Gebäudesanierung: Politik muss handeln

Nur jeder fünfte Eigenheimbesitzer plant zu investieren, ohne ausreichende Sanierungsförderung nur jeder zehnte

Wien- Das heimische Baugewerbe schlägt Alarm. Laut einer Umfrage im Auftrag der Bundesinnung Bau plant nur jeder fünfte der 2,1 Millionen Eigenheimbesitzer in den nächsten 3 bis 5 Jahren in die thermische Gebäudesanierung zu investieren. Ohne eine entsprechende Förderung wäre dazu sogar nur jeder zehnte private Haus- oder Wohnungsbesitzer bereit. Für 25 % der Befragten ist ein Förderungsumfang von mindestens einem Drittel der Gesamtkosten unabdingbar, um eine thermische Sanierung in Betracht zu ziehen. Etwa jeder fünfte Eigenheimbesitzer (21 %) bezeichnet die Verbesserung der Energieeffizienz hingegen als ‘unwichtig’ und würde eine solche auch bei ausreichender Förderung nicht beauftragen.

Angesichts des Umfrageergebnisses und der negativen Konjunkturaussichten, deren Ausmaß zum Zeitpunkt der Befragung nicht absehbar war, ist für den neuen Bundesinnungsmeister der Baugewerbe, Hans-Werner Frömmel, Gefahr in Verzug. Frömmel ist überzeugt, dass die Umfrage unter dem aktuellen Eindruck der Wirtschaftsaussichten noch schlechter ausgefallen wäre. ‘Wir befürchten, dass sich neben dem Mangel an Förderanreizen nun auch der Konjunkturabschwung auf die notwendige Sanierungsbereitschaft bremsend auswirkt!’ Die Bauinnung drängt daher auf eine rasche Regierungsbildung und ein Sofortpaket, das attraktive Anreize zur Finanzierung der thermischen Sanierung und für energieeffizientes Bauen enthält und damit auch zur Stabilisierung der Baukonjunktur beiträgt.

Vorrangig sei, so Frömmel, die wiederholt geforderte Anhebung des Förderungsvolumens für die thermische Gebäudesanierung um jährlich 1 Mrd. Euro. Um jedoch den dringend notwendigen Neubau weiterhin finanzieren zu können, sollten die Wohnbauförderungsmittel möglichst unangetastet bleiben und die zweckfremde Verwendung unterbleiben.

In einer aktuellen Studie des Instituts für Immobilien, Bauen und Wohnen, IIBW, im Auftrag der Bau-Sozialpartner werden zur Förderung energiesparender Bauweisen die Erweiterung des Sonderausgabenrahmens, ertragssteuerliche Begünstigungen, wie z.B. die Einführung eines Investitionsfreibetrags oder eine Ausweitung der Werbungskosten, sowie ein reduzierter Mehrwertsteuersatz vorgeschlagen. Zudem sind Anpassungen im Miet- und Wohnungseigentumsgesetz erforderlich, um die Willensbildung für Maßnahmen zur energetischen Verbesserung zu erleichtern und Energie-Contracting zu ermöglichen. IIBW-Geschäftsführer Wolfgang Amann urgiert angesichts der absehbaren Strafzahlungen von rund 500 Mio. Euro wegen Verfehlung der Kyoto-Ziele im Zeitraum 2008-2012 eine rasche Umsetzung der empfohlenen Maßnahmen: ‘In der nächsten Periode ab 2012 werden die Emissionsziele noch deutlich strenger definiert sein!’, unterstreicht Amann den dringenden Handlungsbedarf.

Ohne ein umfassendes Förderungspaket sieht auch der Generaldirektor der sBausparkassen, Josef Schmidinger, keine reale Chance, um über die gegenwärtige Sanierungsrate von 1 % des Gebäudebestandes pro Jahr hinauszukommen. ‘Wir brauchen eine kräftige Stimulation mit rasch wirksamen Instrumenten!’

Bundesinnungsmeister Frömmel: ‘Der bauseitige Beitrag zum Klimaschutz stärkt zudem die Konjunktur und sichert Arbeitsplätze im eigenen Land. Nicht zuletzt schlagen sich die erheblichen Heizkosteneinsparungen auch auf die Budgets der Privathaushalte positiv nieder, was im Licht der steigenden Gas- und Strompreise zusätzlich an Bedeutung gewinnt!’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /