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acatech.de | acatech STUDIE: Karsten Lemmer (Hrsg.) "Neue autoMobilität II - Kooperativer Straßenverkehr und intelligente Verkehrssteuerung für die Mobilität der Zukunft

© acatech.de | acatech STUDIE: Karsten Lemmer (Hrsg.) "Neue autoMobilität II – Kooperativer Straßenverkehr und intelligente Verkehrssteuerung für die Mobilität der Zukunft

Wie wir 2030 unterwegs sind

acatech Studie skizziert Zukunftsbild der vernetzten Mobilität

Ausgehend von den Ergebnissen der ersten Projektphase „Neue autoMobilität – Automatisierter Straßenverkehr der Zukunft“ startete am 15. Januar 2018 das Vertiefungsprojekt „Neue autoMobilität II – Kooperativer Straßenverkehr und intelligente Verkehrssteuerung für die Mobilität der Zukunft“. Nach einem Zwischenbericht im Oktober 2018 ist die acatech STUDIE am 11. September 2019 erschienen.

Deutsche Akademie der Technikwissenschaften stellt heute auf der Frankfurter IAA die Studie „Neue autoMobilität II“ vor: Wissenschaft, öffentliche Verkehrsunternehmen, Kommunen, Automobilbranche und Mobilitätsdienstleister haben an dem Konzept für den Verkehr ab 2030 mitgewirkt. Zwölf anschauliche Zukunftsbilder zeigen, wie ein automatisierter und vernetzter Verkehr natürliche Ressourcen, Raum, Fahrzeuge und Infrastrukturen besser nutzt. Kommunen spielen dabei eine entscheidende Rolle – und müssen dazu befähigt werden, diese Rolle auszufüllen.

Mobilität ermöglicht Teilhabe und ist eine Voraussetzung für individuelle Selbstbestimmung. Gleichzeitig belastet der wachsende Individualverkehr Mensch, Umwelt und Klima. Städte und Kommunen stehen deshalb vor enormen Herausforderungen. Die vom Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) geförderte acatech STUDIE „Neue autoMobilität II“ entwirft ein Zielbild der Mobilität für das Jahr 2030 und darüber hinaus. Sie baut auf den Erkenntnissen der acatech STUDIE „Neue autoMobilität“ auf und legt den Fokus auf die Potentiale eines digitalen Verkehrssystems.

Die Studie zeigt anhand von zwölf anschaulichen Zukunftsbildern, wie neue Mobilitätskonzepte Städte und Kommunen entlasten können: Mobility Hubs, Carsharing oder selbstparkende Fahrzeuge sparen Raum, der für Wohnen und Leben frei wird. Zeitlich und räumlich flexible Preise für die Nutzung von Straßen und öffentlichen Verkehrsmitteln (Mobility Pricing) sorgen für eine gleichmäßigere Auslastung, die Verkehrsinfarkte verhindert und Fahrverbote unnötig macht. Automatisierte Züge fahren Strecken an, die heute stillgelegt sind. Fahrzeuge warnen sich gegenseitig in gefährlichen Situationen. Sie verabreden, wer Vorfahrt hat, oder fädeln an Auffahrten perfekt ein. Dank klarer gegenseitiger Signale wird aus dem täglichen Verkehrschaos von heute ein kooperativer Mischverkehr, in dem die Teilnehmenden – ob zu Fuß, auf zwei oder auf vier Rädern – viel besser miteinander agieren und Rücksicht aufeinander nehmen können.

Projektleiter Karsten Lemmer, acatech Mitglied und Mitglied des Vorstands des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR): „Mit neuen Möglichkeiten der Vernetzung und Automatisierung können wir individuelle Mobilität – ob mit dem Auto, Fahrrad oder zu Fuß – viel besser mit dem öffentlichen Nahverkehr und neuen Mobilitätsdiensten verbinden. Ein solcher intelligenterer Verkehr schützt Umwelt und Klima, nimmt weniger Raum ein, verbessert die Lebensqualität und birgt ein enormes volkswirtschaftliches Potenzial. Es gibt dabei nicht die eine Mobilität 2030: Sie muss zu den Städten und Kommunen passen und wird von den Menschen vor Ort gestaltet. Wir sehen Städte und Kommunen deshalb künftig in einer wesentlichen Rolle beim Aufbau besserer Mobilitätssysteme.“

Steffen Bilger, Parlamentarischer Staatssekretär beim Bundesminister für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI): „Wir erleben zurzeit, wie sich Mobilität rasend schnell verändert. Die acatech Studie zeigt in ganz konkreten Szenarien, wie innovative Konzepte unser Leben nachhaltig verbessern: Der Verkehr wird vernetzt, egal ob in der Logistik oder im öffentlichen Personennahverkehr. Pendler können per App verschiedenste Verkehrsmittel miteinander kombinieren, egal ob Fahrrad, E-Scooter oder Carsharing-Fahrzeug. Dank selbstfahrender Busse und Züge bleiben wir künftig bis ins hohe Alter mobil, auch in ländlichen Gebieten. Die Mobilität der Zukunft beginnt jetzt – und wir sind mittendrin.“

Kommunen als Träger der Mobilitätsgestaltung stärken

Kommunen – Städte und ländliche Regionen – nehmen dabei eine Schlüsselrolle ein. Nur sie können die Mobilität 2030 entlang der Bedürfnisse der Menschen vor Ort gestalten. Sie können die Bürgerinnen und Bürger einbeziehen – und zwar nicht nur berufstätige Pendlerinnen und Pendler, sondern auch Senioren, Kinder oder Menschen mit Einschränkungen, gegebenenfalls einschließlich ihrer Betreuungspersonen. Karsten Lemmer: „In der vernetzten Mobilität 2030+ werden die Menschen von Nutzern zu Gestaltern; sie ist ein Gemeinschaftswerk. Sie erfordert Mitentscheidung, etwa bei der Einführung flexibler Gebühren für die Nutzung von Straßen und ÖPNV, und sie erfordert Mitwirkung, beispielsweise beim freiwilligen Teilen anonymer Mobilitätsdaten mit der kommunalen Verkehrssteuerung, um das Verkehrsnetz zu verbessern.“

Der vernetzte, automatisierte Verkehr fußt auf Daten, die zwischen den verschiedenen Verkehrsteilnehmern in Echtzeit ausgetauscht werden. Kommunen können das Zentrum dieses Ökosystems für Mobilitätsdaten bilden.

Kommunen spielen also in der Mobilität der Zukunft eine integrierende Rolle. Sie müssen dazu unabhängig von ihrer Größe und Lage befähigt werden – finanziell und in den Kompetenzen. Sie müssen berechtigt und in der Lage sein, Daten und Informationen in ihre lokale Verkehrsplanung zu integrieren, um ihrem Auftrag der Daseinsvorsorge und Gemeinwohlorientierung gerecht zu werden. Verkehrsangebote können auf Basis dieser neu verfügbaren Daten besser vernetzt und aufeinander abgestimmt werden. Verkehrsleitzentralen können beispielsweise anhand dieser Daten Verkehr optimaler steuern – so profitieren am Ende alle von einem besseren Verkehrsfluss.

Mobilität der Zukunft zusammen mit den Bürgerinnen und Bürgern gestalten

Der Studie zufolge müssen Chancen und Risiken der vernetzten Mobilität ethisch, wirtschaftlich und rechtlich in einem breiten Dialog immer wieder sorgfältig gegeneinander abgewogen werden. Eine von acatech in Auftrag gegebene, repräsentative Umfrage über Mobilität und Klimaschutz bildete Anfang des Jahres eine Grundlage. Im Herbst wird acatech das Zukunftsbild „Mobilität 2030+“ in mehreren Dialogveranstaltungen zur Diskussion stellen: Am 17. September bei acatech am Dienstag in Landshut (Thema „Nachhaltige Mobilität in Stadt und Land“), am 16. Oktober bei einer sogenannten Unterhausdebatte zur Mobilitätswende in der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München oder am 22. Oktober bei der Podiumsdiskussion „Umsteigen aber wie? – Mobilität in der Stadt von morgen“ im acatech Forum am Münchner Karolinenplatz (weitere Infos zu den Terminen finden sich hier).

Quelle

acatech.de 2019

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