© Lützerath Lebt!
© Lützerath Lebt!

Klimaaktivist*innen rufen in Lützerath zu Unterstützung auf

Die Braunkohle soll im Boden bleiben

Lützerath - 2019 lebten rund 20 Menschen hier, in einem Weiler der Stadt Erkelenz in Nordrhein-Westfalen. Dann stand Lützerath bereits leer, weil hier Braunkohle abgebaut werden soll. Seit längerer Zeit st der gesamte Ort im Eigentum des Energiekonzerns RWE, sowohl Grundstücke als auch Gebäude mussten zwangsweise abgetreten werden. RWE hat eine Abbruchgenehmigung.

Seit Montag werden mit Hilfe der Polizei Tore, Barrikaden und Gerüste an den Eingängen des Weilers Lützerath eingerissen, um dem Tagebaubetreiber RWE Zugriff auf die Braunkohle unter dem Dorf zu ermöglichen. Klimaaktivist*innen von Lützerath Lebt!, die seit längerer Zeit hier sind und sich den Abrissarbeiten in den Weg stellen, riefen deshalb am Dienstagnachmittag nach 48 Stunden Protest mit dem Tag X alle zur Unterstützung auf. Der sogenannte Tag X ist der Beginn des Widerstands gegen den Räumungsversuch in Lützerath.

Über die beginnende Demolierung des Dorfs ist Lakshmi Thevasagayam von Lützerath Lebt! schockiert: „Ich kann es nicht fassen, wie hier mehrere Hundertschaften und schwerste Geräte aufgefahren werden, um uns immer weiter in die Klimahölle zu treiben. Lützerath ist kein Symbol. Hier ist so viel Kohle im Boden, dass damit die von der Politik selbst gesteckten Klimaziele nicht erreicht werden. Wie kann die Politik und die Polizei für den Profit weniger und gegen das Überleben von so vielen Menschen sein?“

Die Aktivist*innen im Dorf hoffen nun auf viel Unterstützung, um das Vorrücken der Polizei zu stoppen. Dass sie diese bekommen können, zeigt der Aufruf X-tausend.de, den über elftausend Entschlossene unterschrieben haben, die bereit sind, sich schützend um das Dorf zu stellen. Ihr Protest kann das Ruder herumreißen, denn die Räumung steht auf fragwürdigen gesetzlichen Grundlagen. Die angebliche energiewirtschaftliche Notwendigkeit des Tagebau Garzweilers ließen die Grünen noch 2021 als Oppositionspartei prüfen. Verfassungsrechtler Prof. Dr. Georg Hermes kam zu dem Schluss, dass die Bevorzugung des Tagebaus ohne Prüfung der Erforderlichkeit unrechtmäßig sei. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung belegte dazu im April, dass die Inanspruchnahme der Kohle unter Lützerath für die Energiesicherheit nicht benötigt wird.²

Sprecherin Dina Hamid von Lützerath Lebt! erklärt, weshalb die Aktivist*innen zivilen Ungehorsam wie Blockaden für nötig halten: „Seit Jahren haben wir alles versucht: Unterschriften gesammelt, auf Demonstrationen protestiert, an der Seite der Wissenschaft an die Politik appelliert. Doch wir rasen weiter auf das Überschreiten von Kipppunkten zu, deren Auswirkungen niemand mehr kontrollieren kann. Klimaschutz heißt schon lange nicht mehr nur das Licht hinter sich auszuschalten, sondern dass Millionen Tonnen Kohle im Boden bleiben, wie im Hambacher Forst. Dafür werden wir kämpfen.“


Artikel Online geschaltet von: / stevanov /