Grüner Stahl mit Wasserstoff: Bundesregierung sagt 55 Millionen Euro zu

Svenja Schulze hinter Rednerpult vor einer Plakatwand von ArcelorMittal - Grüner Stahl mit WasserstoffFoto: ArcelorMittal
Brachte gute Nachrichten mit: Bundesumweltministerin Svenja Schulze bei ArcelorMittal in Hamburg
Der Stahlkonzern ArcelorMittal hat eine Förderzusage über 55 Millionen Euro für eine Pilotanlage zur wasserstoffbasierten Stahlproduktion in Hamburg erhalten. Die Zusage überbrachte Bundesumweltministerin Svenja Schulze am Dienstag persönlich bei einem Besuch in dem Stahlwerk.

Insgesamt soll die Pilotanlage 110 Millionen Euro kosten. Darin soll perspektivisch Grüner Stahl mit Hilfe von Wasserstoff erzeugt werden.

Dabei handelt es sich laut ArcelorMittal um die erste Anlage dieser Art in industriellem Maßstab in Deutschland. Das Hamburger Stahlwerk nutzt schon heute die sogenannte Direktreduktion, um Eisen aus Eisenerz zu gewinnen. Mit Hilfe von Erdgas wird dabei in einer chemischen Reaktion der Sauerstoff aus dem Erz entzogen. Dabei behalten die Eisenerzpellets ihre Form, denn sie schmelzen nicht. Sie verlieren durch den Entzug des Sauerstoffs allerdings an Gewicht und erhalten mikroskopische Poren. Daher werden sie als „Eisenschwamm“ bezeichnet. Auf Englisch nennt man das Produkt „Directly Reduced Iron“, kurz DRI. Das DRI-Verfahren verursacht auch im Betrieb mit Erdgas weniger CO2-Emissionen als der klassische Hochofenprozess. In Zukunft soll anstelle des Erdgases Wasserstoff aus Windenergie eingesetzt werden, sodass gar kein CO2 mehr freigesetzt wird. In Elektrolichtbogenöfen, die mit Ökostrom betrieben werden, soll aus dem DRI und Eisenschrott dann neues Eisen werden.

Viele politische Etappen bis zum Grünen Stahl

ArcelorMittal hat das Wasserstoffprojekt schon länger angekündigt, aber auch darauf verwiesen, dass dafür Fördermittel notwendig wären. Dass diese kommen würden, war bereits im Mai absehbar: Damals schaffte es das Projekt auf die Liste der IPCEI-Projekte, also die „Important Projects of Commonon European Interest“. Diese dürfen von den Staaten höher bezuschusst werden, als es normalerweise nach EU-Recht zulässig wäre. Mit der Förderzusage durch Umweltministerin Schulze ist nun der vorletzte Schritt getan. Trotz des IPCEI-Status muss die Europäische Kommission die Absicht der Bundesregierung zur Bereitstellung von Mitteln noch offiziell genehmigen. Erst dann darf ArcelorMittal mit der Errichtung der neuen Anlage beginnen. Die Produktion soll im Jahr 2025 anlaufen.

„Mit der geplanten Anlage werden wir erstmals in der Lage sein, 100.000 Tonnen DRI für die Stahlerzeugung unter Verwendung von Wasserstoff zu produzieren – und das bereits im Jahr 2025“, sagt Uwe Braun, CEO von ArcelorMittal Hamburg. Die Technologie sei direkt übertragbar und zeige, wie andere Stahlwerke des Konzerns – zum Beispiel in Bremen und Eisenhüttenstadt – auf eine klimaneutrale Stahlproduktion umgestellt werden könnten.

Die Herstellung von kohlenstoffarmem oder kohlenstofffreiem Stahl sei jedoch deutlich teurer als die traditionelle Stahlerzeugung. Daher sei das Unternehmen auf die Unterstützung der Politik angewiesen, um die Rahmenbedingungen zu schaffen. Für die Förderabsicht der Bundesregierung sei man dankbar. Damit es losgehen kann, fehle nun noch die offizielle Zustimmung der EU.

Grüner Wasserstoff im zweiten Schritt

Der Wasserstoff soll zunächst aus der Restgasabscheidung des Hamburger Werks stammen. Sobald er in ausreichenden Mengen und zu einem erschwinglichen Preis zur Verfügung stehe, werde man grünen Wasserstoff verwenden, erklärt ArcelorMittal. Der Konzern nennt dafür aber keinen Zeitplan.

Das Werk von ArcelorMittal soll allerdings als einer der ersten Kunden an ein Wasserstoffnetz im Industriegebiet um den Hamburger Hafen angeschlossen werden. Das geht aus Plänen des lokalen Netzbetreibers Gasnetz Hamburg hervor. Woher der Wasserstoff für das Netz stammen wird, hat Gasnetz Hamburg allerdings bis heute nicht dargestellt. Zwar ist ein Elektrolyseur mit einer Leistung von 100 MW geplant, der mit Grünstrom betrieben werden soll. Doch dieser würde nur einen Bruchteil des Bedarfs der Industriekunden decken können. Daneben soll das Netz an eine Wasserstofffernleitung angebunden werden. Diese existiert bisher aber auch nur in der Planung. Auch ein Importterminal ist in den Plänen von Gasnetz Hamburg verzeichnet. Doch Aussagen zur Technologie oder zum Zeitplan gibt auch hier noch nicht.

ArcelorMittal kündigt jedenfalls an, bis 2030 mehr als eine Million Tonnen CO2-neutralen Stahl zu produzieren. Das Hamburger Werk sei dabei nur ein Bestandteil der „Steel4Future“-Strategie des Konzerns. Auch die anderen drei Stahlwerke in Deutschland (Hamburg, Bremen und Duisburg) sollen auf emissionsfreie Stahlproduktion umgestellt werden. In anderen Staaten setzt ArcelorMittal auch auf Carbon Capture and Storage.

Bundesumweltministerin Schulze sicherte zu, die Bundesregierung werde die Stahlindustrie bei dem Umbau nicht allein lassen. Investitionen in treibhausgasneutrale Verfahren und Produkte würden Arbeitsplätze langfristig sichern. Die Voraussetzung dafür sei alelrdings der Ausbau der erneuerbaren Energien. „Wer Ja sagt zu einer Stahlproduktion mit Zukunft, der muss auch Ja sagen zum beherzten Ausbau von Wind- und Sonnenenergie“, sagte Schulze.

8.9.2021 | Quelle: ArcelorMittal, Gasnetz Hamburg | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH 

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