© Ing. Martin Litschauer
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Die Zukunft der Mobilität ist leicht und alternativ

Umfrage der ÖAMTC AKADEMIE zu Energieeffizienz zeigt: 94 Prozent der Experten erwarten Rückgang schwerer Fahrzeuge und Trend zu Leichtbaumodellen

© Thomas Breitsprecher
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© MITSUBISHI MOTORS Deutschland GmbH
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Die aktuelle Finanzkrise wirft große Schatten auf die Automobilbranche. Wie sehr abseits der brisanten Probleme das Autokauf-Verhalten der Österreicher vom Thema Umwelt beeinflusst wird, zeigt eine SMS-Umfrage der ÖAMTC AKADEMIE. Im Rahmen des 2. Internationalen Mobilitätssymposiums "Auto und Energie" beantworteten die anwesenden Automobilexperten zehn Fragen zum Thema Energieeffizienz. Für das Auto der Zukunft prognostizieren die Brancheninsider einen Trend zu Leichtbaumodellen. "Bei schweren Fahrzeugen mit hohem Kraftstoffverbrauch erwarten 94 Prozent der Umfrage-Teilnehmer besonders in Ballungsgebieten einen Rückgang", sagt die Geschäftsführerin der ÖAMTC AKADEMIE, Christine Zach. "47 Prozent der Experten erwarten, dass in zehn Jahren weniger SUVs gekauft werden. Das ist eine Entwicklung, die sich auf dem Automobilmarkt bereits abzeichnet." Motor der Veränderungen sind laut Umfrageergebnis neben dem Streben nach Unabhängigkeit von fossilen Energieträgern auch die aktuellen Auswirkungen des Klimawandels. "95 Prozent der Experten sehen in dem durch den Menschen verursachten Klimawandel zumindest teilweise den Auslöser für aktuelle Naturkatastrophen", sagt Zach.

Bei den Kraftstoffen wird es zwar eine Verschiebung von den fossilen Energieträgern hin zu erneuerbarer Energie geben, ein Aus für Erdölprodukte ist aber noch lange nicht in Sicht. Unangefochten an der Spitze der Erwartungen stehen nämlich trotz aller Entwicklungen und Fortschritte in der Meinung der Experten nach wie vor Benzin und Diesel. Sie werden. so meinen 40 Prozent der Befragten, auch im Jahr 2020 noch den Markt dominieren. 22 Prozent der Befragten geben Benzin den Vorrang vor Diesel (18 Prozent). "Diese Prognose entspricht den derzeitigen aktuellen Entwicklungen am Kraftstoffmarkt", sagt Christine Zach. Von den flüssigen Biokraftstoffen erwarten nur sieben Prozent der Experten, dass sie in zwölf Jahren große Bedeutung haben.

"Bei den alternativen Kraftstoffen sehen die Fachleute eindeutig einen Trend hin zur Verwendung gasförmiger Kraftstoffe, speziell Biogas bzw. Erdgas. Ein Drittel der Befragten erwartet, dass gasförmige Kraftstoffe im Jahr 2020 dominieren werden", erklärt die Geschäftsführerin der ÖAMTC AKADEMIE. Immerhin 14 Prozent der Experten sehen in elektrisch betriebenen Fahrzeugen eine zukunftsträchtige Alternative. Nach euphorischen Erwartungen noch vor wenigen Jahren sehen hingegen nur mehr knappe sieben Prozent im Wasserstoff einen Energielieferanten der Zukunft.

Bei der Entwicklung alternativer Antriebe steht die Hybrid-Technik im Experten-Ranking ganz oben. 48 Prozent räumen Hybrid-Antrieben in den kommenden fünf Jahren hohe, weitere 35 Prozent mittlere Chancen ein. Die Verwendung von Sonnenenergie hingegen wird laut Umfrageergebnis der ÖAMTC AKADEMIE in den nächsten fünf Jahren im Mobilitätsbereich nur eine untergeordnete Rolle spielen.

Energieeffizienz - Maßnahmen im täglichen Leben

Zum Thema Energieeffizienz im täglichen Konsum gaben 62 Prozent der Befragten an, immer oder zumindest manchmal etwas Unnötiges zu kaufen. Vorbildlich sind die Experten, wenn es um Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz im persönlichen Umfeld geht. An erster Stelle stehen hier mit 51 Prozent aller Ideen die Aktionen im Bereich Haushalt/Wohnen: Von Energiesparlampen über Wärmedämmung bis hin zur Verwendung erneuerbarer Energien gehen die Tipps bei der Umfrage der ÖAMTC AKADEMIE. Im Bereich Mobilität, zu dem 34 Prozent aller Ideen kamen, setzen die Fachleute auf die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel oder auch des Fahrrads, wo das möglich ist. "Doch schon an dritter Stelle im Ranking stehen derzeit Gasfahrzeuge, und auch das Sprit sparende Fahren wird immer mehr zum Thema", sagt Zach. 11 Prozent der Ideen betreffen das Einkaufsverhalten, bei dem die Wahl lokaler Produkte unangefochten an der Spitze steht. Sonstige Vorschläge machen vier Prozent aus. "Insgesamt wurde uns von den Fachleuten eine breite Palette an Energie-Sparmaßnahmen genannt, die in Summe schon heute ein beträchtliches Sparpotenzial darstellen", fasst die Leiterin der ÖAMTC AKADEMIE zusammen.

Die ÖAMTC AKADEMIE ist die Zukunftswerkstatt des Clubs. Sie ist ein eigenständiger, gemeinnütziger, wissenschaftlicher Verein für Mobilitäts- und Umweltforschung und wurde 1991 vom ÖAMTC ins Leben gerufen. Die Aufgabe der ÖAMTC AKADEMIE ist es, durch wissenschaftliche Beiträge (u.a. nationale und internationale Forschungsprojekte, Symposien, Publikationen) sozial wie ökologisch verträgliche Mobilitätslösungen zu erarbeiten. Neben einer nachhaltigen Bewusstseinsbildung ist das Ziel, auf Basis wissenschaftlicher Ergebnisse praxistaugliche Lösungen vorzuschlagen.

Wir haben in der oekonews-Redaktion bereits mehrfach über die Trends im Mobilitätsbereich debattiert. Unsere Meinung dazu: das Elektroauto wird wohl rascher kommen, als so manche Experten meinen. Im Bereich der Erneuerbaren Energien hat beispielsweise die Internationale Energieagentur den Ausbau bei ihren letzten Prognosen immer wieder unterschätzt. Aktuelle Entwicklungen zeigen gerade in der Batterietechnik große Fortschritte. Wir freuen uns, das der Klima- und Energiefonds in einer aktuellen Ausschreibung den Bereich Elektromobilität forcieren will. Aber der Klimawandel erfordert raschere Lösungen. Es muss politisch gehandelt werden, Elektrofahrzeuge sollten beispielsweise mehrwertsteuerbefreit werden, die in einigen Bundesländern laufenden Förderungen (z.B. Niederösterreich, Oberösterreich) sollten vom Bund übernommen werden. So könnte der Durchbruch rascher erreicht werden. Selbst Teile der Autoindustrie beginnen umzudenken, bereits 2010 sollen weit mehr Elektroautos als bisher am Markt erhältlich sein (Daimler, Mini, Nissan, Mitsubishi, General Motors u.a. planen E-Modelle).


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /