BVES: Heimspeicher-Boom setzt sich 2024 fort – Industrie verhalten

Fotomontage zeigt Solarmodule, Windenergieanlagen und Speicher in Kombination.Foto: malp / stock.adobe.com
Neben Heimspeichern erwartet die Branche einen Zuwachs von Großbatterien und dem so genannten Co-Producing von Solar-, Windenergie mit Speichern.
Ende 2024 könnten zwei Millionen Stromspeicher in deutschen Haushalten installiert sein, erwartet der Speicherverband BVES. Während auch bei großen Batteriespeichern Dynamik herrscht, ist die Nachfrage bei der Industrie unterdurschnittlich.

Der Bundesverband Energiespeicher Systeme e.V. (BVES) rechnet für 2024 mit einem fortgesetzten Heimspeicher-Boom. Die Erwartungen für den Verkauf im potenziell größten Markt Industrie und Gewerbe sind dagegen weiterhin verhalten, wie BVES-Bundesgeschäftsführer Urban Windelen anlässlich der Präsentation der Jahreszahlen 2023 sagte. Mit einem Umsatz in Deutschland im Jahr 2023 von 15,7 Milliarden (Mrd.) Euro übertraf die Energiespeicherbranche insgesamt die Erwartungen. Sie verzeichnete damit ein Gesamtwachstum von 46 Prozent gegenüber 2022.

„Wir sind sehr zuversichtlich, bis Ende des Jahres in Deutschland mehr als zwei Millionen Haushalts-Stromspeicher zu zählen“, sagte er. Das wäre noch einmal knapp eine Verdoppelung gegenüber 2023. Das entspricht zugleich einem erwarteten Umsatzzuwachs von rund einer auf insgesamt 4,8 Mrd. Euro. Im letzten Jahr war die Zahl der in Deutschland installierten Stromspeicher kumulativ um rund eine halbe Million auf 1,1 Millionen Einheiten angestiegen. Treiber für den Heimspeicher-Boom sei der Wunsch nach unabhängiger Stromerzeugung, meist in Kombination mit einer PV-Anlage sowie die E-Mobilität. Die kumulierte Leistung aller Strom-Heimspeicher habe Ende 2023 sechs Gigawatt (GW) betragen bei einer Kapazität von knapp zehn Gigawattstunden.

Deutsche Hersteller nur noch mit halben Marktanteil

Die deutschen Verbraucher seien sehr preissensibel, so Windelen. Deshalb stieg der Absatz asiatischer Speicher 2023 im Vergleich zum Vorjahr kräftig an. Der Anteil deutscher Hersteller hat sich halbiert. Immer mehr Haushalte greifen auch bei Wärmespeichern bzw. Wärmepumpen zu. Der Absatz kletterte 2023 um 50 Prozent auf 356.000 Einheiten. Der Umsatz legte wegen gestiegener Preise um 55 Prozent auf 7,3 Mrd. Euro zu. Ende 2024 könnte die Zahl von 500.000 installierten Wärmepumpen erreicht sein. Die Umsatzprognose liegt bei elf Milliarden Euro.

Im Unterschied zum Heimspeicher-Boom präsentierte sich die Speichernachfrage von Industrie und Gewerbe mit einem umsatzseitigen Plus von 10 Prozent auf 1,23 Mrd. Euro unterdurchschnittlich. Wenn, dann investieren die Unternehmen ähnlich wie die Haushalte in Versorgungssicherheit und Ladestationen und damit also in Stromspeicher. „Zum Beispeil, um mit eigenen Anlagen die geringen PV-Kosten zu nutzen und so die hohen Strompreise zu umgehen“, sagte Windelen.

Die Nachfrage nach Wasserstoffspeichern legte leicht zu. Dynamischer soll es werden, wenn die kürzlich durch die EU genehmigten IPCEI-Projekte 2025 in die Realisierung gingen.

Schlafender Riese Industriespeicher

Der Absatz der Wärmespeicher entwickele sich dagegen trotz des hohen Bedarfs sehr verhalten, so Windelen. Grund seien fehlende Anreize. Für 2024 sieht er keine grundsätzliche Trendwende, auch wenn der Industriemarkt ein „schlafender Riese“ sei. „Potenziell ist es das größte Marktsegment für Energiespeicher“, sagt er. 2024 rechnet der Verband aber immerhin mit einem Plus von 20 Prozent.

Bei Großbatterien, Pumpspeichern und Großwärmespeichern (Segment Systeminfrastruktur) lag der Absatz 2023 mit 2,5 Mrd. Euro auf Vorjahresniveau. Hier rechnet der Verband für das laufende Jahr mit einem Zuwachs auf 3,1 Mrd. Euro wegen neuer Großspeicherprojekte und angekündigter neuer Pumpspeicherkraftwerke. „Die Dynamik bei den Speichern kommt vom Strom“, so Windelen. Mittelfristig erwartet er eine Zunahme des so genannten Co-Producing. Das sind Projekte mit Photovoltaik, Wind und Speichern, die Strom nach Bedarf anbieten. Künftig schätzt er zudem, dass es regulatorisch vorgeschrieben werde, große PV-Anlagen nur noch mit Speichern zu bauen, so wie dies kürzlich die EnBW für sich schon angekündigt habe.

Eine neue Branchenumfrage des BVES zeigt, dass die deutschen Speicherhersteller zu drei Viertel mindestens positiv in die Zukunft schauen. Zu einem der wichtigsten Wachstumstreiber wird dabei das Auslandsgeschäft. „Speicher ‚made in Germany‘ sind international stark gefragt“, so Windelen. Das betrifft vor allem die USA, Europa und Australien. Das hat positive Jobeffekte für die mittelständisch geprägte Branche. „Die kleineren und mittleren Unternehmen verzeichnen den größten Beschäftigungszuwachs“, sagt der BVES-Chef.

Speicher für die Kraftwerksstrategie

Mit Spannung blickt Windelen der Konkretisierung der neuen Kraftwerksstrategie der Bundesregierung entgegen, die angekündigt hatte, 10 GW an Gaskraftwerken aufbauen zu wollen. „Unser Ansatz ist ein anderer. Es sollten keine Technologien, sondern die Leistung ausgeschrieben werden“, schlägt er vor. Wer die am günstigsten erbringe, solle auch den Zuschlag erhalten. Er sieht dabei große Chancen für die Speicher, die dabei zum Zuge kommen könnten.

Hinweis: die vom BVES veröffentlichen Zahlen für 2023 sind laut Verband noch vorläufiger Natur.

Autor: Oliver Ristau © Solarthemen Media GmbH

Beliebte Artikel

Schließen