©  Anne Barth / Greenpeace / Castorprotest gegen Atomkraft
© Anne Barth / Greenpeace / Castorprotest gegen Atomkraft

Atomkraft? Keinen Tag länger!

Greenpeace-Aktivist:innen protestieren in Berlin mit Castorbehälter vor Grünen-Zentrale für Atomausstieg zum Jahresende

Berlin – Mit einem vier Tonnen schweren Nachbau eines Castorbehälters warnten in der Vorwoche sechs Greenpeace-Aktivist:innen vor der Parteizentrale von Bündnis 90/Die Grünen in Berlin vor den Gefahren eines Weiterbetriebs der drei letzten Atomkraftwerke. „Atomkraft? Keinen Tag länger!“ steht auf einem Transparent, das sie auf dem sechs Meter langen und zwei Meter hohen Container zeigen. Mit ihrem Protest appellieren sie an Parteivertreter:innen, allen voran die Vorsitzenden Ricarda Lang und Omid Nouripour, sich geschlossen zum gesetzlich festgelegten Atomausstieg am 31. Dezember 2022 zu bekennen. „Die Grünen dürfen sich nicht vor den Karren einer populistischen Pro-Atom-Kampagne spannen lassen“, sagt Gerald Neubauer, Energie-Experte von Greenpeace. „Diese letzten Atomkraftwerke sind alt, unsicher und ihre Brennstäbe geben kaum noch Energie her. Ihr Beitrag zur Stromversorgung und zur Gaseinsparung wäre verschwindend gering, die Sicherheitsrisiken hingegen enorm.“

Grüne brauchen eindeutige Position

Bisher haben sich die Grünen in der neu entfachten Debatte um AKW-Laufzeitverlängerungen nicht eindeutig positioniert. Während sich prominente Grüne kategorisch gegen ein Aufbrechen des Atomgesetzes ausgesprochen haben, zeigen sich andere zumindest gegenüber dem so genannten Streckbetrieb durchaus offen. Dabei würde der Streckbetrieb einer befürchteten Energiekrise kaum entgegenwirken, wie Berechnungen des Analyseinstituts Energy Brainpool zeigen: Atomkraft könnte nicht mal ein Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland ersetzen. Der im Streckbetrieb produzierte Strom würde im kommenden Jahr nach Berechnungen von Greenpeace gerade einmal ein Prozent des deutschen Strommix ausmachen.

Die letzte umfangreiche Sicherheitsüberprüfung, die eigentlich alle zehn Jahre erfolgen muss, fand in den noch laufenden AKW 2009 statt – nach einem Regelwerk aus den frühen 1980er Jahren. 2019 wurden die Überprüfungen wegen der relativ kurzen verbleibenden Restlaufzeit bis 2022 ausgesetzt.

„Wir erwarten von den Parteivorsitzenden jetzt eine klare Position gegen Streckbetrieb und Laufzeitverlängerung. Zudem sollten sie sich viel stärker dafür einsetzen, massiv Energie einzusparen, zum Beispiel in der Industrie, bei elektrischen Heizlüftern oder Schneekanonen“, so Neubauer.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /