Konflikte mit Wildtieren

Neue Broschüre des Naturschutzbunds Österreich

Immer wieder kommt es zu Konfliktsituationen zwischen Mensch und Wildtier. Schnell wird dann der Ruf nach ‘Entfernung der Problemtiere’ laut. Doch liegt die Ursache wirklich nur bei den Tieren? Kormoran, Fischotter, Bär & Co. tun meist nur das, was ihnen ihr Instinkt in Millionen von Jahren vermittelt hat. Der Naturschutzbund hat sich in der neuesten Ausgabe seiner Zeitschrift ‘Natur und Land’ intensiv mit dem Thema ‘Wildtierkonflikte’ auseinander gesetzt und meint, dass die meisten dieser Konflikte mit etwas mehr Toleranz von uns Menschen gütlich beizulegen wären.

Menschen benehmen sich häufig so, als wären sie allein auf dieser Welt, als wären ihre Ansprüche die einzig gültigen. Mit der Folge, dass sie Konkurrenten, ob echte oder vermeintliche, gnadenlos verfolgen. Dabei hat Österreich einen hohen Anteil gefährdeter und vom Aussterben bedrohter Tierarten. Doch statt den Geschwächten mit Wohlwollen zu begegnen, nimmt die Toleranz gegenüber ihnen weiter ab – ob sie die Schäden nun tatsächlich verursacht haben oder nicht. Kaum haben sich die Bestände von Fischotter und Biber in manchen Landesteilen erholt, werden auch schon Rufe nach Abschüssen laut. Weil (fast) jedes Stück Land einen Besitzer hat und genutzt wird, bestimmt deren Toleranz über Gedeih und Verderb der Natur. Der steigende Wettbewerbsdruck in der Gesellschaft wird einfach an die Wildtiere weitergegeben. Sogar, wenn ein Wildtier ein anderes frisst, wird sofort ein Schaden geortet: Wenn ein Fischotter, Kormoran oder Graureiher eine Äsche fängt, sieht sich der Fischer schon um seine Beute betrogen. Greife und Krähenvögel stehen bei vielen Menschen im Verdacht, am Verschwinden der Singvögel schuld zu sein. Dabei zeigen Studien deutlich, dass es meist an ungeeigneten Lebensräumen, mangelndem Nahrungsangebot und intensiver Landbewirtschaftung liegt, wenn das Gleichgewicht empfindlich gestört ist.

Daneben darf aber nicht vergessen werden, dass Teichwirte in Ober- und Niederösterreich in ihrer wirtschaftlichen Existenz gefährdet sind, wenn Fischotter deren Fischteiche als gedeckten Tisch betrachten und ausräumen. Oder Biber landwirtschaftliche Flächen unter Wasser setzen - hier muss sich zeigen, dass uns Menschen die Artenvielfalt etwas wert ist, indem wir einen Ausgleich schaffen. Denn ohne Toleranz gibt es keine Artenvielfalt.

In der Broschüre ‘Wildtierkonflikte’ werden behandelt: Krähen & Greife, Graureiher & Kormoran, Biber, Fischotter, Bär, Luchs, Steinmarder, Wolf, Hornissen.
Erhältlich ist das Herbst-Heft 3/4-2008 um € 4,50 (plus Versandkosten) beim Naturschutzbund Österreich. Bestellung bei Ingrid Hagenstein, T 0662/64 29 09-13 oder online auf www.naturschutzbund.at


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /