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sfv.de | Gerhard Mester | Klimakanzlerin war gestern. Nein, eigentlich nie so richtig.

© sfv.de | Gerhard Mester | Klimakanzlerin war gestern. Nein, eigentlich nie so richtig.

Die Zeit der Täuschungen ist vorbei

Seit über 30 Jahren sind der deutschen Politik die Klima-Fakten bekannt, fast ebenso lange liegen konkrete Pläne für den Wirtschaftsumbau vor. Doch in fast allen Bereichen wurde Klimaschutz nur simuliert. Wer jetzt nach neuen Konzepten ruft, will wieder nur verzögern. Eine Kolumne von Michael Müller

Was für eine Schizophrenie! Da sagt tatsächlich Angela Merkel bei einem Leserforum der Ostsee-Zeitung, dass sie Greta Thunberg bewundere, weil diese beim Klimaschutz was ins Rollen gebracht hat. Wie bitte?

Mir geht es hier nicht um die Aktivitäten der Klimaaktivistin aus Schweden, sondern um das politische Versagen der Bundeskanzlerin, die fast von Anfang an bei der politischen Debatte über den Klimaschutz dabei war. Die Proteste der Schüler und Schülerinnen sind eine Anklage gegen die Politik und vor allem gegen Bundeskanzlerin Angela Merkel, die sich als „Klimakanzlerin“ feiern lässt, obwohl sie seit Jahren den Klimaschutz nur noch in Reden und Interviews abhandelt, ohne daraus Konsequenzen zu ziehen.

Selbst die – freilich noch unzureichenden – Programme des Bundesumweltministeriums wurden von Angela Merkel nicht wirklich unterstützt. Im Zweifelsfall abwarten, das ist ihr Motto. Kein Wunder, dass viele Menschen das Vertrauen in die Politik verlieren.

Rückblende. 1987 veröffentlichen die Professoren Klaus Heinloth für die Deutsche Physikalische Gesellschaft und Hartmut Graßl für die Deutsche Meteorologische Gesellschaft gemeinsam eine Warnung vor dem drohenden anthropogenen Klimawandel. In ihrem Papier standen ziemlich exakt die Werte der Erderwärmung, die seitdem mit einem hohen wissenschaftlichen Aufwand in den Sachstandsberichten des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) erhärtet werden.

Die Gründung des „Weltklimarates“ hatte ein Jahr zuvor in Genf stattgefunden. Hartmut Graßl war dabei, nicht aber der Deutsche Wetterdienst, der damals für Klimafragen zuständig war und bis heute dem Verkehrsministerium unterstellt ist.

1987 setzte der Bundestag die Enquetekommission „Schutz der Erdatmosphäre“ ein, die Pionierarbeit für den Klimaschutz geleistet hat. 1990, also vor fast 30 Jahren, veröffentlichte die Kommission in ihrem Bericht „Schutz der Erde“ detaillierte Szenarien – einschließlich der Kosten und Hemmnisse –, wie die vom Menschen verursachten Treibhausgase in Westdeutschland schnell und massiv reduziert werden könnten.

1990: Regierung beschließt Strukturwandel auf 1,5-Grad-Basis

Ausgehend von einem Erwärmungslimit von 1,5 Grad Celsius wurde in Zusammenarbeit mit rund 60 wissenschaftlichen Instituten und auf der Basis von 150 Studien konkretisiert, wie von 1990 bis 2005 die Treibhausgase in den alten Bundesländern um ein Drittel reduziert werden könnten, welche Maßnahmen dafür ergriffen werden müssten, welche Widerstände zu erwarten seien und was der Klimaschutz kosten würde.

Der Schwerpunkt lag neben dem klassischen Energiesparen und der Förderung erneuerbarer Energien vor allem auf einer Effizienzstrategie, wodurch der Energieeinsatz bei Strom, Wärme und Mobilität um mehr als 40 Prozent hätte reduziert werden können.

Hier können Sie die Kolumne weiterlesen

Quelle

Die Kolumne wurde von
der Redaktion „klimareporter.de“ (Michael Müller) 2019 verfasst – der Artikel
darf nicht ohne Genehmigung (post@klimareporter.de) weiterverbreitet werden! Michael Müller ist Bundes­vorsitzender der Natur­freunde Deutsch­lands. Der umwelt­politische SPD-Vordenker
war Bundes­tags­abgeordneter und von 2005 bis 2009 Parlamentarischer
Staats­sekretär im Bundes­umwelt­ministerium. Er ist
Kuratoriums­mitglied von Klimareporter°.

 

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