den Klimawandel und dessen verheerende Auswirkungen mit - wenn auch unfreiwillig. Ein neuer Fonds, "Sustainable Alpha", bietet eine konkrete Alternative, die zusätzlich zu einer strengen und nachhaltigen Investitionspolitik auch eine stabile Performance anstrebt.

"Jede und Jeder muss ein Bewusstsein dafür entwickeln, dass wir den Klimawandel und somit die ökologische Katastrophe mitfinanzieren" so das Team vom Neongreen Network. Der Wiener Verein war maßgeblich daran beteiligt, die Divestment-Bewegung (der Abzug von Vermögen und Kapitalanlagen aus fossiler Energie) nach Österreich zu bringen. Neben einigen Veranstaltungen zum Thema hat Neongreen Network auch zwei Studien angestoßen, die eine kritische Bilanz ziehen. Knapp 40 Prozent des österreichischen Marktes von 167 Milliarden Euro wurden in den Jahren 2015/2016 untersucht, davon 33.4 Milliarden Euro im Detail. Hier zeigte sich, dass 7.8 %, oder ungefähr 2.6 Milliarden Euro direkt oder indirekt in fossile Reserven investiert waren. Selbst bei "nachhaltig" veranlagtem Kapital von rund 3 Milliarden Euro die in Österreich untersucht wurden, waren im Berichtszeitraum etwa 5 Prozent in fossile Energie investiert.

Dies war der Anlass, aus dem nun ein Fond entstanden ist, der aktuell bei der Semper Constantia Bank zur Zeichnung aufliegt. Nicht nur verzichtet Sustainable Alpha auf fossile Energie, sondern auf eine Reihe weiterer umweltschädlicher und menschenverachtender Branchen wie etwa Atomkraft, grüne Gentechnologie, Luftfahrt, konventionelle Autoindustrie, Tierversuche, Glücksspiel oder Waffen. Darüber hinaus wird der Fond durch einen Beirat von Expertinnen und Experten beratend unterstützt. Adam Pawloff, Klimaexperte vom Neongreen Network wirkt u.a. mit. Sustainable Alpha hebt sich von vielen bisherigen Bemühungen ab, da der Fonds kein Themenfonds, sondern breit über viele Branchen aufgestellt ist. Das Modell hinter der Investitionspolitik wurde intensiv getestet. Die Simulation der Performance in der 3-jährigen Testphase liegt bei knapp 40 Prozent - somit mehr als das Doppelte eines europäischen Leitindex, dem EuroStoxx 50.

Ins Leben gerufen wurde der Fonds durch Wolfgang Rattay, der nach knapp 25 Jahren dem konventionellen Investmentbanking-Geschäft in London, Frankfurt und Wien den Rücken gekehrt hat. "Ich will zeigen, dass Investments, die das Klima so gering wie möglich belasten, auch gewinnbringend sein können," so Ex-Investmentbanker Rattay. "Mit Sustainable Alpha möchte ich eine breite Divestment-Bewegung in Österreich auslösen, die tatsächlich nachhaltige Auswirkungen auf den heimischen Finanzmarkt hat."


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /