© FWU / Spannende Veranstaltung in Wien
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Klimaschutz und naturverträgliche Energiewende ernst nehmen!

Forum Wissenschaft & Umwelt: Städte und Gemeinden setzen konkrete Maßnahmen um – eine nachhaltige Energiestrategie des Bundes fehlt!

© Forum Wissenschaft & Umwelt
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Klimaschutz und Energiewende. Chancen für Städte und Gemeinden

Wien - Ganz im Zeichen der Aktivitäten von Städten und Gemeinden gemeinsam mit den Mitbürgern stand die Veranstaltung ‘Klimaschutz und Energiewende. Chancen für Städte und Gemeinden’ des Forum Wissenschaft & Umwelt am 17. Und 18. November. Hochkarätige Wissenschafterinnen und Wissenschafter wie z.B. em.o.Univ.Prof.in Dr.in phil. Helga Kromp-Kolb (Universität für Bodenkultur), Dr. Jürgen Schneider (Umweltbundesamt GmbH), o.Univ.-Prof.in DIin Dr.in Gerlind Weber (Universität für Bodenkultur) und Politiker wie Bgm. Mag. Alfred Riedl (Präsident Österreichischer Gemeindebund) zeigten ein breites Spektrum an Zusammenhängen auf.

Energieautarkie - Chancen für Städte und Gemeinden

Ziele der Veranstaltung waren die Vermittlung von grundlegenden Zusammenhängen sowie der notwendigen Ziele einer zukunftsfähigen Energie- und Klimastrategie, die Stärkung des Bewusstseins für die Notwendigkeit einer Energiewende. Gleichzeitig wurden die immensen Chancen und Möglichkeiten für Städte und Gemeinden aufgezeigt, um die Motivation für entsprechendes Handeln zu steigern und konkrete Maßnahmen vorgestellt.

In vier Workshops zu Raumplanung, Mobilität, Energiemanagement in der Gemeinde und Bürgermitwirkung konnten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer ihre Fragen einbringen und gemeinsam mit Expertinnen und Experten Lösungen auf dem Weg zur Energiewende erarbeiten. ‘Dieser Austausch war für uns sehr wertvoll und sollte jedenfalls 2018 verstärkt fortgesetzt werden’ war ein Fazit von Teilnehmern und Teilnehmerinnen.

Energie- und Klimapolitik kein Thema im Wahlkampf

Die Energiewende und eine integrierte Energie- und Klimastragie waren im Wahlkampf keine relevanten Themen. ‘Zwar ist die Ausgangssituation in Österreich – vor allem dank Wasserkraft ist unsere Stromerzeugung zu 70% erneuerbar – nach wie vor hervorragend. Die bisherige (Bundes-) Politik ist aber an dem Vorhaben, Energieverbrauch und Treibhausgas-Emissionen zu reduzieren, gescheitert’ kritisierte Moderator Prof. Dr. Reinhold Christian, Präsident des Forum Wissenschaft & Umwelt. ‘Die neue Bundesregierung steht daher vor einem enormen Zwang zu handeln, hat damit aber auch die Chance, sich positiv zu profilieren.’ Eine nachhaltige Energie- und Klimapolitik in Österreich soll das beschlossene ‘deutlich unter 2°C-Ziel’ ernsthaft und naturverträglich in die Realität umsetzen. Wie ambitioniert dieses Ziel ist, erläutert em.o.Univ.Prof.in Dr.in phil. Helga Kromp-Kolb: ‘1.000 Gt CO2 ist die obere Grenze für die global zulässigen Emissionen. Der Anteil Österreichs liegt bei 1 Gt. Bei Fortsetzung der derzeitigen Emissionen müssten wir in 14 Jahren plötzlich vollständig emissionsfrei produzieren. Fossiles Autofahren, fossiles Heizen, … ist in 14 Jahren nicht mehr möglich.’

Die Energiewende bottom-up

Man muss aber nicht auf die (‘hohe’) Politik warten. Besonders in Österreich sind Ansätze, die Energiewende von unten umzusetzen, bereits weit fortgeschritten, wie etwa die Klima- und Energiemodellregionen und die e5-Gemeinden zeigen. ‘Klimaschutz und Energiewende sind nicht nur Überschriften, sondern dringende Notwendigkeit und tagtäglich seit Jahren in den politischen Handlungen der Gemeinden angekommen. Ob Raumordnung, Verkehr, Energieversorgung, Gewäserökologie, Abwasser- und Abfallwirtschaft – klimarelevante Entscheidungen müssen täglich getroffen werden.’, so Bgm. Mag. Alfred Riedl (Präsident Österreichischer Gemeindebund). Weitere Gemeinden müssen aber nicht nur motiviert werden, sie benötigen auch die entsprechenden Werkzeuge, um Klimaschutz zielorientiert umsetzen zu können.

Ein ganz wesentlicher Bereich, auf den Kommunen großen Einfluss haben, ist der Verkehr. Dazu meint DI Helmut Koch: ‘Der Verkehrssektor ist eines der Sorgenkinder im Klimaschutz und bei der Verkehrswende. Die Veranstaltung des Forum Wissenschaft & Umwelt zeigte viele Ansätze und erfolgreiche Beispiele aus Gemeinden auf. Es ist zu hoffen, dass sich dieser Schwung auf die (neue) Bundesregierung überträgt!’

Die Bedeutung der Raumordnung unterstreicht o.Univ.-Prof.in DIin Dr.in Gerlind Weber: ‘Der nicht versiegelte Boden ist ein wichtiger Klimafaktor. 90% der THG-Emissionen sind in Österreich auf Siedlungs- und Infrastrukturentwicklung zurückzuführen. Bodensparen ist das Gebot in Zeiten von Klimaschutz. Es geht um die Lenkung des Siedlungsgeschehens von der Außen- zur Innenentwicklung in den Bereichen Wohnen, Arbeit, Freizeit & Mobilität.’

Schließlich muss auch im Gebäudebereich gehandelt werden, wie Dr. Jürgen Schneider ausführt: ‘Ein Bereich, der für Gemeinden und Städte ebenfalls relevant ist, ist der Gebäudesektor. Es geht hier um energieeffiziente Gebäude. Die Sanierung ist nicht nur aus ökologischer Sicht sondern auch aus ökonomischer Sicht interessant. Nirgendwo anders ist der Beschäftigungseffekt höher als in der Sanierung, und die Wertschöpfung findet hier und nicht in Saudi Arabien statt.’

Mit den Bürgerinnen und Bürgern

Die Veranstaltung ‘Klimaschutz und Energiewende. Chancen für Städte und Gemeinden’ bot den Teilnehmerinnen und Teilnehmern Möglichkeiten, gemeinsam mit Expertinnen und Experten Lösungswege für diese drei Bereiche auszuarbeiten. Ein für die Umsetzung wichtiger Aspekt ist die Einbeziehung der Bürgerinnen und Bürger. Dabei gehen die Chancen und Möglichkeiten, die sich im Rahmen einer gelungen BügerInnenbeteiligung ergeben, weit über den Umweltschutz hinaus, wie DIin Liette Clees erklärt: ‘Beteiligung bereichert die Demokratie. Beteiligung weckt in jedem Fall Interesse an der Gemeinde, an anderen Ideen und anderen Menschen. Dialog auf Augenhöhe hilft, Ängste und Vorurteile abzubauen und schafft eine gute Basis für die gemeinsame zukunftsfähge Gestaltung in der Gemeinde.’

Auch deshalb wurde besonders darauf geachtet, das Thema BürgerInnenbeteiligung ausgewogen und gleichberechtigt mit den Kernthemen der Energie- und Umweltpolitik mit einzubeziehen. Wem die Anstrengungen im Klimaschutz dienen, unterstreicht auch Mag. Christoph Wolfsegger, MSc vom Klima- und Energiefonds: ‘Wir müssen eigentlich nicht das Klima schützen. Wir müssen die Menschheit vor den dramatischen Auswirkungen des Klimawandels schützen.’

Einig sind sich TeilnehmerInnen, ExpertInnen und der Veranstalter, dass jetzt gehandelt werden muss, auch und besonders auf Ebene der Städte und Gemeinden. Auf den Punkt bringt es em.o.Univ.Prof.in Dr.in phil. Helga Kromp-Kolb: ‘Die Lösung liegt im Kleinen. Die Energiewende kann in der Stadt funktionieren. Die Energiewende von unten kann gelingen.’, während Bgm. Mag. Alfred Riedl nochmals betont: ‘Die große Chance für unsere Städte und Gemeinden liegt auch darin, das Know How und Technologien in die Welt hinauszutragen.’




Präsentationen der Referentinnen und Referenten:
www.fwu.at/klimaschutz-und-energiewende-staedte-und-gemeinden.html


Artikel Online geschaltet von: / wabel /