© Christoph Glanzl Global 2000 /Das AKW Krsko steht in einer Erdbebenzone
© Christoph Glanzl Global 2000 /Das AKW Krsko steht in einer Erdbebenzone

AKW Krsko: Grenzüberschreitende Prüfung verzögert sich - Dank 51.000 Unterstützer:innen

Prüfung eingereichter Dokumente verspätet sich um Monate, da unzureichend - Wenn Verfahren und notwendige Upgrades nicht am 31.12.2023 abgeschlossen sind, wird Reaktor abgeschaltet

Wien/Kr¨ko - Der slowenische Atomreaktor Krsko wurde am 2. Oktober 1981 mit dem Stromnetz synchronisiert – er ist also seit genau 40 Jahren in Betrieb. Laut ursprünglicher Auslegung sollte Krsko aufgrund des Verschleißes Ende 2023 stillgelegt werden. Der Betreiberkonzern Nuklearna elektrarna Kr¨ko plant jedoch den Weiterbetrieb bis 2043, obwohl internationale Geologen besorgniserregende neue Erkenntnisse zur Erdbebengefährdung der Anlage gefunden haben – Krsko ist das einzige AKW in der EU, das in einer roten Erdbebenzone betrieben wird. Zusätzlich ist die Alterung nach 40 Jahren Betriebszeit weit fortgeschritten: Ein Team von internationalen Experten und Expertinnen untersuchte für die EU-Atom-Regulierungskoordination ENSREG die Anlage und kritisierte 2018, dass die Überwachung des veralteten Kernstücks des Reaktordruckbehälters schlechter sei, als die ENSREG für Europa erwartet.

Gemeinsam mit ihrer slowenischen Partnerorganisation FOCUS erkämpfte GLOBAL 2000 vor Gericht eine Umweltverträglichkeitsprüfung: Die Laufzeit kann nun nicht einfach mit einem Federstrich verlängert werden, sondern muss einer grenzüberschreitenden Prüfung unter Einbeziehung der betroffenen Bevölkerung in Österreich standhalten.

„Nach neuesten Informationen der slowenischen Behörden verzögert sich diese Konsultation nun auf das erste Quartal 2022 – nachdem sie zunächst im März 2021 starten sollte, dann im Mai, dann im Juni, dann im September“, sagt Dr. Reinhard Uhrig, Atom-Sprecher von GLOBAL 2000. „Diese Verzögerungen gründen auf dem unermüdlichen Engagement unserer 51.000 Petitions-Unterstützer:innen, die das Anliegen mit uns zusammen an Medien und Politik getragen haben. So konnten wir gemeinsam den Druck auf die slowenischen Behörden steigern, die nun die Prüfung gewissenhaft und nicht nur ‚als Papiertiger‘ durchführen.“

Die bisher vom Betreiberkonzern vorgelegten Dokumente waren offenbar unzureichend – die Behörden urgierten mehrfach Nachbesserungen, wozu auch der starke Druck der GLOBAL 2000-Petition, das hohe Medieninteresse und die laufenden Nachfragen österreichischer Politiker:innen beitrugen. So stand Krsko bei allen Staatsbesuchen, von Bundespräsidenten Van der Bellen, über die Umweltschutzministerin Gewessler bis zum jetzigen Bundeskanzler Schallenberg, auf der Agenda.

Verzögerung erhöht Druck auf Betreibergesellschaft: Abschaltung per 31.12.2023

Das österreichische Umweltministerium teilt auf Anfrage mit, dass falls der gesamte Prozess der grenzüberschreitenden Prüfung und die notwendigen Sicherheits-Upgrades bis Ende 2023 nicht rechtsgültig abgeschlossen sind, „die fehlende Umweltbewilligung einem weiteren Betrieb entgegensteht“, sprich: der Reaktor wird abgeschaltet – mindestens vorläufig.

Sollte der Prozess rechtzeitig abgeschlossen werden, kommt es auf die abschließende Bewertung an. Sofern die Upgrade-Anforderungen so umfassend sind, wie sie sein müssten, wird sich die Nachrüstung des Reaktors voraussichtlich nicht rentieren. Auch in diesem Fall wird er voraussichtlich abgeschaltet.

„Durch das Prüfverfahren haben wir jetzt die Möglichkeit, einen Super-GAU direkt vor unserer Haustür zu verhindern.“, so Uhrig. „Einer unabhängigen technischen Überprüfung auf Erdbebensicherheit und Alterung wird das AKW im derzeitigen Zustand nicht standhalten – enorm kostspielige Sicherheits-Upgrades werden die Betreibergesellschaft eher zur Stilllegung der altersschwachen Anlage motivieren, so wie dies bereits beim Schweizer Problem-Reaktor Mühleberg geschehen ist. Doch wir bleiben wachsam!“

Möglichkeiten zur Unterstützung der Petition und Beteiligung im Verfahren gibt es weiterhin – GLOBAL 2000 wird Musterstellungnahmen ausarbeiten und diese für die Teilnahme am Verfahren zur Verfügung stellen. Sobald die Konsultationsphase 2022 beginnt, wird GLOBAL 2000 die Unterstützer:innen der Petition und die breite Öffentlichkeit informieren.

HINTERGRUNDPAPIER KRSKO
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /