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QuantumScape und Volkswagen planen Pilotlinie für Feststoffbatterie-Zellen in Salzgitter

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Das amerikanische Cleantech-Startup und der Autobauer Volkswagen planen somit die nächsten Schritte ihrer Zusammenarbeit – trotz reichlich Skepsis über die Skalierbarkeit der QuantumScape-Technologie.

Das Cleantech-Startup QuantumScape, das Li-Metall-Batterien etwa für die Elektromobilität entwickelt, hat seit seinem Börsengang vor einigen Monaten immer wieder mit Shortseller-Attacken zu kämpfen. Bis heute ist nicht ganz klar, wie realistisch es ist, die Technologie von QuantumScape, die im Labor gute Ergebnisse liefert, für den Automobilsektor zu skalieren. Das größte Pfund in der öffentlichen Wahrnehmung das Unternehmen ist das Commitment von Volkswagen für die Technologie. Ende März 2021 erreichten die Amerikaner einen weiteren Meilenstein, der zu einem weiteren finanziellen Engagement des Autokonzerns von 100 Millionen Dollar führte – jetzt soll bis Ende des Jahres eine andere wichtige Entscheidung fallen.

Seit Mitte Mai 2021 ist klar: QuantumScape und Volkswagen prüfen den Aufbau einer Pilotfertigung der Feststoffbatterien des Startups in Salzgitter. Bis Ende des Jahres soll die endgültige Entscheidung fallen – Salzgitter würde aber Sinn machen, weil die Volkswagen Group dort auch das Werk zur Fertigung von Batterien hat, das zusammen mit den Schweden von Northvolt gebaut wurde. Beim Power Day am 15. März hatte VW-Chef Herbert Diess sechs Gigafactories in Europa angekündigt.

Laut produktion.de hängt der Bau der Pilotfabrik in Deutschland auch davon ab, ob es dafür Fördermittel vom Bundesland oder der Regierung gibt. Entsteht die Pilotanlage, dann soll sie den Namen QS-1 erhalten und als erste kommerzielle Produktionsanlage von QuantumScape eine Gigawattstunde Batteriezellen liefern. Im Anschluss „beabsichtigen“ die beiden Partner, die Produktionskapazität um den Faktor 20 aufzustocken.

QS-1 wird damit auf QS-0 folgen, QuantumScapes geplante Pre-Pilot-Linie. In einem Aktionärsbrief für das erste Quartal hat QuantumScape den Fortschritt an dieser Front hervorgehoben und einen Standort in San Jose gesichert. Um dem starken Interesse an der Technologie gerecht zu werden, kündigte Quantumscape darüber hinaus kürzlich an, die anfängliche QS-0-Kapazität auf über 200.000 Zellen pro Jahr zu verdoppeln – genug für Hunderte von Testfahrzeugen pro Jahr.

Im März 2021 hatte QuantumScape eine zusätzliche Finanzierung in Höhe von 100 Millionen Dollar von Volkswagen erhalten, nachdem der Wolfsburger Autobauer durch Tests in seinen Laboren in Deutschland bestätigt hatte, dass die QuantumScape-Zellen den festgelegten technischen Meilenstein erfüllen.

„Wir freuen uns zu berichten, dass die QuantumScape-Zellen in unseren Laboren in Deutschland die technischen Meilensteine erreicht haben, die wir zuvor vereinbart hatten“, sagte Frank Blome, Leiter des Kompetenzzentrums Batteriezelle des Volkswagen Konzerns. „Das Erreichen dieses Meilensteins ist ein wichtiger Schritt für QuantumScape und wir freuen uns darauf, nachfolgende Generationen von Zellen zu erhalten und zu testen, mit dem Ziel, die Festkörpertechnologie in die Serienproduktion zu bringen.“

Shortseller attackieren QuantumScape

Zuletzt hatte QuantumScape Mitte April 2021 mit schweren Vorwürfen von Scorpion Capital zu kämpfen. Ausgangslage sind die von QuantumScape genannten Eigenschaften der eigenen Batterie-Technologie: Demnach sollen die Festkörper-Akkus in nur 15 Minuten auf eine Kapazität von 80 Prozent aufgeladen werden können und gleichzeitig 50 Prozent mehr Reichweite in Elektroautos ermöglichen. Grundsätzlich geben mehrere Entwickler von Festkörper-Akkus ähnliche Werte heraus – es gibt aber auch sehr viele Aussagen von Experten, die nicht vor Ende des Jahrzehnts mit einer kommerziellen Großserienfertigung rechnen.

Scorpion Capital hatte auf immerhin 188 Seiten dokumentiert, die belegen sollen, dass die Technologie von QuantumScape nicht ausgereift sei. Sie zitieren – wie das bei solchem Shortseller-Research üblich ist – ehemalige Mitarbeiter des Unternehmen, die die Technologie-Roadmap bezweifeln und den CEO Jagdeep Singh kritisieren. Doch auch anonyme Volkswagen-Ingenieure kommen zu Wort: Sie bemängeln, sie würden nur schöne PowerPoints zu Gesicht bekommen, aber wenig mehr Informationen über die Technologie.

Schärfster Vorwurf von Scorpion Capital? Die Behauptungen von Quantumscape zum Stand der Technologie seien übertrieben, irreführend oder schlichtweg erlogen.

Zur Einordnung muss gesagt werden: QuantumScape ist sehr früh an die Börse gegangen, mindestens fünf Jahre bevor das Cleantech-Unternehmen die ersten signifikanten Umsätze generieren wird. Trotzdem entstand ein Neuemissions-Boom, der nun ein gefundenes Fressen für Shortseller ist, die auf fallende Kurse wetten. Denn die Intransparenz, die die VW-Ingenieure bemängeln, dürften auch viele Analysten und Börsianer nachempfinden können.

Auf das Haben-Konto von QuantumScape kommt allerdings der Fakt, dass Volkswagen wirklich zur Technologie steht. Und: Zum erweiterten Unternehmenszirkel gehören u.a. Tesla-Mitgründer JB Straubel, der jetzt Redwood Materials aufbaut, und einige anerkannte Batterie-Experten.

Klar ist aber auch: Die QuantumScape-Aktie ist zwischen Weihnachten 2020 (131 Dollar) und Mitte Mai (27 Dollar) eingebrochen. Ob die Technologie am Ende die Elektromobilität entscheidend voranbringt? Wir werden den Werdegang des Cleantech-Pioniers verfolgen. Mit Henrik Fisker hatte zuletzt ein Pionier im Bereich Feststoffbatterie aufgegeben.

Scorpion Capital Report zu QuantumScape

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