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pixabay.com | geralt | Für nachfolgende Generationen muss innerhalb planetarer Belastungsgrenzen gewirtschaftet werden.

© pixabay.com | geralt | Für nachfolgende Generationen muss innerhalb planetarer Belastungsgrenzen gewirtschaftet werden.

Wie gelingt Unabhängigkeit vom Wirtschaftswachstum?

Gesellschaftliches Wohlergehen weltweit hängt davon ab, ob die ökologischen Grenzen des Planeten eingehalten werden. 

Ein neuer UBA-Bericht stellt Ideen vor, wie dies in Industrieländern wie Deutschland gelingen kann. Umweltschutz soll demnach nicht mehr unter dem Vorbehalt einer kurzfristigen Steigerung des Wirtschaftswachstums stehen.

Der Bericht hinterfragt, ob und wie gesellschaftliche Institutionen vorsorglich so verändert werden können, dass sie unabhängig(er) vom weiteren Wachstum der Wirtschaftsleistung funktionieren. Besonders wichtig sind dabei die Sozialversicherungssysteme, da diese in vielen wohlhabenden Ländern eng mit der Wirtschaftsleistung verknüpft sind.

Eine stärkere Wachstumsunabhängigkeit kann einen konsensfähigen Weg („no-regret“-Maßnahme) darstellen, auf die Herausforderungen des demographischen Wandels oder der Digitalisierung zu reagieren. In früh industrialisierten Ländern wie Deutschland könnte so der Handlungsspielraum für eine wirksame Umweltpolitik erhöht werden. Das Projektteam empfiehlt zudem, durch ökonomische Instrumente dafür zu sorgen, dass Preise die ökologische Wahrheit sagen. Zudem sollten „Experimentierräume“ für nachhaltige Lebensstile gefördert werden, wozu etwa gemeinwohlorientierte Initiativen zählen, die ein Teilen von Gegenständen ermöglichen.

Mit dieser vorsorgeorientierten Postwachstumsposition kann es gelingen, planetare Grenzen einzuhalten. Hinsichtlich Stellenwert und Höhe des künftigen Wirtschaftswachstums bleibt sie ergebnisoffen und baut damit Brücken in der langen Debatte über das Für und Wider von Wirtschaftswachstum. Sie hat das Potenzial, zu einem neuen Konsens in der Nachhaltigkeitsdebatte beizutragen.

Die innovative Zusammensetzung des Projektteams ermöglichte es, eine hohe fachliche Expertise und eine Vielfalt wissenschaftlicher Perspektiven im Projekt zu vereinen. Der Bericht entstand in Zusammenarbeit zwischen dem Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), dem RWI – Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) und dem Wuppertal Institut für Klima, Umwelt, Energie (WI). Maria Krautzberger, Präsidentin des Umweltbundesamtes: „Gerade in Zeiten, in denen der gesellschaftliche Dialog von Gräben geprägt ist, ist wissenschaftliche Debatte ohne Scheuklappen essentiell.“

Welche Relevanz besitzt Wirtschaftswachstum für das Erreichen umweltpolitischer Ziele? Der Bericht analysiert die Argumente verschiedener Positionen in diesem Diskurs und formuliert eine idealtypische „vorsorgeorientierte Postwachstumsposition“. Er präsentiert zudem Ursachen von Wirtschaftswachstum und identifiziert gesellschaftliche Bereiche, deren Funktion vom Wirtschaftswachstum abhängen könnte. Darüber hinaus werden Reformvorschläge diskutiert, um diese Wachstumsabhängigkeit zu verringern. Der Bericht zeigt die Vielschichtigkeit der Wachstumsdebatte auf und setzt Impulse für die öffentliche Auseinandersetzung, wie gesellschaftliches Wohlergehen innerhalb planetarer Grenzen verwirklicht werden kann.

Quelle

Umweltbundesamt 2018

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