15.06.2018, 10:57 Uhr

Innogy und TenneT untersuchen Windenergie-Drehkreuz in der Nordsee


© Tennet

Rotterdam – Bereits im Juni 2016 hat der Übertragungsnetzbetreiber Tennet die Vision eines länderübergreifenden Windenergie-Verteilkreuzes in der Nordsee vorgestellt. Jetzt wollen TenneT und Innogy die Realisierungsfähigkeit prüfen.

Der Übertragungsnetzbetreiber TenneT und der Energieversorger Innogy haben eine Absichtserklärung für eine gemeinsame Machbarkeitsstudie zum Bau von großen Windenergie-Verteilkreuzen in der Nordsee unterzeichnet. Künftig könnten über solche Verteilkreuze der länderübergreifende Austausch und Handel von Offshore-Strom erfolgen.

Machbarkeitsstudie geht von starkem Offshore-Ausbau aus

Innogy und der niederländisch-deutsche Übertragungsnetzbetreiber TenneT haben eine Absichtserklärung (Letter of Intent) unterzeichnet: In einer gemeinsamen Machbarkeitsstudie wollen die beiden Unternehmen die Chancen und Herausforderungen grenzübergreifender Offshore-Verteilkreuze für Windparks in der Nordsee ausloten. Beide Seitenwollen zunächst realistische Planungsoptionen, wirtschaftliche Implikationen sowie die regulatorischen und marktwirtschaftlichen Anforderungen einer solchen gemeinsamen internationalen Infrastruktur prüfen. Ausgangsbasis für die geplante Untersuchung sind die Ergebnisse bestehender Studien und die jüngsten Kostensenkungseffekte bei der Offshore-Windenergie. Der Fokus der Machbarkeitsstudie liegt auf den Möglichkeiten, die sich bei einem starken Ausbau der Offshore-Windenergie in der Nordsee, insbesondere in großer Entfernung zur Küste, ergeben.

Projektpartner mit Know-how beim Bau von Offshore-Windparks und Offshore-Netzausbau

Innogy und TenneT wollen in der Machbarkeitsstudie ihre Erfahrungen und ihr Know-how zusammenführen, um von unterschiedlichen Ansätzen zu profitieren. Beide Kooperationspartner verfügen über eine erfolgreiche Bilanz bei Offshore-Windprojekten in der Nordsee.

Innogy gehört zu einem weltweit führenden Betreibern von Offshore-Windparks. Der Energiekonzern war bislang an der Umsetzung von über 2.500 MW an Offshore-Windkapazitäten in Europa beteiligt und verfügt weltweit über eine umfangreiche Offshore-Entwicklungspipeline. Dazu gehören unter anderem das 860-MWProjekt Triton Knoll in Großbritannien, das 2017 eine Förderungszusage erhalten hat.

TenneT hat als Spezialist für den Bau- und Betrieb von Übertragungsinfrastrukturen im Bereich Offshore-Wind bereits sieben Hochspannungsgleichstrom- sowie drei Drehstrom-Netzanbindungen in Deutschland realisiert. Bislang beläuft sich die Bilanz insgesamt auf eine Übertragungskapazität von über 5.300 MW und die Verantwortung für den Anschluss weiterer 3.500 MW an Kapazität in den Niederlanden bis 2023 sowie insgesamt 10.400 MW in Deutschland bis 2025.

Verteilkreuze ermöglichen länderübergreifenden Stromaustausch und Handel

Bei den geplanten Windenergie-Verteilkreuzen handelt es sich um künstlich angelegte Inseln mitten in der Nordsee. An diese Inseln sollen mehrere Offshore-Windparks angeschlossen werden. Auf den Inseln wird der in den Offshore-Parks erzeugte Drehstrom in Gleichstrom umgewandelt und über Gleichstromleitungen an die Nordseeländer, wie z.B. Deutschland, die Niederlande, Dänemark, Großbritannien, Norwegen und Belgien verteilt und übertragen. Gleichzeitig dienen die Übertragungsleitungen als Interkonnektoren zwischen den Energiemärkten der angeschlossenen Länder. Diese „Windkonnektoren“ ermöglichen daher den länderübergreifenden Handel mit Strom.

Quelle: IWR Online

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