© Greenpeace DJI / Das Megabauprojekt am Neusiedler See
© Greenpeace DJI / Das Megabauprojekt am Neusiedler See

Ungarisches Mega-Bauprojekt am Neusiedler See wird ausgesetzt

Nach massiver Kritik von Greenpeace und Gerichtsverfahren wird das umstrittene und natur-zerstörende Megabauprojekt offenbar aufgegeben – und zu einem Millionengrab.

Budapest/Wien – Nach einer langen Greenpeace-Kampagne hat die ungarische Regierung kürzlich bekanntgegeben, dass sie das Mega-Bauprojekt in Fertőrákos am Neusiedler See aufgibt – jedenfalls vorerst. Als Gründe dafür gibt Ungarn die erfolglose öffentliche Ausschreibung und fehlende Mittel an. Das umstrittene Projekt, gegen das sowohl weite Teile der ungarischen als auch österreichischen Bevölkerung aufgetreten sind, ist nun vorerst vom Tisch. Greenpeace hat sich in Österreich und auch in Ungarn von Beginn an gegen das naturzerstörende Projekt gestellt und zahlreiche Gerichtsverfahren und Greenpeace-Aktionen gestartet. Es zeigt sich: der Widerstand hat sich gelohnt.

Hinter dem vorläufigen Aus steht wohl die prekäre finanzielle Lage der ungarischen Regierung. Aber auch die im Raum stehende Strafzahlung durch die von Greenpeace eingereichte Beschwerde bei der Europäischen Union dürfte eine Rolle spielen. Hinzu kommen noch die vielen laufenden Gerichtsverfahren gegen das Projekt, die Greenpeace Ungarn eingeleitet hat. Im Dezember konnte eine Ausschreibung für die Baustelle erfolgreich juristisch bekämpft und so die schwer umkehrbaren Betonierarbeiten verzögert werden. “Durch das Hinauszögern der Betonierungsarbeiten konnte der schlimmste Schaden für die Natur und den See abgewehrt werden. Wir werden jetzt genau beobachten, wie es auf der Baustelle weitergeht”, sagt Stefan Stadler, Scientific Expert bei Greenpeace in Österreich.

Seit März lag die Baustelle mehr oder minder brach. Die Erdarbeiten waren weitgehend abgeschlossen, ein Rückbau des zerstörten Areals ist derzeit aber noch gut möglich. Greenpeace fordert nun die ungarische Regierung auf, einen umweltverträglichen Rückbau zu starten und das ursprüngliche Strandbad für die lokale Bevölkerung wiederherzustellen.


Begonnen hat die beispiellose Zerstörung des Seeufers mit der Planung der Renovierung des alten und in die Jahre gekommen Strandbades von Fertőrákos. Dieses sollte still und heimlich in ein 80 Fußballfelder großes Luxus-Megabauprojekt umgewandelt werden. Neben einem Hotelkomplex mit 100 Zimmern sollten auch eine Sporthalle, ein Parkhaus mit 880 Stellplätzen und ein Yachthafen für bis zu 850 Bootsliegeplätzen entstehen – und das inmitten des mehrfach streng geschützten Nationalparks Neusiedler See. Sogar die Präsidentin der UNESCO reagierte im Juni 2021 auf das Megaprojekt und verlangte von Ungarn den sofortigen Baustopp und Rückbau. Greenpeace und viele weitere Umweltschutzorganisationen auf ungarischer und österreichischer Seite machten gegen das Projekt mobil. Wie sich nun herausstellt mit Erfolg.

“Wir bedanken uns bei den unzähligen engagierten Aktivistinnen und Aktivisten und den engagierten Bürgerinnen und Bürgern, die mit ihrem Einsatz diesen Erfolg möglich gemacht haben. Über 45.000 Menschen haben allein die österreichische Greenpeace-Petition gegen das Projekt unterzeichnet. Mit diesem Einsatz haben sie die ungarische Regierung massiv unter Druck gesetzt. Ohne dieses enorme Engagement aus der Bevölkerung wäre das Projekt nicht aufzuhalten gewesen”, freut sich Stadler.

Ein Factsheet zum Mega-Projekt und der EU-Beschwerde finden Sie hier


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /