Bioökonomie für das Rheinische Revier

Blick über einen künstlichen Binnensee mit Kohle-Kühltürmen am Horizont sowie WindkraftanlagenFoto: Oliver Ristau
Der Strukturwandel erfordert wie hier am Cottbuser Ostsee in der Lausitz Zukunftslösungen für die Kohlereviere.
Kommunen im Rheinischen Revier brauchen mit dem Ausstieg aus der Braunkohle Alternativen. Wie Bioökonomie-Potenziale aussehen, zeigt die Initiative BioökonomieRevier.

Um den Braunkohleausstieg zu meistern, kann die Bioökonomie für das Rheinische Revier eine wichtige Rolle übernehmen. Dazu hat die Strukturwandelinitiative BioökonomieREVIER im Dialog mit 20 betroffenen Kommunen eine erste Bestandsaufnahme vorgelegt. Wie die Jülicher Initiative mitteilte, markiert der Ausstieg aus der Braunkohle für das Rheinische Revier einen Wendepunkt. Es gehe dabei weg von der fossilen Linearwirtschaft und hin zu einer zirkulären Bioökonomie. Diese ist eine neuartige Wirtschaftsform, die biologische Ressourcen für Produkte, Verfahren und Dienstleistungen in allen Industriebranchen verwendet. Dazu zählen etwa pflanzliche oder tierische Roh- und Reststoffe oder Mikroorganismen. Im Kreislauf und nachhaltig betrieben schont diese Klima und Ressourcen.

Je besser sich Städte und Gemeinden ferner mit Wirtschaft, Forschung und anderen Akteuren in der Region miteinander  vernetzen, desto erfolgreicher werden aus den vielfältigen bioökonomischen Potenzialen des Rheinischen Reviers neue Wertschöpfung und Arbeit erwachsen.

Die vorliegende Publikation „Bioökonomie: Kommunale Profile – Kernrevier Version 1.0“ betrachtet die verfügbaren Flächen und deren Nutzung vor Ort, die landwirtschaftliche und wirtschaftliche Struktur, mögliche Innovationsfelder sowie die verwertbaren Reststoffmengen. Aber auch Bildungsaktivitäten und kommunale Nachhaltigkeitsinitiativen sind von Interesse.

„Wir sehen diese erste Aufstellung eines Bioökonomie-Profils als Einstieg in einen tieferen Austausch mit den Kommunen, wie genau man die Bioökonomie vor Ort nutzen kann, um sich zukünftig neu aufzustellen“, so Prof. Ulrich Schurr, Initiator von BioökonomieREVIER und Direktor am Institut für Pflanzenwissenschaften am Forschungszentrum Jülich.

Andreas Heller, Bürgermeister aus Elsdorf und Mitglied des Sprecherteams der Anrainerkonferenz, ergänzte: „Wir freuen uns sehr über den Impuls dieser Initiative vom Forschungszentrum. Sie haben sich die Mühe gemacht, mit allen Kommunen zu sprechen und uns die Konzepte, die die Bioökonomie bietet, näher zu bringen.“

Wende zu Photovoltaik und Wasserstoff

Strukturumbrüche erfordern, traditionelle Nutzungspfade zu diversifizieren und durch neue Verwertung von pflanzlichen Ressourcen und Reststoffen ökologisch wie ökonomisch nachhaltig zu gestalten. Der Anbau alternativer Rohstoffe bietet dabei neue bioökonomische Nutzungspotenziale, erneuerbare Energien (z.B. Photovoltaik und Wasserstoff) und digitale Landwirtschaft gewinnen an Bedeutung. Basis einer biobasierten Wirtschaft sind alle Wirtschaftsbereiche mit Wertschöpfungsketten bestehend aus nachwachsenden Rohstoffen und biogenen Rest- und Abfallstoffen. Daher spielt die Landwirtschaft als Produzentin von Lebensmitteln und Biomasse bzw. pflanzlichen Rohstoffen eine Schlüsselrolle.

Die kommunalen Steckbriefe zeigen im Weiteren industrielle Schwerpunkte mit Bezug zur Bioökonomie. So sind etwa Betriebe der Lebensmittelwirtschaft in elf der zwanzig Kommunen im Kernrevier ansässig, in 50 Prozent gibt es Kunststoffverarbeitung, in sechs Kommunen Chemieunternehmen. Darüber hinaus bestehen lokale Schwerpunkte in den Bereichen Textil, Pharma und Papier. Innovative Bioökonomie-Konzepte bieten hier Anknüpfungspunkte für neue Wertschöpfungsoptionen und eine weitere Integration untereinander und mit anderen Branchen, wie z. B. dem Handel oder der Industrie.

Bodo Middeldorf, Geschäftsführer der Zukunftsagentur Rheinisches Revier, erklärt: „Für eine erfolgreiche Umsetzung des Strukturwandels ist es essenziell, dass Forschungseinrichtungen wie das Forschungszentrum Jülich mit den Kommunen vernetzt werden. Hieraus können nachhaltig wirksame Projekte entstehen, etwa im Rahmen des Förderprogramms Revier.Gestalten.“

Die Kommunalen Bioökonomie-Profile entstanden im Rahmen einer Projektförderung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) mit Mitteln aus dem Sofortprogramm für den Strukturwandel.

27.9.2022 | Quelle: BioökonomieREVIER | solarserver.de © Solarthemen Media GmbH

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