© Photo Simonis/ Martin Litschauer
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Litschauer: Österreich ist Vorreiter in der Energiewende ohne Atomenergie

"NEIN" zum AKW Zwentendorf heute wichtiger denn je

"Das österreichische Nein zum AKW Zwentendorf ist heute wichtiger denn je. Vor 43 Jahren haben wir nein gesagt. Nein zu Tonnen an hochradioaktivem Müll, nein zur Verdoppelung von Kinderleukämie in der Nähe von AKWs, nein zu einem Milliardengrab für Steuergelder, nein zur teuersten Stromform, nein zur Degradierung der Donau und nein zu unkontrollierter Proliferation. Das Nein zum AKW Zwentendorf hat uns den Weg zu 100 Prozent Erneuerbarem Strom bis 2030 geebnet und uns zum Vorreiter einer nachhaltigen Energiewende in der EU gemacht", betont Martin Litschauer, Anti-Atomenergiesprecher der Grünen, die Bedeutung des heutigen Jahrestags zur Volksabstimmung gegen die Inbetriebnahme des AKW Zwentendorf am 5.11.1978.

"Mit 50.5 Prozent der Stimmen gegen das Kraftwerk haben wir die Kurve haarscharf gekratzt. Auf EU-Ebene ist man aber gerade dabei, den Karren frontal an die Wand zu fahren. Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat Grünes Licht für Nuklearenergie und Erdgas im Regelbuch des europäischen Green Deals angedeutet. Es geht dabei um nicht weniger als Milliarden Euro an Finanzflüssen, die in hochgefährliche Atomenergie fließen würden", kommentiert Litschauer die aktuell hitzigen Verhandlungen rund um die Taxonomie-Verordnung, in der nachhaltige Technologien im Zuge des europäischen Green Deal definiert werden. Daran werden sich internationale Finanzströme und Investitionen in den kommenden Jahren orientieren. Die Entscheidung, ob Atomenergie und Erdgas als nachhaltige (Übergangs-)Technologien angesehen werden, wird in den kommenden Wochen, vermutlich noch vor Angelobung der Deutschen Bundesregierung, erwartet.

"Die Diskussion um eine Revolution der Atomindustrie ist eine Scheindebatte. In Wahrheit steht die Atomindustrie vor allem in Europa und den USA unter enormem Rechtfertigungsdruck. Wer kann mit der realen Bedrohung des Klimawandels im Rücken ernsthaft auf derartig kapitalintensive Lösungen setzen, die noch dazu erst in Jahren bis Jahrzehnten verfügbar sind? Die Atomstromproduktion war weltweit 2020 auf dem größten Tiefstand seit 1995. Insgesamt wurden um ganze 104 Terrawattstunden weniger Atomstrom erzeugt als 2019, das entsprich mehr als dem Stromverbrauch von ganz Österreich. In der EU fließt bereits mehr Strom aus Erneuerbaren Quellen als aus Atomkraftwerken. Kein Wunder: Pro Kilowattstunde kostet Atomstrom fünf Mal so viel wie Strom aus Sonnen-und Windenergie. Während der französische Druckwasserreaktor in Flamanville seit über zehn Jahren gebaut wird und mit 19 Milliarden Euro sechsmal so teuer kommt wie geplant, schießen Solar-und Windparks binnen Monaten aus dem Boden. Private Investor*innen haben das ohnehin schon längst erkannt und investierten im Vorjahr 17mal so viel in Erneuerbare Energien als in Atomenergie. Jetzt müssen auch die Atomstaaten endlich aufwachen und erkennen, dass die Milliarden an Steuergeldern besser in den Ausbau von Erneuerbaren Energien und die Weiterentwicklung von Speichertechnologien investiert sind."

"Die Atomstromproduktion ist aber auch die Voraussetzung für die Atomwaffenprogramme von Ländern wie Frankreich, Großbritannien, den USA, Russland, oder China. AKWs liefern sowohl waffenfähiges Material, als auch technisches Know-How und Manpower. Das Nein zu Zwentendorf ist in diesem Sinne auch ein deutliches Ja zum nuklearem Weltfrieden.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /