23.08.2022, 12:20 Uhr

Studie: Kompromisse bei gemeinsamer Flächennutzung ermöglichen ambitionierten Offshore-Ausbau


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Berlin - Der umfassende Ausbau der Offshore-Windenergie in Deutschland ist einer der Schlüssel zur Umsetzung der Energiewende in Deutschland. Eine aktuelle Untersuchung von Fraunhofer IWES zeigt, dass die Ausbauziele der Bundesregierung bis zum Jahr 2045 übertroffen werden könnten.

Ziel der Bundesregierung ist es, die installierte Leistung der Offshore-Windkraft von heute 7,8 Gigawatt (GW) bis zum Jahr 2045 auf 70 GW zu erhöhen. In einer neuen Studie des Fraunhofer IWES haben die Wissenschaftler in verschiedenen Szenarien errechnet, dass bis dahin auch deutlich mehr Offshore-Windenergieleistung in der deutschen Nord- und Ostsee realisierbar wäre.

Offshore Wind Potenzial in Deutschland könnte bis 2045 auf über 80 GW steigen

In der vom Bundesverband der Windparkbetreiber Offshore (BWO) und vom Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) gemeinsam beauftragten Studie hat Fraunhofer IWES anhand von drei Flächenkulissen zukünftige Offshore-Windenergiepotenziale in der Ausschließlichen Wirtschaftszone (AWZ) der Bundesrepublik modelliert. Demnach könnte das Gesamtpotenzial der Offshore-Windkraft in Deutschland auf knapp 82 GW erhöht werden und damit einen noch höheren Beitrag zum Klimaschutz und zur Energiewende leisten.

Voraussetzung sind zum einen Strategien für eine effizientere Nutzung der heute verfügbaren Flächen. Darüber hinaus kann das Offshore-Windkraft-Potenzial gesteigert werden, indem weitere Flächen z.B. mit neuen Offshore-Windkraft-Technologien so genutzt werden, dass andere Nutzer und wichtige Anliegen wie z.B. der Naturschutz nicht beeinträchtigt werden.

„Spätestens jetzt ist klar, dass die neuen Ausbauziele realistisch und umsetzbar sind – das sollte sich auch in entsprechenden Co-Nutzungsszenarien im Flächenentwicklungsplan widerspiegeln“, sind sich die Vorsitzende der BDEW-Hauptgeschäftsführung Kerstin Andreae und BWO-Geschäftsführer Stefan Thimm einig. Welche der aufgezeigten Co-Nutzungspotenziale dann tatsächlich gehoben würden, müsse sich im weiteren Dialog mit der Politik und den entsprechenden Interessengruppen zeigen.

„Natürlich muss bei der Ausweisung neuer Flächen mit Augenmaß vorgegangen werden. Unser Ziel ist ein Zustand, aus dem keine Nutzungsart als Verlierer hervorgeht“, so Thimm weiter. Wichtig sei deshalb eine kluge Kombination aus der Erschließung neuer Flächen und einer Steigerung der Effizienz von bereits zur Offshore-Windenergieerzeugung genutzten Flächen. Eine Modernisierung von Offshore-Windenergieanlagen könne den Ertrag auf bereits vorhandenen Flächen signifikant erhöhen, so Andreae.

Zur Methodik der Offshore-Potenzialstudie

Gegenstand der Untersuchung des Fraunhofer IWES waren zunächst Berechnungen der Erträge und Effizienzen auf den gemäß Raumordnungsplan verfügbaren Flächen. Dabei setzten die Wissenschaftlicher eine effizientere Nutzung als bislang an. Bei einer dichten Beplanung der Windparkflächen von teils über 10 Megawatt pro Quadratkilometer (MW/km²) sinken die Volllaststunden dabei auch im Mittel deutlich unter die Erträge in heute bereits voll ausgebauten Windparkclustern ab. Gleichzeitig wirkt sich die Nutzung größerer und höherer Offshore-Windenergieanlagen in Zukunft aber positiv auf die Erträge und Effizienzen der Windparkflächen aus, was sowohl für neue als auch aktuell bereits für die Offshore-Windenergie genutzten Flächen gilt.

In einem weiteren Schritt wurden mögliche zukünftige Co-Nutzungspotenziale analysiert. Hierzu hat das Fraunhofer IWES Gespräche mit Stakeholdern aus den Bereichen Naturschutz, Fischerei und Militär durchgeführt. Auf dieser Grundlage erfolgte anschließend eine Analyse und Zusammenfassung von Hindernissen und Potenzialen der gemeinsamen Nutzung auch vor dem Hintergrund der Potenziale von zukünftigen technischen Entwicklungen wie schwimmenden Offshore-Windenergieanlagen.

Anschließend wurden gemeinsam mit den Auftraggebern zusätzliche Szenarien mit höherer gesamter installierter Kapazität durch Co-Nutzung definiert und simuliert. Die Ergebnisse dieser Szenarien zeigen, dass eine weniger dichte Bebauung in den momentan vorgesehenen Gebieten und Verlagerung dieser Kapazitäten in Co-Nutzungsgebiete zu einer deutlichen Erhöhung von Volllaststunden und Effizienzen der Windparks führen kann.

Insgesamt wurden mehrere Co-Nutzungs-Szenarien, die die Ausbaupläne der Bundesregierung von 70 GW jeweils überschreiten, untersucht. Bei einem Gesamtpotenzial von 81,6 GW installierter Leistung lassen sich gemäß den Ergebnissen der Untersuchungen Erträge von bis zu 292,1 TWh bei rund 3.580 Volllaststunden der Windparks in der Deutschen AWZ realisieren.

Quelle: IWR Online

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