Beteiligung von Frauen: Der Bürgerenergie fehlen Bürgerinnen

Lachende diverse FrauenFoto: Adobe stock / rawpixel.com
Bisher wenig vertreten in der Bürgerenergie: Frauen.
Die World Wind Energie Association (WWEA) und der Landesverband Erneuerbare Energien NRW (LEE NRW) haben die Beteiligung von Frauen an dezentralen Bürgerenergie-Initiativen in Nordrhein-Westfalen untersucht.

Ein Zwischenergebnis ist: Der Frauenanteil liegt bei etwa 29 Prozent. Im Vergleich zu einer Untersuchung vor einigen Jahren ist das ein Anstieg – damals waren es noch 20 Prozent. Zufrieden sind die Verbände damit aber noch nicht. Sie verweisen auf die Rolle von Greta Thunberg oder Luisa Neubauer als Initiatorinnen von Fridays for Future. Bei den Bürgerenergie-Gesellschaften in NRW sei eine solche Rolle von Frauen bisher nicht erkennbar.

„Wir sind froh, dass sich zuletzt mehr Frauen für Bürgerenergie-Gruppen engagiert haben. Das in der Studie dokumentierte Plus ist aber noch deutlich steigerungsfähig,“ kommentiert Claudia Gellert, stellvertretende Vorsitzende des LEE NRW. Gellert sieht Bürgerenergiegruppen mit ihrer lokalen Verankerung als „unverzichtbare Treiber für den Umbau der Energiewelt“. Sie sagt: „Wir brauchen in diesen Initiativen wesentlich mehr Frauen mit ihren Lebenserfahrungen, Ideen und Know-how, um die Energiewende gesellschaftlich auf breitere Füße zu stellen.“

Kaum Frauen in kleinen Bürgerenergiegesellschaften

Dabei gibt es Unterschiede je nach Organisationsform. In Genossenschaften sind 33 Prozent der Anteilseigner:innen Frauen, in GmbH & CO KGs nur 14 Prozent. In kleinen Gesellschaften mit weniger als 40 beteiligten Personen liegt der Frauenanteil sogar nur bei sieben Prozent. Zum Vergleich: Damit sind die kleinen Bürgereneriegesellschaften genauso stark von Männern dominiert wie das Management der deutschen Energiekonzerne. Diese Zahl nennt die WWEA auf ihrer Projektwebseite. Die meisten Bürgerenergieinvestoren bedienen laut der Studie noch ein weiteres Klischee. Sie sind nicht nur männlich, sondern oft auch alt und bereits im Ruhestand.  

Neben Nordrhein-Westfalen hat das Autorenteam auch die Situation in einigen Regionen Japans untersucht. Dort halten Frauen rund 20 Prozent der Anteile an Bürgerenergieprojekten.

Zweite Phase: Empfehlungen für mehr Bürgerinnen-Energie erarbeiten

Der Studie zufolge verhindern vor allem die Faktoren Zeit und verfügbares Kapital ein stärkeres Engagement von Frauen in der Bürgerenergie. Auch sichtbare weibliche Vorbilder und eine Ansprache, die Frauen in ihrer tatsächlichen Lebenswelt abhole, seien vielversprechende Ansatzpunkte. Die Studie stellt auch heraus, dass Frauen deutlich öfter über persönliche Ansprache im Bekanntenkreis zu den Bürgerenergiegesellschaften kämen.

„Bürgerenergie ist in vielen Ländern ein wichtiger Treiber für die Energiewende und braucht eine breite soziale Basis. Wir sehen erfreulicherweise Fortschritte beim Frauen-Engagement für die Bürgerenergie. Die Ergebnisse der Studie motivieren uns daher, unsere Aktivitäten bei diesem Thema zu forcieren“, sagt WWEA-Generalsekretär Stefan Gsänger.

In der zweiten Phase der gemeinsamen Studie wollen der LEE NRW und WWEA auf Basis der bisherigen Erkenntnisse Empfehlungen erarbeiten. Diese sollen Bürgerenergiegesellschaften helfen, mehr Frauen als Mitglieder zu gewinnen.

Das Ungleichgewicht hatten LEE NRW und WWE bereits vermutet, als sie die Untersuchung zu Frauen in der Erneuerbare-Energien-Branche vor knapp einem Jahr ankündigten. Laut der Agentur für Erneuerbare Energien ist die Energiewende ein Treiber, der mehr Frauen für technische Berufe begeistert.

12.7.2021 | Quelle: WWEA, LEE NRW | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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