Agri-PV: Solares Riesengewächshaus lässt Beeren wachsen

Ein solar bedachtes Gewächshaus lässt Licht für Grünpflanzen durch.Foto: Karthaus
Die Panels des Gewächshauses sind lichtdurchlässig, etwa 75 Prozent des Sonnenscheins kommt bei den Pflanzen an. Foto: Karthaus
Im Paderborner Land hilft eine Photovoltaikanlage auf einem Gewächshaus, dass Beerenobst und andere Früchte gedeihen. Die Energieagentur.NRW hat das landwirtschaftliche Vorhaben zum Projekt des Monats Juni gekürt.

Ein solares Riesengewächshaus im Paderborner Land hilft dabei, Beeren wachsen zu lassen. Details teilte die Energieagentur.NRW mit, die das Agri-PV-Vorhaben zum Projekt des Monats Juni erklärte. Die Folgen des Klimawandels abfedern, den Ernteertrag steigern und gleichzeitig selber Strom produzieren: Die Landwirte Fabian Karthaus und Josef Kneer haben aus diesen Gründen in Büren-Steinhausen ein riesiges innovatives Gewächshaus gebaut, das mit 2.700 Solarmodulen bestückt ist. Himbeeren, Heidelbeeren, Erdbeeren und sogar Apfelbäume und Tafeltrauben wachsen unter dem Photovoltaikdach, das im Februar 2020 errichtet wurde und etwa einen halben Hektar Ackerfläche abdeckt. Mit Hilfe eines intelligenten Montagesystems sind alle Solarmodule von unten auflegbar und somit später auch austauschbar.

Rund 600.000 Euro haben die Landwirte in das smarte Gewächshaus gesteckt, um sich für die Zukunft zu rüsten. Der Klimawandel machte sich in den vergangenen Jahren auch in der Region des Paderborner Landes durch andauernde Trockenheit immer stärker bemerkbar. „Die Probleme mit der Trockenheit haben wir ja nicht nur hier. Viele Gegenden, etwa Brandenburg oder Bayern, leiden inzwischen schwer unter Wassermangel“, erklärt der Projektmanager Volker Korrmann, der bereits von vielen anderen Landwirten und Agrargenossenschaften Anfragen wegen dieser Problematik bekommt.

Smarte Bewässerung

Rund drei Meter über dem Boden sind an dem neuartigen Beeren-Gewächshaus die Solarmodule angebracht. Unter dem Dach befinden sich ferner Windmaschinen und Nebelsprüher, die für eine ausgeglichene Bewässerung sorgen. Unter der Plantage verläuft zudem ein Wassersammelschacht für die Aufbereitung als Gießwasser. In das System der smarten Bewässerungstechnik sind auch die Daten der Wetterstation eingebunden. Alle Daten fließen in eine App ein. Die Panels des Gewächshauses sind lichtdurchlässig, etwa 75 Prozent des Sonnenscheins kommt bei den Pflanzen an. Das haben die Landwirte mit ihrem Lumimeter gemessen. Gleichzeitig sorgt die Konstruktion dafür, dass extreme Hitze abgehalten wird und der Boden des Ackers feucht bleibt. Nach Idee der Landwirte könnten mit einem solchen Modell selbst Wüstenregionen in Zukunft begrünt werden, denn die Technik soll die durch die Erderwärmung immer trockener und heißer werdenden Böden wässern und kühlen. Auch vor starkem Hagel bleiben die Beeren gut geschützt.

Es handelt sich um eine Anlage mit 740Kwpeak und 660KVA Inverterleistung (6x 110KVA Huawei). Die Himbeeren und Heidelbeeren sind unter dem PV-Dach im ersten Jahr beachtlich gut gewachsen. Der Ertrag stieg um 20 Prozent und die Beeren blieben länger frisch.

„EEG muss Anreiz für Agri-PV behalten“

Auch für andere Feldfrüchte hat Ingenieur Korrmann sich bereits eine ähnliche Lösung überlegt. Den Acker will er dabei für den Anbau klassischer Feldfrüchte in 40 bis 50 Meter breite Streifen aufgeteilen. Dazwischen soll sich jeweils ein fünf Meter breiter Streifen mit PV-Modulen befinden. Im Schatten der Module wird dann ein Blühstreifen gepflanzt, der stets feucht bleibt und das überschüssige Wasser bei Starkregenereignissen aufnehmen kann. Dort gepflanzte heimische Wildkräuter brechen den Wind und verlangsamen dadurch das Austrocknen des Ackerbodens. Vertikale, feinmaschige Kunststoffnetze sorgen für die Mikrobewässerung und Kühlung. Sie sollen die Pflanzen in fünf Kilometern Umgebung mit feinem Sprühnebel beregnen und gleichzeitig die PV-Module kühlen.

Obwohl sich bereits viele andere Landwirte für das System von Landwirt Karthaus und seinen Mitstreitern interessieren, braucht es seiner Meinung nach zur Nachahmung eine bessere Unterstützung von Seiten der Politik. „Das EEG muss den Anreiz für Agri-PV (APV) vergütungstechnisch Richtung 7 Cent halten“, so Karthaus mit Bezug auf die von ihm investierten 580.000 Euro. Außerdem brauche es Änderungen des Baurechtes. „Es muss klare Spielregeln geben, den Weg halten wir nervlich nicht noch mal durch.“ Trotz aller Startschwierigkeiten hält er das Projekt für gelungen und möchte demnächst noch ein zweites Gewächshaus in weitaus größerer Dimension realisieren.

1.6.2021 | Quelle: Energieagentur NRW | Solarserver © Solarthemen Media GmbH

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