Wie saniert man großvolumige Gebäude?

Internationale Tagung in Weiz zeigt große Potenziale und Möglichkeiten anhand von realisierten Projekten auf

Weiz- Hochwertige energetische Sanierung von großvolumigen Gebäuden steht im Mittelpunkt einer von der AEE INTEC veranstalteten internationalen Tagung, die derzeit in Weiz in der Steiermark stattfindet. Das Sanierungspotenzial des derzeitigen Gebäudebestands ist hoch und es ist nicht nur ein Vorteil für das Klima, sondern Sanierung rechnet sich auch für die Geldtasche der Bewohner oder der Mieter, vor allem, da zu erwarten ist, das die Kosten für fossile Energie in Zukunft weiter steigen werden. Rund 250 Teilnehmer, viele davon auch aus der Praxis, zeigen, dass das Thema im Trend liegt.

Spürbarer Komfort durch Modernisierung - energetische Einsparung hoch

Wie eine Sanierung oder Modernisierung mit Passivhauskomponenten möglich ist, konnten Interessierte z.B. im Rahmen der Exkursion gestern beim Bezirkspensionistenheim in Weiz, dessen Sanierung von Arch. Erwin Kaltenegger geplant wurde, in vorbildlich umgesetzter Weise besichtigen. Das Gebäude wurde 1973 nach dem damaligen Stand der Technik errichtet. Obwohl die Gesamtnutzfläche von rund 4300 m2 auf fast 5000 m2 erhöht wurde, konnten die Energiekosten von über 30000 Euro auf rund 4190 Euro gesenkt werden. Die Behaglichkeit, die Luft- und die Wohnqualität wurden wesentlich erhöht. Gespräche mit den Bewohnern und Betreibern zeigen: es wurde auch ein spürbarer Komfort geschaffen. Es wurden nicht nur die Außenhüllen gedämmt und die Fenster ausgetauscht, sondern auch Lüftungsgeräte mit Wäremrückgewinnung eingebaut.

Im Jahr 2012 sind wir zum Thema Energie hochsensibilisiert

Äußerst amüsant war gestern Abend der Festvortrag ‘Weniger Energie ist mehr Komfort’ von Prof. DI Ingo Gabriel, der aus dem Jahr 2012 berichtete: Der Preis für Superbenzin liegt über 5 Euro, die EU-Länder haben sich auf eine progressive Besteuerung des Energieverbrauchs geeinigt. Die Bürger und Bürgerinnen sind durch die Energiepreise hochsensibilisiert und wissen endlich, was eine Kilowattstunde ist. Die Mobilität ist nicht gefährdet, die Industrie hat kurzfristig ein Sortiment extrem energiesparender Fahrzeuge auf den Markt gebracht. Zur Freude der Krankenkasen steigt der überwiegende Teil der Bevölkerung kurz entschlossen auf das Fahrrad um. Jeder halbwegs schlaue Landwirt hat längst eine Solarstromanlage auf seinem Scheunendach und sichert so seine Pension. Gefördert werden nur noch Neubauten, die zumindest Nullenergie- oder Passivhäuser sind, auf jeder neuen Dachfläche ist eine PV-Anlage Pflicht. Die Ausbildungsschwerpunkte ändern sich rapid, Energie ist schon in den Volksschulen auf dem Lehrplan. Die Studenten schreiben Diplomarbeiten zum Thema: Faktor 10 bis 20, vom Plattenbau zum Passiv- oder zum Nullenergiehaus usw. Die Politik hat endlich eingesehen, dass es wichtiger ist, Geld nicht nur für einzelne Vorzeigeprojekte auszugeben, sondern für die energetische Sanierung strukturschwacher Regionen.

Das Potenzial ist groß

Vorgestellt wurden heute nicht nur Vorzeigeprojekte aus der Region sowie aus anderen Bundesländern, sondern auch internationale Projekte, wie z.B. das ‘Energy house’ in Brüssel, das nicht nur Heizen, sondern auch Kühlen mit Erneuerbaren Ressourcen abdeckt. Lösungsansätze für bewohnte Baustellen, der Weg des Passivhauses in Europa, Systeme zur Qualitätssicherheit im Sanierungsprozess, der Einsatz von Solarenergie in der Sanierung, die Entsorgungseigenschaften von Baustoffen und Bauteilen in der Sanierung waren weitere Themen. Rege diskutiert wurde außerdem darüber, dass die politischen Rahmenbedingungen passen müssen. Entsprechend adaptierte Wohnbauförderungsmechanismen haben große Wirkung. Die Politik sollte vor allem bei öffentlichen Gebäuden vorbildhaft vorangehen.

Möglich sind Verbesserungen mit 80% - 90% des jetzigen Energiebedarfs, die Politik ist mit rascheren Entscheidungen zur Umsetzung gefragt. Viele Lösungen sind bereits da.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /