© Hardebeck Media auf Pixabay / Fluss
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Klimakrise bedroht in trockenfallenden Bächen und Flüssen letzte Rückzugsrefugien von Fischen und Fischnährtieren

BBU schlägt die Schaffung künstlicher Kaltwasserkolke vor

Bonn, Berlin, Freiburg - Der Bundesverband Bürgerinitiativen Umweltschutz (BBU) schlägt vor, dass zur Vorbereitung auf die nächste Niedrigwasserperiode an geeigneten Flüssen und Bächen künstliche Kolkeausgebaggert werden, um Fischen und anderen Kleintieren ein kühles Rückzugsrefugium zu schaffen.

Fast in ganz Deutschland kommt es derzeit zum Trockenfallen von Bächen und kleineren Flüssen. Eigentlich sind die Lebensgemeinschaften in Fließgewässern bei Dürreperioden auf ein gelegentliches Austrockenen ihres Lebensraumes eingestellt. Die Kleinkrabbeltiere
(„Makrobenthosfauna") ziehen sich in das Sand- und Kieslückensystem unter der Bachsohle zurück. Auch wenn der darüber fließende Bach austrocknet, ist im unterirdischen Sand- und Kieslückensystem in der Regel noch genügend Wasser vorhanden, um Insektenlarven und kleinen Krebsen das Überleben in einer Dürrephase zu sichern.

Der Temperaturanstieg infolge der sich rasant verschärfenden Klimakrise bedroht jetzt aber diese letzten Rückzugsrefugien im Untergrund. Auch im Sand- und Kieslückensystem wird bei immer extremeren Hitzeperioden das unterirdisch fließende Wasser immer wärmer und kann deshalb immer weniger Sauerstoff lösen. Die Folge: Insektenlarven, Kleinkrebse und
andere Fischnährtiere ersticken in ihrer letzten verbliebenen Rückzugsbasis.

Den Fischen geht es nicht besser. In natürlich dahinfließenden Bächen und Flüssen gab es früher – teilweise metertiefe – Kolke und Gumpen, denen kühles Grundwasser zugeflossen ist. Die Fische haben sich in die Kolke geflüchtet, wenn das Wasser im Bach oder Fluss immer weniger geworden ist. In den heutzutage größtenteils begradigten Fließgewässern
gibt es aber keine Kolke mehr. Die Fische verenden im laufwarmen Wasser der letzten Pfützen in den trockenfallenden Bächen und Flüssen.

Der BBU schlägt deshalb vor, dass zur Vorbereitung auf die nächste Niedrigwasserperiode an dazu tauglichen Fließgewässerstrecken zumindest wieder künstliche Kolke ausgebaggert werden, um den Fischen ein kühles Rückzugsrefugium zu schaffen. Praxisbeispiele gibt es bereits auf der Schweizer Seite des Hochrheins, wo für die extrem wärmeempfindlichen
Äschen (eine Salmonidenart) Kolke mit dem Zutritt von kaltem Grundwasser gebaggert worden sind.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /