Acatech und Dechema stellen Umfrage-Ergebnisse zur Wasserstoff-Wirtschaft vor

Zu sehen ist ein Wasserstofftank mit Windenergieanlagen und Photovoltaik-Modulen, Aurora hat die Kosten für grünen Wasserstoff analysiert.Foto: malp / stock.adobe.com
Die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (Acatech) und die Dechema Gesellschaft für Chemische Technik und Biotechnologie e.V. haben heute in einer Online-Konferenz erste Ergebnisse ihrer groß angelegten Umfrage aus dem Projekt „Wasserstoff-Kompass“ präsentiert.

Ein Kurzdossier soll es Ende Februar auf der Projekthomepage geben. Im März soll die Publikation aller Umfrageergebnisse über die Wasserstoff-Wirtschaft folgen.

Zentrale Faktoren für die Wasserstoff-Wirtschaft: Herkunftsnachweise, mehr Erneuerbare, staatliche Förderung

Herkunftsnachweise für klimaverträglichen Wasserstoff sind laut Aussage einer Mehrheit von Expertinnen und Experten ein zentraler Faktor für den Hochlauf der Wasserstoffwirtschaft in Deutschland. Außerdem plädieren die Befragten dafür, den Strom für die Wasserstofferzeugung von staatlichen Preisbestandteilen weitestgehend zu befreien und Wasserstoffprojekte staatlich zu bezuschussen.

Die hohen Investitions- und Unterhaltskosten sehen 59 Prozent der Befragten als hinderlich für die Wirtschaftlichkeit von Produktionsanlagen. Ebenfalls 59 Prozent der Befragten betrachten die unzureichenden Flächen für Erneuerbare-Energien-Anlagen als zentralen Hemmschuh. Um Wasserstoff als Energieträger zu etablieren, braucht es aus Sicht der Befragten auch akzeptanzfördernde Maßnahmen. Dies betrifft insbesondere den Ausbau der erneuerbaren Energien, die Sicherheit bei der Wasserstofferzeugung und -nutzung sowie den Aufbau einer Transportinfrastruktur für den Wasserstoff.

„Unsere Umfrageergebnisse verdeutlichen, dass Wissenschaft, Wirtschaft, NGOs und öffentliche Verwaltung einen sehr ähnlichen Blick auf Treiber und Hemmnisse für den Wasserstoff-Markthochlauf haben“, resümierte Acatech-Präsident Jan Wörner. „Diese Ergebnisse sind ein wichtiger Anhaltspunkt bei der Erstellung einer Wasserstoff-Roadmap auf Basis der demnächst überarbeiteten Nationalen Wasserstoff-Strategie.“ Die Wasserstoff-Roadmap könne nur erfolgreich sein, wenn sie auf einen koordinierten und flexiblen Instrumenten-Mix abziele. So könnten zeitgleich und schnell Erzeugung, Transport- und Speicherinfrastrukturen wie auch Anwendungsbereiche aufgebaut werden.

Wasserstoff-Wirtschaft wird ihren Bedarf nicht lokal decken können

Acatech und Dechema erarbeiten derzeit eine Metaanalyse, in der sie fortlaufend Studien und Strategiepapiere zum Thema Wasserstoff auswerten. Heute präsentierten sie einen ersten Zwischenstand zu den Themen Mobilität, Stahlindustrie, chemische Industrie sowie zur Wasserstoff-Erzeugungskapazität in Deutschland.

Die Auswertung weist bislang Elektrolyseprojekte aus, die 2030 eine Gesamtkapazität von ca. 5 GW haben werden. Im Koalitionsvertrag hat sich die neue Bundesregierung auf ein Elektrolysekapazitätsziel von 10 Gigawatt bis 2030 verständigt. Doch selbst bei hohen Annahmen für die Laststunden und bei Erreichen der politischen Zielsetzung, werden die bis 2030 aufgebauten heimischen Kapazitäten nicht ausreichen, um den anhand der Metaanalyse erwarteten Minimalbedarf von etwa 50 TWh Wasserstoff zu decken. Auf den Import setzt deshalb zum Beispiel die Desertec Industrial Initiative.

„Nachhaltiger Wasserstoff wird in den nächsten Jahren eine knappe Ressource bleiben, die einem wachsenden Bedarf gegenübersteht“, folgerte Klaus Schäfer, Vorstandsvorsitzender der Dechema. „Um zukünftig Nachfrage und Angebot in Einklang zu bringen, ist es unverzüglich notwendig, die richtigen politischen Weichen zu stellen“, sagte er. Das Projekt Wasserstoff-Kompass trage dazu bei, die ökologischen, ökonomischen und gesellschaftlichen Aspekte der verschiedenen politischen Handlungsoptionen zu zeigen.  

Das zweijährige Projekte Wasserstoff-Kompass läuft seit Juni 2021. Neben den aus der Metaanalyse abgeleiteten Entwicklungspfaden gehört dazu ein Dialog mit Stakeholdern aus Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft. Dies soll zu einem gemeinsamen Ziel für die deutsche Wasserstoffwirtschaft führen.

Die Projektergebnisse sollen in die politische Wasserstoff-Roadmap einfließen. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung und das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz fördern den Wasserstoff-Kompass.

22.2.2022 | Quelle: Acatech, Dechema | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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