Forschung: Hochtemperatur-Wärmespeicher für Wind- und Photovoltaikstrom

Zu sehen ist Hochtemperatur-Wärmespeicher im kleinen Maßstab, mit dem die Forschenden Flüssigmetall als Wärmeträgerfluid testen.Foto: Franziska Müller-Trefzer, KIT
Vorversuch für elektrothermische Speicher: Ein Speicher mit Schüttgut und Flüssigmetall als Wärmeträgerfluid.
Mit neuen Speichermaterialien auf der Basis von Salzschmelzen oder flüssigen Metallen wollen KIT und DLR Hochtemperatur-Wärmespeicher möglich machen, die Wind- und Solarstrom in Form von Wärme speichern können.

Hochtemperaturtechnologien ermöglichen elektrothermische Hochtemperatur-Wärmespeicher, mit denen sich große Mengen Energie aus erneuerbaren Quellen puffern lassen. Im Verbundprojekt LIMELISA entwickeln das Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt (DLR) gemeinsam mit dem Industriepartner KSB die dafür notwendigen Grundlagen. Das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie fördert die Forschung mit 3,8 Millionen Euro.

Windparks und Solaranlagen erzeugen in Deutschland jedes Jahr tausende Gigawattstunden Strom, den man im Moment der Erzeugung nicht nutzen kann und daher abregeln muss. In anderen Momenten wiederum ersetzen fossile Quellen fehlende Kapazitäten aus erneuerbaren Energien. Ein Teil der Lösung könnten große elektrothermische Speicher sein, die zur Netzstabilität beitragen. Die Grundidee besteht darin, Strom in Wärme zu wandeln, diese Wärme in vergleichsweise preiswerten Speichern zu puffern und bei Bedarf wieder in Elektrizität umzuwandeln. „Durch Verwendung von Medien wie Salzschmelzen und flüssigen Metallen als Speicher- und Wärmetransportmedien können wir sehr hohe Temperaturen erreichen“, sagt Thomas Wetzel, der am Institut für Thermische Energietechnik und Sicherheit (ITES) sowie am Institut für Thermische Verfahrenstechnik des KIT forscht. „Das erschließt neue Einsatzfelder für thermische Speicher in der Industrie und schafft ökologisch und ökonomisch nachhaltige Optionen für den klimafreundlichen Umbau der Energieversorgung.“

Hochtemperatur-Wärmespeicher im industriellen Maßstab kommen bereits heute zum Einsatz. In der konzentrierenden Solarthermie speichern man Wärme in Salzschmelzent und wandelt sie in Dampfkraftwerken in Strom um. Im Verbundprojekt LIMELISA (steht für: Liquid Metal and Liquid Salt Heat Storage System) unterstützen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des KIT nun die Entwicklung thermischer Speicher der nächsten Generation, die man speziell für den Strom-Wärme-Strom-Prozess auslegen will. Sie konzentrieren sich dabei auf Flüssigmetalltechnologien, während das DLR mit Salzschmelzen arbeitet. Koordiniert und ergänzt wird die Forschung vom Industriepartner KSB, einem international agierenden Hersteller von Pumpen und Armaturen, der schon seit den 1960er-Jahren Erfahrungen mit Flüssigmetallkreisläufen gesammelt hat.

Werkstoffe und Komponenten für hocheffiziente Energiespeicher

Konventionelle Hochtemperatur-Wärmespeicher arbeiten etwa auf Basis von Nitratsalz. Sie können unter anderem aufgrund der verwendeten Werkstoffe und Komponenten wie Pumpen und Ventile aber bislang nur bei Temperaturen von bis zu maximal 560 Grad Celsius betrieben werden. „Für die Rückverstromung mit konventionellen Dampfkraftwerken sind deutlich höhere Temperaturen notwendig“, sagt Projektleiterin Klarissa Niedermeier vom ITES. „Am KIT werden wir Schlüsselkomponenten in einem bis zu 700 Grad heißen Bleikreislauf testen.“ Der direkte Kontakt mit dem Flüssigmetall macht dabei spezielle Werkstoffe notwendig, die ebenfalls am KIT entwickelt und getestet werden. Am Institut für Hochleistungsimpuls- und Mikrowellentechnik arbeitet Alfons Weisenburger an diesen speziellen Stahlmischungen. „Konventionelle Methoden für den Korrosionsschutz reichen bei solchen Temperaturen nicht mehr aus“, erklärt er. „Wir nutzen unter anderem Aluminiumoxid als eine Art Schutzschild, um Pumpen und Armaturen zu schützen.“

20.4.2021 | Quelle: KIT | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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