Energieeffizienz forcieren und Energie richtig einsetzen

Experten diskutierten am 20.11. Anforderungen und Ziele der Energieeffizienz für Wissenschaft, Politik und Gesellschaft im Rahmen des Expertenforums der Wiener Stadtwerke

Wien- Die internationale Energieagentur prognostiziert, dass der Welt-Energieverbrauch bis 2030 um weitere 50 Prozent zunehmen wird. Energieeffizienz ist daher ein Thema mit internationaler Bedeutung, das national innovative Lösungen erfordert. Die fachkundigen Teilnehmer des Wiener Stadtwerke Expertenforums, am 20. November im MuseumsQuartier Wien, waren sich einig: Energieeffizienz bedeutet nicht Energie sparsam einsetzen und dabei Komfort verlieren, sondern Energie richtig einsetzen.

Prof. Stefan Schleicher, vom Wegener Zentrum für Klima und Globalen Wandel der Universität Graz, verweist für verstärkte Energieeffizienz auf eine neue Generation von Elektro-Autos, die neben dem vollelektrischen Antrieb auch zusätzliche Funktionalitäten bietet. Autos könnten somit auch als Speicher für das elektrische Netz dienen. Schleicher: "Ein gutes Beispiel für die Förderung von Elektro-Autos ist London. Elektrisch betriebene Fahrzeuge können gratis parken und müssen keine Maut für die Einfahrt in die City zahlen." Neben dem umweltfreundlichen Antrieb zählt Schleicher auf innovatives Bauen. Alle Gebäude könnten problemlos im Passivhaus-Standard errichtet werden, zahlreich verwirkliche Objekte zeigen bereits, wie das geht. In Zukunft, so ist Schleicher überzeugt, können wir Gebäude als Kraftwerk sehen. "Die Nutzung von thermischer und photovoltaischer Sonnenenergie für den Eigenverbrauch macht unabhängiger", ist Schleicher überzeugt. Auch die Weiterentwicklung der Energie-Netze mittels Smart Grids und die EU-Strategie, die Erneuerbare Energien und lokale Verfügbarkeit zur Erreichung von Energieeffizienz stärken will, müssen entsprechend berücksichtigt werden. Clevere Netze werden in Zukunft ähnliche Strukturen wie Internet haben, so Schleicher.


Die Geschäftsführerin des Klima- und Energiefonds der Österreichischen Bundesregierung, Eveline Steinberger, berichtete über internationale Klima- und Energierelevante Rahmenbedingungen. Das Kyoto-Ziel bis 2012 sieht eine Reduktion der Treibhausgas-Emissionen um 13 Prozent gegenüber 1990 vor. Die Energieeffizienz-Richtlinien verlangen eine Steigerung der Energieeffizienz bis 2016 um 9 Prozent. Die EU hat mit den 20/20/20-Zielen bis 2020 diese Vorgaben noch verschärft. Zu jeweils 20 Prozent sollen die Treibhausgas-Emissionen verringert und der Anteil erneuerbarer Energien sowie die Energieeffizienz gesteigert werden. Die österreichische Bundesregierung hat mit dem Klima- und EnergiefondsGesetz ein Instrument zur Erreichung all dieser Ziele geschaffen, so Steinberger. Sie erklärt "Rund 59 Prozent des energetischen Endverbrauchs sind stark national beeinflussbar". Das Erreichen der Vorgaben soll mittels Förderprogrammen in die Energie- und Klimaforschung, sowie entsprechende Öffentlichkeitsarbeit unterstützt. Förderaktionen, beispielsweise für Photovoltaik, klimafreundliche Sanierung und Mobilität bieten finanzielle Anreize.

Den Ausbau Erneuerbarer Energien sieht auch Volker Handke vom Institut für Zukunftsstudien und Technologiebewertung in Berlin als wichtigen Schritt Richtung Nachhaltigkeit. "Bisher wurden die größten Effizienzgewinne durch Strukturwandel erreicht. Die tatsächliche Einsparung von Energie steht aber noch aus", sagt Handke weiter. International besonders kritisch ist die geringe Energieeffizienz von Großverbrauchern. Nationen wie die USA oder China haben, gemessen an ihrem Primärenergieverbrauch, enorme Effizienzpotentiale. Um diese Potentiale zu nutzen ist jeder, vom Energielieferanten über die Industrie, den Transport, bis hin zum Endverbraucher, gefordert. Beginnend bei der effizienten Wandlung der Primärenergie zur Endenergie, zum Beispiel durch Kraft-Wärme-Kopplungs-Kraftwerke, steht in weiterer Folge auch der Mensch, dessen Bedürfnisse und Energie-Gewohnheiten im Fokus. Bewusstsein für effizientere Haushaltsgeräte, Stand-by-Vermeidung oder Niedrigenergie-Häuser und Plusenergiehaus muss weit mehr geschaffen werden. Handke sieht die Energie-Zukunft spannend, Energierecycling in Wirtschaft und im privaten Bereich ist für ihn möglich , technischer Fortschritt wird hinsichtlich Monitoring, Reglung und Automation forciert werden.

Anhand des Projekts "TU-Univercity 2015", stellte Gerald Hodecek, Baubeauftragter der TU Wien, den energieeffizienten Campus der Zukunft vor. Geplant ist die Optimierung der Räume, Wege und Ressourcen auf dem 300.000 m2 großen Areal. Für die 18.000 Studenten und 2.000 Wissenschaftler an der Universität sollen die Wege verkürzt und der Rad- und Fußgängerverkehr forciert werden. Weitere effiziente Maßnahmen sind Nacht- und Taglüftung, die Erneuerung der IT-Infrastruktur zum Beispiel mit energiesparenden Bildschirmen. Die optimale Auslastung der Räume führt zur Reduktion ungenützter Flächen und in weiterer Folge zu geringerem Energieverbrauch. Nachhaltigkeit wird durch Bestandserhaltung und verstärkte Standardisierung und Flexibilisierung geschaffen. Die TU Wien lässt in das Projekt bereits erfolgreich eingesetzte Lösungen einfließen, unter anderem Energie-Monitoring in Form des Online Energie Management Systems oder umweltfreundliche Fernkälte - beides in Zusammenarbeit mit Wien Energie.


Mit den Wiener Expertenforen setzen die Wiener Stadtwerke Dialog-Impulse.

Auf exfo.wienerstadtwerke.at finden Sie weitere Informationen rund um die Veranstaltungsreihe Wiener Expertenforen - von der Vorstellung der Experten inklusive Unterlagen zu deren Vorträgen, über eine Galerie mit Bildern vom Event zum Download, bis zur Anmeldemöglichkeit für Newsletter bzw. das jeweilige Event selbst.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /