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Entsetzen über Pro-Atomkraftaussagen von Meinl-Reisinger und Androsch

Österreich ist durch Nähe zu Temelin und Mochovce bedroht

Atomkraft darf in Europa keinen Platz haben, zeigte sich am Montag die Energiesprecherin der Neuen Volkspartei, Abg. Tanja Graf, entsetzt über das Doppelinterview des ehemaligen SPÖ-Politikers Hannes Androsch und Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger im aktuellen "Trend". Laut dem Interview hält Meinl-Reisinger den "sehr raschen Atom-Ausstieg in Deutschland für einen Fehler". Und Androsch erklärt: Dass "die Schweiz um so viel besser dasteht, ist auch auf ihre fünf Atomkraftwerke zurückzuführen". Er ist sogar überzeugt, dass "neue Atomkraft-Technologien dazu beitragen könnten, den Planeten vor dem Umkippen zu schützen".

"Atomkraft kann niemals eine taugliche Alternative für mehr Klimaschutz sein," so Graf.
"Unser Land arbeitet konsequent an einer Energieversorgung ohne Atomenergie." Der Weg in die Zukunft müsse in erneuerbarer Energie und Energieeffizienz liegen, das sei zugleich die beste Maßnahme gegen Atomkraft, unterstrich die Abgeordnete.

"Wir brauchen in Österreich einen parteiübergreifenden nationalen Schulterschluss, aber niemanden, der sich für Atomkraft als Lösungsansatz für die Klimakrise stark macht", ist sich die Energiesprecherin sicher.

Neos-Haltung zur Forcierung der Atomkraft ist brandgefährlich

"Ich bin ehrlich gesagt schockiert über die Aussagen der NEOS-Chefin zur Atomkraft. Ich war der Annahme, dass über alle politischen Lager hinweg ein Konsens gegen diese Hochrisikotechnologie herrscht. Wer sich nur ein wenig damit beschäftigt, sollte in den letzten 35 Jahren mitbekommen haben, welch unermessliches Leid bereits angerichtet wurde und welch enorme Umweltschäden von dieser Art der Energiegewinnung ausgehen", betont der stellvertretende Bundessprecher der Grünen, der oberösterreichische Umweltlandesrat Stefan Kaineder.

Für Kaineder stehen die ausschließlich negativen und drastischen Folgen der Atomkraft außer Frage. "Jegliche und damit auch neue Investitionen in die Atomkraft sind ein schwerer Schaden für den Klimaschutz. Sie ist zu teuer, zu langsam, zu gefährlich und verhindert den dringend notwendigen Ausbau der erneuerbaren Energien", betont Kaineder und verweist dabei auch auf die besondere Rolle Oberösterreichs. "Unser Bundesland ist durch die Nähe zu Temelin und die drohenden Atommüllendlager an der tschechischen Grenze unmittelbar von der Atomkraft bedroht. Wir haben hier in Oberösterreich eine lange Tradition des Anti-Atomkampfes mit den Grünen an der Spitze. Wir stellen uns daher mit aller Kraft gegen jegliche Relativierung der Atomgefahr und gegen jegliche unterstützende Stimme für diese Energiegewinnung", betont Kaineder.

"Allein für den Ausbau von Dukovany müssten die tschechischen Steuerzahlerinnen und -zahler rund 7 Milliarden Euro aufbringen. Und selbst dann wird man frühestens 2035 ans Netz gehen können. Um die Klimakrise wirksam zu bekämpfen, müssen wir bei der Stromproduktion zu diesem Zeitpunkt schon 5 Jahre CO2 neutral sein. Die Forderung von Meinl-Reisinger zur weiteren Beforschung der Atomkraft ist daher völlig abwegig. Eine tote Technologie darf nicht gefördert werden. Außerdem müssen radioaktive Abfälle für 1 Million Jahre endgelagert werden. Wie das gefahrlos funktionieren soll, kann nach wie vor niemand schlüssig beantworten", zeigt Kaineder eine weitere bedrohliche Auswirkung der Atomkraft auf.

Österreich hat sich durch einen klugen BürgerInnenentscheid vor Jahrzehnten entschieden, nicht auf die Nutzung von Atomkraft zu setzen. Und noch mehr sehen wir, wie unverantwortlich es ist, weiterhin auf diese lebensbedrohliche Hochrisikotechnologie zu setzen. "Wir müssen uns daher weiter mit aller Kraft gegen den Ausbau dieser hochriskanten Technologie wehren. Diesen politischen Diskurs wieder zu öffnen, halte ich für brandgefährlich und verantwortungslos", so Kaineder.
"Sehr geehrte Frau Meinl-Reisinger, sehr geehrter Herr Androsch! Ich widerspreche Ihnen vehement: Atomenergie als Chance für die Energiewende zu preisen, ist absurd", meint die Klubobfrau der Grünen, Sigi Maurer, als Reaktion auf das "Trend"-Interview von Hannes Androsch und NEOS-Chefin Beate Meinl-Reisinger. "Beide verwenden hier die Argumente der Atomlobby, denen wissenschaftliche Erkenntnisse aus Klima- und Wirtschaftsforschung entgegenstehen. Atomenergie ist zu teuer und zu gefährlich. Wenn Atomenergie der rot-pinke Weg aus der Klimakrise ist, na dann gute Nacht."

Maurer weiter: "Ohne staatliche Milliardenförderungen würde kein einziges Land auf der Welt mehr Atomkraftwerke bauen. Atomenergie ist schlichtweg unwirtschaftlich. Berechnet man Bau und Betrieb mit ein, ist Atomstrom bis zu fünf Mal so teuer wie Windenergie und Photovoltaik-Technologien. Während die Kosten für Erneuerbare Energien in den letzten Jahren gefallen sind, sind jene für Atomkraft sogar gestiegen - und das trotz jahrzehntelanger staatlicher Milliarden-Unterstützung! Wie rechtfertigt man das vor den Steuerzahler*innen? Es ist mir schleierhaft, wie NEOS als liberale Partei überhaupt für Atomkraft sein kann: Eine Technologie, die ohne massive staatliche Unterstützung gar nicht denkbar ist", wundert sich Maurer.

Dazu kommt: Uran ist eine nicht-erneuerbare Ressource, die Vorräte werden in ein paar Jahrzehnten zur Neige gehen. Der Klimawandel ist eine akute, globale Bedrohung, die schnelle und nachhaltige Lösungen verlangt. Und Österreich zeigt es vor: Durch den raschen Ausbau wird sich Österreich schon bald bilanziell mit Ökostrom versorgen können.



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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /