Nur wenige neue Bürgerwind-Projekte

Windrad in hügeliger Landschaft in LippeFoto: Guido Bröer
Dieses Bürgerwindrad im lippischen Wendlinghausen ist eines der wenigen, die seit Einführung der EEG-Ausschreibungen vor fünf Jahren noch gebaut wurden.
Nach Zahlen, die der Deutsche Genossenschafts- und Raiffeisen-Verband (DGRV) auf Anfrage der Zeitschrift Energiekommune ermittelt hat, erhielten 2021 nur drei genossenschaftliche Windenergie-Projekte einen Zuschlag in den EEG-Ausschreibungen. Insofern besteht tatsächlich akuter Handlungsbedarf zur Förderung der Bürgerenergie. Einige Änderungen zur Stärkung von Bürgerenergie-Projekten sind im vor der Sommerpause verabschiedeten energiepolitischen Gesetzespaket der Ampel-Bundesregierung enthalten. Was sie bringen, muss sich noch zeigen.

Zwar waren laut der jüngsten Umfrage der DGRV-Bundesgeschäftsstelle Energiegenossenschaften etwa 30 Prozent der 835 deutschen Energiegenossenschaften im Bereich Windenergie tätig. Allerdings gewannen laut DGRV in allen EEG-Ausschreibungen des Jahres 2021 für Windkraft an Land nur drei genossenschaftliche Bürgerwind-Projekte eine Förderberechtigung.

Das hat wohl nicht nur, aber offenbar auch mit den Ausschreibungsregeln zu tun. Bundestag und Bundesrat haben Anfang Juli mit der Novelle des Erneuerbare-Energen-Gesetzes (EEG) die Freigrenze, unterhalb derer Bürgerwindprojekte nicht an Ausschreibungen teilnehmen müssen, auf die nach EU-Beihilfe­recht zugelassene Grenze von 18 Megawatt angehoben. Bei Photovoltaik dürfen bis zu 6 MW von Bürgerenergie-Gesellschaften ausschreibungsfrei realisiert werden.

Eine von wenigen neuen Bürgerwind-Anlagen

An einem der wenigen echten Bürgerwindräder, die unter den aktuellen Bedingungen realisiert wurden, feierte im Juni die Bürger-Energie-Genossenschaft im lippischen Dörentrup-Wendlinghau­sen Richtfest. 216 Mitglieder haben fast 1,3 Millionen Euro Eigenkapital für eine 3,6-MW-Turbine von Vestas aufgebracht. Darin enthalten ist auch die 100.000-Euro-Beteiligung einer benachbar­ten Genossen­schaft, der neu gegründeten Umwelt-Initia­tive Lemgo-Lippe eG.

Von den Widrigkeiten der vergangenen Jahre können die Initiatoren und Genossenschaftsvorstände ein Lied singen. Auch sie wurden im Anfangsstadium des Projektes von den damals neuen EEG-Ausschreibungen überrascht und scheu­ten daraufhin das Risiko einer Teilnahme in Eigenregie. Zu dem Zeitpunkt lag zwar die Genehmigung vor, doch war weder das Eigenkapital beisammen, noch waren zwei Klagen vom Tisch, die von einem Naturschutzverband bzw. einem Anwohner gegen das Windrad angestrengt worden waren. Die Genossenschaft hat stattdessen einen Deal mit einem potenten Projektierer gemacht, der für die Bürgergesellschaft in die Ausschreibung ging. Der Projektierer übernahm dabei einen Großteil des wirtschaftlichen Risikos bis zur Inbetriebnahme, lässt sich dies allerdings auch gut bezahlen.

20.7.2022 | Autor: Guido Bröer
© Solarthemen Media GmbH

Dieser Artikel ist original in der Ausgabe 7/2022 der Zeitschrift Energiekommune erschienen. Energiekommune ist der Infodienst für die lokale Energiewende. Er erscheint monatlich. Bestellen Sie jetzt ein kostenloses Probeabonnement mit drei aktuellen Ausgaben!

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