Für die immer mehr Autos brauchen wir immer mehr Straßen, Autobahnen und Brücken und verbrauchen immer mehr Landschaften und Luft, Wasser und Wälder. Unsere natürlichen Lebensgrundlagen müssen wir jedoch immer mit Tieren und Pflanzen teilen.
Zugleich wollen wir modernen Menschen aber auch eine intakte Natur zum Erholen und für Freizeitaktivitäten. Natürlich lieben wir alle die Natur, die Tiere und die Pflanzen, aber wir wollen sie auf keinen Fall dort, wo wir Häuser bauen, Autos fahren oder Tennis spielen.
Gelegentlich wird uns dieser Konflikt deutlich. Zum Beispiel wenn - wie in dieser Woche - ein Gericht sich mit der Frage zu beschäftigen hat: Was ist wichtiger, das Überlebensrecht der Hufeisennase oder eine neue Brücke für Autofahrer über die Elbe in Dresden. Ein untergeordnetes Gericht hatte den Bau der Brücke zunächst gestoppt, weil ihr ganz überraschend eine kleine Fledermaus dazwischen gekommen war. Aber jetzt hat das höhere Gericht den Baustopp gestoppt und “grünes” Licht für die großen Autos und gegen die kleine Fledermaus gegeben.
Die Bauarbeiter werden bald ausrücken, die Brücke wird wahrscheinlich gebaut und die Witze über “diese blöde Fledermaus” werden wieder die Runde machen. Denn immerhin hat das Gericht in dieser Woche auch festgelegt, dass die Autofahrer künftig nachts auf der Brücke nicht schneller als 30 Km/h fahren dürfen - zum Schutz der Hufeisennase, die nun mal nachts unterwegs ist.
Richtig ist, dass die Hufeisennase etwa so aussieht wie sie heißt und leider nicht so drollig daherkommt wie Knut, der Eisbär. Denn sonst wäre die Brücke mit ziemlicher Sicherheit nicht genehmigt worden. Und richtig ist auch, dass weit und breit kein Umweltminister eine Patenschaft für ein Tier mit dem Namen Hufeisennase übernimmt. Das Gelächter wäre republikweit riesig.
Im zunehmenden Konflikt zwischen Mensch und Tier ist das Tier hoffnungslos unterlegen. Es gilt: Hauptsache Mensch! Tiere und Pflanzen gelten uns allenfalls als sentimentales Beiwerk für den Sonntags-Spaziergang oder den Urlaub. Wir übersehen dabei jedoch diese Kleinigkeit: Tiere und Pflanzen sind in der Geschichte der Evolution unsere älteren Geschwister. Wir stehen auf ihren Schultern. Menschen gibt es gerademal zwei Millionen Jahre, Tiere und Pflanzen seit 500 Millionen Jahren.
Auf einer Almhütte in Österreich las ich diesen Satz: “Wenn wir Menschen weiterhin so tun als gäbe es die Natur nicht, könnte die Natur bald so tun als gäbe es uns Menschen nicht.” Ohne Tiere und Pflanzen kann und wird es Menschen nicht geben. Tierschutz ist Menschenschutz. Es lebe die Hufeisennase!
Artikel aus "Readers Edition": http://www.readers-edition.de (Angaben zur Quelle und zum Copyright dieses Artikels hier)
Franz Alt, 19.11.2007
Weitere Informationen zu den Quellenangaben und zum Copyright der Artikel finden Sie hier. Externe Artikel sind mit dem jeweiligen für den Artikel verantwortlichen Anbieter über den Link "zum vollen Artikel" verknüpft.